Franka Marie Becker und Sarah Rosinski haben zwar einen Businessplan geschrieben, dabei aber auf Zahlen wenig Wert gelegt. Die ehrenamtliche Idee steht im Vordergrund und nicht der Umsatz oder der Gewinn. Wenn aus dem Verein, wie geplant, eine gGmbH wird, wird es aber um Einnahmen und Ausgaben gehen. Das ist den beiden klar. Foto: Franka Marie Becker

LeseMöwen entführen Kinder in die Welt der Bücher

Franka Marie Becker und Sarah Rosinski liegen in den letzten Zügen ihres Studiums in Rostock. Nebenbei haben die jungen Frauen nun einen Verein gegründet. Sie vermitteln Studenten zum gemeinsamen lauten Lesen an Grundschulkinder. Die ersten 13 Patenschaften gibt es schon.

 

Franka Marie Becker und Sarah Rosinski haben zwar einen Businessplan geschrieben, dabei aber auf Zahlen wenig Wert gelegt. Die ehrenamtliche Idee steht im Vordergrund und nicht der Umsatz oder der Gewinn. Wenn aus dem Verein, wie geplant, eine gGmbH wird, wird es aber um Einnahmen und Ausgaben gehen. Das ist den beiden klar. Foto: Franka Marie Becker

Franka Marie Becker und Sarah Rosinski haben zwar einen Businessplan geschrieben, dabei aber auf Zahlen wenig Wert gelegt. Die ehrenamtliche Idee steht im Vordergrund und nicht der Umsatz oder der Gewinn. Wenn aus dem Verein, wie geplant, eine gGmbH wird, wird es aber um Einnahmen und Ausgaben gehen. Das ist den beiden klar.
Foto: Franka Marie Becker

Die beiden Gründerinnen haben erschreckende Zahlen recherchiert: Rund jedes fünfte Grundschulkind kann nur schlecht lesen. Etwa 30 Prozent schmökern nur selten oder nie in einem Buch und verpassen wundervolle, fantasiereiche und spannende Geschichten. Das muss sich ändern, dachte sich die 27-jährige angehende Wirtschaftspädagogin Franka Marie Becker . Denn wer nicht gut lesen kann, hat meist auch beim Schreiben Probleme und später schlechtere Möglichkeiten im Ausbildungs- und Berufsleben.
Ihre Idee: Studenten werden ehrenamtlich Lesepaten von Grundschülern in Rostock. Schnell war aber auch klar, ganz alleine würde sie diese Idee nicht ins Rollen bringen.
„Ich brauchte jemanden an meiner Seite, der meine Idee anreichert und mich ergänzt“, erinnert sich Franka Marie Becker, die sich eher, geprägt durch ihr Studium, als Zahlenmensch sieht. Beim Line-Dance-Tanzkurs lernte sie Sarah Rosinski kennen, die Nutztierwissenschaften studiert. „Sie ist offen, ehrlich, sympathisch und eher vorsichtig. Schläft lieber eine Nacht über Entscheidungen, während ich manchmal zu schnell zu begeistern bin. Da ergänzen wir uns perfekt.“

Franka Marie Becker wirft gern einen Blick auf ihre Mind Map: Vor etwa einem Jahr begann sie darauf mit einer kleinen Notiz über ihre Geschäftsidee. Nach und nach kamen immer neue Gedanken hinzu. Foto: Grit Gehlen

Franka Marie Becker wirft gern einen Blick auf ihre Mind Map: Vor etwa einem Jahr begann sie darauf mit einer kleinen Notiz über ihre Geschäftsidee. Nach und nach kamen immer neue Gedanken hinzu.
Foto: Grit Gehlen

In diesem Fall war aber auch Sarah Rosinksi sehr schnell begeistert von der Lesepatenschaftsidee, freut sich Franka Marie Becker.
Gemeinsam tüftelten die beiden jungen Frauen ein Konzept aus und holten sich eine Expertenmeinung von Martin Setzkorn vom Zentrum für Entrepreneurship an der Uni Rostock.

Die Artikel über die LeseMöwe sammelt Franka Marie Becker. Bisher hat jeder Artikel Resonanz gebracht: Entweder haben sich Paten oder aber Unterstützer gemeldet. Foto: Grit Gehlen

Die Artikel über die LeseMöwe sammelt Franka Marie Becker. Bisher hat jeder Artikel Resonanz gebracht: Entweder haben sich Paten oder aber Unterstützer gemeldet.
Foto: Grit Gehlen

Er riet zur Gründung eines Vereins, der später in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt werden könnte. Viele soziale Geschäftsideen, wie beispielsweise Kitas oder Tierheime, setzten auf diese Rechtsform. Zugleich meldeten sich Franka Marie Becker und Sarah Rosinski für das Gründerevent MVpreneurDay an der Uni an. Vor hunderten Studenten und Uni-Gästen präsentierten sie mit anderen Wettbewerbsteilnehmern im letzten Sommer ihre Geschäftsidee und gehörten zu den Siegern. Das machte Mut und brachte viel Aufmerksamkeit. Um die Idee in Gang zu setzen, sprachen sie anschließend Studenten an und merkten schnell, dass sie zeitlich und finanziell an ihre Grenzen stießen, denn die Nachfrage stieg und steigt stetig.

