Handgemachte Spezialitäten für Haut und Haar

Die hohe Kunst der Seifensiederei beherrscht Carina Benkert aus Dargun. Die 40-Jährige begann 2007 in der heimischen Küche, Seifenrezepte auszuprobieren. Mittlerweile kreiert sie alle ihre Rezepte selbst und stellt längst nicht mehr nur Seifen her. Ganz neu im Angebot ist beispielsweise ein veganer Lippenpflegestift.

Mit konzentriertem Blick und Pürierstab in der Hand rührt Carina Benkert in einer orangefarbenen Masse. Es duftet fruchtig und verlockend. Man könnte meinen, Carina Benkert püriert eine Kürbissuppe. Seifensiederei Jolu 051
Heraus kommt aber keine Suppe, sondern eine Seife. Eine Sanddornseife, um genauer zu sein. Die schnell zäher werdende Masse wird nach dem Rühren in eine längliche Form gegossen und gut eingewickelt in eine Wolldecke „schlafen“ gelegt. Seifensiederei Jolu 061 In etwa sechs Wochen ist sie reif für den Verkauf.
Carina Benkert hat sich auf Naturkosmetik spezialisiert. Künstliche Farb- und Konservierungsstoffe findet man in ihrer Seifensiederei nicht. Auch keine Tierknochen. Dafür jede Menge Öle, Fette und Wachse, Kräuter und natürliche Duftöle.

Sieben unterschiedliche Öle und Fette stecken in der Sanddornseife, für die Carola Benkert das Rezept selbst entwickelt hat. alle Fotos: Grit Gehlen

Sieben unterschiedliche Öle und Fette stecken in der Sanddornseife, für die Carola Benkert das Rezept selbst entwickelt hat.
alle Fotos: Grit Gehlen

Daraus entstehen 40 verschiedene Seifen, Lippenpflegestifte in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Körperöle, blubbernde Badekugeln, Körperbutter zum Duschen, Rasierbalsam oder auch Haarwaschmittel. Der Renner sei das feste Shampoo, erzählt Carina Benkert. In einer kleinen runden Dose auf der „Shampoo Bar“ steht, präsentiert sie ein festes Stück, das aussieht wie eine kleine Seife: „Damit fährt man sich drei oder vier Mal durchs nasse Haar, schäumt dann kräftig durch und spült das Shampoo wieder aus. Weil in der Shampoo Bar auch gleich pflegende Öle enthalten sind, kann man sich die Haarspülung sparen. Meine Kunden sind begeistert“, freut sich die Jungunternehmerin, die vor Ideen nur so sprudelt.

„Ganz neu im Angebot ist ja auch der vegane Lippenpflegestift. Üblicherweise wird darin Bienenwachs verarbeitet. Ich nehme für die vegane Variante Rosenwachs.“ Seifensiederei Jolu 062
Carina Benkert träumt auch davon, eine Bio-Linie zu kreieren. Schon jetzt seien viele Zutaten nur als Bio im Großhandel erhältlich, wie beispielsweise das Sanddornfruchtfleischöl. Seifensiederei Jolu 010 Doch bevor Carina Benkert eine Bio-Seife oder generell ein neues Produkt verkaufen darf, muss sie das jeweilige Rezept laut Kosmetikverordnung von einem Gutachter prüfen lassen. Das kostet jedes Mal um die 300 Euro plus viel Zeit. Manchmal vergehen Monate, bis eine neue Rezeptur marktfähig ist. Wie reagieren die Inhaltsstoffe miteinander und welche Öle oder Fette bewirken was? Noch ist keines ihrer Rezepte vom Gutachter bemängelt worden.

