Trust Births Pools: Ein Poolverleih für werdende Mütter

Josefine Titze

Foto: fotofecktory

Die angehende Ärztin Josefine Titze aus Alt Ungnade bei Greifswald hat sich „mit Leib und Seele nebenbei selbstständig gemacht“. Die 29-Jährige verleiht bundesweit aufblasbare Badewannen an werdende Mütter, die zu Hause entbinden wollen. Mit vier solcher Pools startete sie vor einigen Monaten ins Unternehmerinnenleben. Mittlerweile ist ein fünfter angeschafft und es sollen noch mehr werden, weil die Nachfrage stetig steigt.
Wie die Idee für den Geburtspoolverleih Trust Births Pools entstanden ist und welche Hilfe die zweifache Mutter bei der Gründung brauchte, erzählt Josefine Titze in diesem Interview. 

Frau Titze, Sie haben zwei Töchter. Sind beide Kinder in so einem aufblasbaren Geburtspool zur Welt gekommen?
Ja und nein. Meine erste Tochter ist in Spanien zur Welt gekommen. Wir hatten dort lediglich ein kleines Planschbecken. Es war gerade groß genug, um es für die Geburt mit ausreichend Wasser zu befüllen. Trotz des minimalistischen Pools hat es mir den Geburtsprozess unheimlich erleichtert und meine Tochter wurde schließlich ganz sanft in die Hände meines Mannes geboren.
Vor der Geburt meiner zweiten Tochter, wir waren inzwischen wieder in Deutschland, wusste ich nun ganz genau, was ich wollte: Wieder eine Wassergeburt! Diesmal aber in einem echten Geburtspool. Ich suchte im Internet und wurde tatsächlich fündig. Man konnte sich Geburtspools mit Zubehör ausleihen. Ich war sofort begeistert von dieser Idee und habe mir einen Pool reserviert. Und so durfte ich eine zweite Traumgeburt erleben, diesmal noch komfortabler in einem großen Pool, mit Griffen und Sitz, im Wasser.

Ihr zweites Baby wurde vor elf Monaten in so einem Pool geboren. Es gibt also einen Geburtspoolverleih. Warum haben Sie einen weiteren gegründet?
Ja, es gibt diesen einen Geburtspoolverleih. Nach der schönen Geburt meiner zweiten Tochter schrieb ich all meinen Dank an die damalige Besitzerin des Verleihs. Ich war einfach so froh, dass sie es mir ermöglicht hat, eine Wassergeburt zu Hause in einem Pool zu erleben.
Es entwickelte sich ein sehr angenehmer E-Mail-Kontakt zwischen uns. Schon nach kurzer Zeit fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könne, den Geburtspoolverleih zu übernehmen. Sie wollte sich beruflich verändern und hatte nicht mehr genügend Zeit, um das Geschäft ordentlich zu betreiben. Meine spontane Antwort war: JA – ohne zu wissen, was mich da erwartete.

Sie haben impulsiv ja gesagt zu dem Angebot. Würden Sie das heute wieder so einfach tun?
Es hat sich einfach richtig angefühlt und ich würde es jederzeit wieder machen. Ich hatte mir wenige Wochen vorher eine kleine Aufgabe gewünscht, die mir Spaß macht und mit der ich etwas Geld verdienen könnte. Und dieses Angebot nun war für mich die Antwort auf meinen Wunsch. Es war für mich eindeutig.
Ich sagte “Ja”, ohne zu wissen, was mich erwartet. In der Tat war am Anfang alles etwas chaotisch. Die Struktur und Organisation des Verleihs empfand ich als unnötig kompliziert und auch bei der Übernahme gab es einige Hürden zu nehmen.
Aber ich wachse an diesen Aufgaben und habe seit der Übernahme wirklich sehr viel gelernt. Wichtig für mich war und ist, einfach im Vertrauen zu bleiben und zu wissen, dass alles gut ist, wie es ist und ich meinen Weg intuitiv weiter gehen kann.