„Nachdem die Ostseezeitung über unsere LeseMöwe-Idee einen großen Artikel veröffentlicht hatte, meldete sich beispielsweise eine pensionierte Sonderschulpädagogin. Sie lud uns in ihren Garten zu Kaffee und Kuchen ein.“ Franka Marie Becker holt ein Foto aus der Tasche: „Hier, das ist sie. Wir waren vier Stunden bei ihr. Sie hat uns erklärt, wie man spielerisch das Lesen übt, worauf zu achten ist und wie man die Kinder motiviert selbst laut vorzulesen. Bis heute unterstützt sie unsere Idee und gibt uns wertvolle Hinweise.“
Auch Rostocks Schulrat und eine Grundschulleiterin meldeten sich, weil sie helfen und Kontakte herstellen wollten. Erste Lesepatenschaften entstanden.
Mittlerweile gibt es auch ein Logo, Visitenkarten, einen Internetauftritt und eine Facebookseite. Nebenbei wurde die Gründung des Vereins vorbereitet: Eine Satzung und Finanzordnung musste her, die Gemeinnützigkeit nachgewiesen und der Verein eingetragen werden. Auch hier half das Zentrum für Entrepreneurship mit Rat und Tat, halfen Bekannte und Verwandte, wie beispielsweise ein Jurist. Zwölf Gründungsmitglieder trafen sich nun am 29. Februar, um die LeseMöwe als Verein ins Leben zu rufen. Auch Martin Setzkorn gehört dazu. „Bei diesem Projekt steht das Helfen im Vordergrund

Die pensionierte Sonderschulpädagogin Frau Koschay unterstützt die beiden LeseMöwe-Gründerinnen mit zahlreichen Tipps und Ratschlägen. Für ein Kennenlernen lud sie die Studentinnen in ihren Garten ein. Foto: Grit Gehlen

Die pensionierte Sonderschulpädagogin Frau Koschay unterstützt die beiden LeseMöwe-Gründerinnen mit zahlreichen Tipps und Ratschlägen. Für ein Kennenlernen lud sie die Studentinnen in ihren Garten ein.
Foto: Grit Gehlen

. Jetzt muss die Idee auf- und ausgebaut werden, damit sie sich trägt. Dafür muss sie in der Wirtschaft bekannt gemacht werden.“, erklärt er.

Das Vereinskonto ist noch recht leer. Die Vereinsmitglieder gehen nun auf Werbetour: Fördermitglieder, Spender und Sponsoren werden gebraucht. Mit dem Geld soll beispielsweise die Website ausgebaut werden. Franka Marie Becker schwebt vor, dass sich die Lesepaten und Leseschützlinge künftig selbst in ein Formular eintragen und zeitlich und örtlich passende Teams automatisiert vorgeschlagen werden.
Bisher ist es so, dass per Hand die passenden Lesepaten zusammengesucht und der Kontakt hergestellt werden muss.

„Die Lese-Patenschaft mit Linda ist unheimlich bereichernd“, sagt Franka Marie Becker. Derzeit lesen die beiden „Warrior Cats“. Darin geht es um verschiedene Katzen-Clans, die sich gegenseitig bekriegen. Die beiden sind aber auch schon zusammen im Zoo gewesen oder haben gemeinsam gekocht: „Linda muss mir dann das Rezept vorlesen“, sagt Franka Marie Becker schmunzelnd. Foto: Franka Marie Becker

„Die Lese-Patenschaft mit Linda ist unheimlich bereichernd“, sagt Franka Marie Becker. Derzeit lesen die beiden „Warrior Cats“. Darin geht es um verschiedene Katzen-Clans, die sich gegenseitig bekriegen. Die beiden sind aber auch schon zusammen im Zoo gewesen oder haben gemeinsam gekocht: „Linda muss mir dann das Rezept vorlesen“, sagt Franka Marie Becker schmunzelnd.
Foto: Franka Marie Becker

Eine der 13 LeseMöwe-Patenschaften hat Franka Marie Becker selbst übernommen. „Mein Schützling Linda geht in die 4. Klasse. Sie kann bereits gut lesen, liest auch viel und häufig. Ihre Mutter hat sich eine Patin gewünscht, damit Linda das laute Vorlesen trainiert und so auch ihr Selbstbewusstsein stärkt.“ Von Linda weiß Franka Marie Becker, dass sie nun schon ab und zu ohne große Hemmungen vor der Klasse vorliest. Das sei ein tolles Gefühl, mitzuerleben, wie Linda nach und nach ihre Schüchternheit und Zurückhaltung überwindet.
Vielleicht wird aus Linda später ja auch mal eine Patin. Es muss keine Lesepatin sein. Denn die beiden LeseMöwe-Gründerinnen können sich durchaus vorstellen, auch einen PhysikFrosch- oder MatheBär-Verein zu gründen. Doch das ist Zukunftsmusik, sagt Franka Marie Becker.
Erstmal soll der Verein etabliert werden und auf gesunden Füßen stehen. Je mehr Kinder unterstützt werden können, desto besser. Wenn alles weiterhin so positiv verläuft, kann vielleicht eines Tages daraus eine gemeinnützige GmbH werden, die ihre beiden Gründerinnen und vielleicht auch einige Mitarbeiter ernährt.

Grit Gehlen

Kontakt:
Internet: www.lesemoewe.de
Facebook: LeseMoewe
Blog: LeseMoewe
E-Mail: post@lesemoewe.de

 

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