Viel Geld investieren musste die Jungunternehmerin auch in die neue Kücheneinrichtung ihrer Seifensiederei, die kurz vor der Eröffnung im September vom Veterinäramt ohne eine einzige Beanstandung abgenommen wurde, erzählt Carina Benkert nicht ohne Stolz.
Dazu kamen Kosten für die Website und den Online-Shop, für das Design auf ihren Etiketten und den Flyern. „Insgesamt sind es mehrere 10.000 Euro, die ich in meine Geschäftsidee nach und nach über die Jahre investiert habe. Ich habe keinerlei Fördermittel beantragt, aber jeden verdienten Euro sofort wieder in die Siederei hineinsteckt.“

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Die alte Kasse begeistert viele Kunden. Carina Benkert hat sie bei ebay ersteigert.

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Carina Benkert schmunzelt, als sie vom kleinsten Seifenmuseum der Welt spricht. In drei Schubladen ihres alten Buffets zeigt sie DDR Seifen, die bei vielen Kunden immer viel Entzücken hervorrufen.

Im Nebenerwerb begann Carina Benkert 2010 Seifen herzustellen. Die Nachfrage wuchs stetig. In Zahlen mag Carina Benkert das nicht benennen. Aber sie zeigt mit der Hand schräg nach oben in die Luft: „So sieht die Kurve aus“, sagt sie schmunzelnd. Vor zwei Jahren ist aus dem Neben- ein Hauptgewerbe geworden.
Eine erste Mitarbeiterin hat in der Seifensiederei Jolu in Dargun einen Minijob gefunden.

Die Schaumanufaktur, die Carina Benkert erst im September eröffnete, lockt viele Neugierige in den Laden. Gern werden auch die Workshops gebucht. „Die Kunden kriegen immer einen Schreck, wenn ich ihnen mitteile, dass sie einen Taschenrechner mitbringen müssen.“ Die 40-Jährige lacht: „Rezepte kreieren dauert halt und alle Zutaten müssen genau berechnet werden, damit ein optimales Mischungsverhältnis entsteht.“ Seifensiederei Jolu 012
Den meisten Umsatz macht Carina Benkert auf Märkten und hier in der Siederei in Dargun. Außerdem bieten immer mehr Läden ihre Produkte an. Die Inhaberin einer Galerie in Teterow hat sich beispielsweise für den Nachmittag angekündigt. „Mal gucken, ob das passt.“
Unzufrieden ist Carina Benkert noch mit den Verkaufszahlen in ihrem Online-Shop. „Es gibt im Internet einfach zu viel Konkurrenz und es ist schwer, einem Online-Kunden den Duft zu beschreiben“, sagt sie. „Ich weiß, ich könnte mehr bei Facebook machen und dadurch auf meinen Online-Shop hinweisen. Mein Bruder, der aus der Marketingbranche kommt, schimpft immer wieder mit mir.“  Seifensiederei Jolu 076

Derzeit bewirbt Carina Benkert ihren Online-Shop direkt beim Marktverkauf. „Jeder Kunde bekommt ein Kärtchen in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, dass die Produkte auch im Internet bestellt werden können. Das klappt schon ganz gut.“   Und auch Kooperationen steht die junge Frau aufgeschlossen gegenüber. Kontakte zu anderen Unternehmen knüpft sie auf Messen wie der Grünen Woche, auf Unternehmerinnen-Stammtischen und über Unternehmer, die sie schon kennt. „Durch mein Netzwerk entstand beispielsweise der Kontakt zum Inhaber der Rostocker Schokoladerie de Prie. Für ihn habe ich Lippenpflegestifte kreiert. Da steckt echte belgische Schokolade drin.“
Carina Benkert hat viel Spaß an ihrer Arbeit und genießt den Erfolg. „Ich habe eine Nische gefunden, indem ich etwas anbiete, das es hier in der Region noch nicht gibt. Wichtig ist, stetig neue Ideen zu entwickeln, um immer wieder das Interesse der Kunden zu wecken.“

Grit Gehlen

Kontakt:
Carina Benkert
Demminer Str. 21
17159 Dargun

Telefon: 039959/17315
E-Mail: info@jolu.eu
Internet: www.jolu.eu
Facebook: www.facebook.com/Jolu-Naturkosmetik

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