Trust Birth Pools

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Wie genau läuft so ein Verleih eigentlich ab? Nicht viele Frauen entbinden ja auch wirklich zum Termin.
Wir verleihen in ganz Deutschland ein sogenanntes Pool-Set. Es besteht aus einem Geburtspool, der in zwei verschiedenen Größen erhältlich ist, und dem Zubehör.
Im Zubehör ist alles enthalten, was man braucht, um den Pool aufzubauen, zu befüllen, zu nutzen und wieder abzubauen.
Außerdem enthält es ein Einmal-Artikel-Set. Das besteht aus einem Wasserschlauch, einem hygienischen Schutzbezug, Kescher und Wasserthermometer. Damit wollen wir sicherstellen, dass jede Frau in einem hygienisch einwandfreien Pool ihre Geburt erleben kann.
Das Pool-Set wird den Frauen zwei Wochen vor und nach dem errechneten Entbindungstermin zur Verfügung gestellt. Das Paket wird zu den Familien nach Hause geschickt.
Im Anschluss an den vierwöchigen Reservierungszeitraum haben die Frauen fünf Werktage kostenfrei Zeit, den Pool zu säubern, zusammenzupacken und wieder an uns zurückzuschicken. So können wir sicherstellen, dass auch die Frauen, bei denen das Baby etwas länger auf sich warten lässt, den Pool lange genug bei sich zu Hause haben und entspannt im Wasser entbinden können.

Wie viele Geburtspools sind gerade ausgeliehen?

Gerade sind alle fünf Pools, die wir haben, verliehen. Tendenz steigend. Wir sind kurz davor, uns den sechsten Pool zuzulegen, da der Verleih wirklich sehr gut läuft und stetig wächst.
Insgesamt haben wir in diesem Jahr schon 30 Mal einen Geburtspool verliehen. Davon wurde der Großteil in den letzten drei Monaten gebucht bzw. verliehen.
Wir verleihen und verschicken unsere Pools in ganz Deutschland. Ein Großteil unserer Pools wird von Familien aus Bayern und Berlin geliehen.

Gibt es bundesweit Mitbewerber, die auch solche Pools verleihen?
Es gibt ein paar wenige Hebammen oder Geburtsbegleiter, die online Geburtspools verleihen. Meist aber ohne das gesamte Zubehör. Sicher gibt es lokal auch Hebammen, die den schwangeren Frauen Pools zur Verfügung stellen.
Nichts desto trotz ist unser Angebot in diesem Umfang und Service einmalig in Deutschland.
Würde sich eine Familie einen Geburtspool und das gesamte Zubehör kaufen, wäre es viel teurer, als es sich bei uns zu leihen. Vor allem hat man es danach nicht bei sich zu Hause rumliegen, sondern kann es einfach wieder an uns zurückschicken.

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Sie sind nun schon einige Monate nebenher selbstständig. Wie haben Sie Ihren Start in Erinnerung?
Der Start war sehr aufregend. Zum Glück hatten wir am Anfang noch nicht allzu viele Kunden, sodass wir alles erst einmal nach unserem Geschmack optimieren und dann mit jedem Kunden Erfahrungen sammeln konnten.
Da wir das Unternehmen übernommen haben, hatten wir das Glück, dass eine gewisse Grundstruktur vorhanden war. Wir hatten viele Anhaltspunkte, an denen wir uns entlang hangeln konnten, um dann schließlich sieben Monate später vor einem eigenst kreiertem Ergebnis zu stehen.
Dadurch, dass ich ziemlich schnell eine genaue Vorstellung von dem Verleih hatte – wie ich ihn haben möchte – fiel es mir mit etwas Hilfe auch sehr leicht, das alles umzusetzen.
Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden. All meine positive Vorstellungskraft wurde übertroffen.

Wie werden Schwangere auf Ihr Angebot aufmerksam?

Bisher einzig und allein durch unsere Webseite im Internet. Wir haben mit Absicht noch keine andere Werbung gemacht, um erst einmal zu sehen, wie weit wir nur mit der Seite kommen. Und nur mit der Seite sind wir jetzt schon ausgebucht.
In Greifswald und Umgebung wird unser Angebot so nach und nach durch Mundpropaganda bekannt und so hatten wir auch hier in der Region schon einige Kunden.

Ihre Website sieht ansprechend aus. Ich gehe davon aus, dass Sie professionelle Hilfe hatten?

Wir haben von unserer Vorgängerin eine Website mit übernommen. Diese habe ich jedoch komplett überholt. Das ist das erste Mal, dass ich mit dem Erstellen von einer Website zu tun hatte. Auf diesem Gebiet habe ich seitdem wirklich am meisten gelernt.
Eine Freundin, Melanie Retzlaff, aus der Schulzeit hat mir bei der Optimierung der Website geholfen. Sie ist Internet-Marketing-Spezialistin. Melanie Retzlaff, auch eine ehemalige Greifswalderin, also aus unserer Region, die sich vor einiger Zeit mit ihrer Firma „Star Dust Media“ (http://star-dust-media.de/) selbstständig gemacht hat.
Sie hat meine Website komplett analysiert und mir dann einen Plan erstellt, mit all den Aufgaben, die ich nach und nach abarbeiten kann. Dazu gehörten unter anderem: ein monatlichen Blog aufzubauen und einen Newsletter regelmäßig zu versenden.
Nachdem ich im Juli einen Großteil der Punkte umgesetzt hatte, erlebe ich seitdem tatsächlich einen regelrechten Kundenboom.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich beim Internet Marketing Hilfe zu holen. Die Investition lohnt sich da auf jeden Fall!
Das Schöne ist, dass ich von Melanie Hilfe zur Selbsthilfe bekommen habe. Ich habe letztlich alles allein umsetzen können. Sie hat mich einfach an die Hand genommen und mir alles gezeigt. Nun kann ich vollkommen eigenverantwortlich den Weg weitergehen, aber mit dem Wissen, bei Fragen auch immer eine kompetente Ansprechpartnerin zu haben.

Auch wenn Sie sich im Nebenerwerb selbstständig gemacht haben, gehe ich davon aus, dass Sie einen Businessplan geschrieben haben. Wann schreiben Sie schwarze Zahlen?
Ja, allerdings. Der Businessplan war für mich aber eher ein grober Überblick über eine mögliche Verlaufsform unseres Geschäfts. Es ist eh alles ganz anders gekommen, als ich es da noch gedacht hatte.
Da wir uns etwas Geld geliehen hatten, um den Verleih zu übernehmen und wir nach all den Investitionen, die bisher noch anfielen, das Geliehene erst noch wieder zurückzahlen wollen, gehe ich davon aus, dass wir zum Anfang des nächsten Jahres wirklich schwarze Zahlen schreiben. Das ist viel früher, als ich anfangs dachte. Damit bin ich sehr zufrieden.

Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ich hatte im Vorfeld Hilfe durch Enterprise MV und habe einen Termin bei Berater Bastian Voigt in Anspruch genommen. Das Jobcenter hatte mir dafür einen Beratungsgutschein ausgestellt, sodass für mich keine Kosten anfielen.
Im weiteren Verlauf betreut mich jetzt Enterprise MV nach wie vor kostenlos in den nächsten drei Jahren. Für mich ist insbesondere Joachim Tautz zuständig, der mir beim Thema Steuererklärung hilft. Das ist wirklich gut zu wissen, da auch dieses Thema komplettes Neuland für mich ist.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ja, unsere Familien haben uns finanziell unterstützt und uns Privatdarlehen gegeben.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Im Moment bin ich gerade an dem Punkt angekommen, an dem ich sagen kann, dass ich erstmal alle Register gezogen habe. Das Geschäft ist so gestaltet, wie ich es mir wünsche. Ich habe zufriedene Kunden, viele wunderschöne E-Mail-Kontakte, kann in einem Blog meine eigenen Erfahrungen über Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Sein teilen und alles macht mir großen Spaß.
Jede Herausforderung die nun noch kommen mag, nehme ich gerne an. Daran kann ich weiter wachsen und Erfahrungen sammeln. Ich bin sehr zuversichtlich und sehr zufrieden.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder ein weiterer Pool?

Ein weiterer Pool auf jeden Fall, tendenziell eher drei weitere Pools, wenn es so weiter geht. Aber ansonsten ist im Moment alles vollständig und komplett. So, wie ich es mir wünsche.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?
Ja, jedoch im Moment eher mäßig. Wir haben eine Seite bei Facebook und google plus und einen youtube channel. Allerdings habe ich in all diese Seiten bisher nur wenig Energie investiert, da es nur mit unserer Hauptseite allein schon sehr gut läuft.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …… eine völlig neue Welt kennen zu lernen und mich auf ganz neuen Ebenen weiterzuentwickeln… Einen Traum zu erfüllen und eine Herzensangelegenheit zu verfolgen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,….dem Herzen zu folgen, es sagt einem sehr genau, in welche Richtung es gehen soll.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Kontakt:
Geburtspoolverleih / Josefine Titze
Kurze Str. 9
17498 Alt Ungnade (Levenhagen)
Telefon: 0151-26390093
E-Mail: info@geburts-pool.de

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