Beruflicher Neustart mit 60

Gelassen, routiniert und fröhlich – das ist Heike Dettmann. Die 60-Jährige hat nach vielen Jahren als erfolgreiche selbstständige Gastwirtin einen Ausflug ins Anstellungsverhältnis gewagt und ist nun doch wieder selbstständig. Sie hat ein langjähriges Hobby zum Beruf gemacht und verkauft in Teterow selbst genähte Kinderkleidung und hübsche Accessoires. „Ich hätte nie gedacht, dass das bei den Kunden schon nach kurzer Zeit so gut ankommt“, sagt die lebensfrohe Frau begeistert.
Frau Dettmann, seit gut einem Jahr gibt es in Teterow Ihr Atelier365. Wie läuft es? Atelier365 5
Ich bin glücklich!
Den Laden hier in Teterows Innenstadt habe ich im Sommer 2014 mit einer Bekannten eröffnet. Wir haben beide schnell gemerkt, dass wir sehr unterschiedliche Vorgehensweisen und Vorstellungen haben von dem, was wir tun und erreichen wollen. Das war uns vorher so nicht bewusst. Deswegen haben wir uns schon nach zwei Monaten einvernehmlich getrennt. Danach musste ich mich insgesamt neu organisieren. Vorher waren bestimmte Arbeiten aufgeteilt. Das war etwas anstrengend. Aber nun läuft alles.

Wie ist die Idee entstanden, Unikate zu nähen und zu verkaufen? Atelier365 7
Nach meiner Zeit als Gastwirtin habe ich eine Ausbildung zur Betreuerin gemacht. Das Team, mit dem ich zusammen gearbeitet habe, war super. Ich denke gern an die Zeit zurück. Allerdings habe ich mich als Betreuerin nicht wirklich wohl gefühlt. Das war einfach nicht meins.
Zu dieser Zeit habe ich mein altes Hobby wiederentdeckt und in meiner Freizeit viel genäht. Kleine und große Kosmetiktaschen, Schals – ach, alles Mögliche. Freunde, Bekannte und die Familie waren begeistert und irgendwann entstand dann die Idee, einen Laden zu eröffnen und selbst genähte Dinge zu verkaufen. Atelier365 6

Wer sind Ihre Kunden?

Männer und Frauen, die etwas Besonderes suchen. Zum Beispiel werdende Großeltern, die für ihr Enkelkind eine einzigartige Krabbeldecke bestellen. Oder junge Eltern, die für die Einschulung nichts von der Stange wollen. Oder frisch gebackene Tanten und Onkel, die ein personalisiertes Geschenk zur Geburt oder Taufe überreichen wollen. Schnullerbänder mit drauf gesticktem Namen sind begehrt.
Atelier365 2Dann habe ich auch schon einen Schwung Röcke für den Tanzverein der Stadt genäht und ich bin mit unserer Schalmeienkapelle im Gespräch, die Röcke und Tücher für ihre Mitglieder braucht.

Rechnet sich der Laden schon?
Reich bin ich noch nicht, wenn Sie das meinen. Finanziell hat das Jobcenter beim Gründen geholfen. Ich habe einen nichtrückzahlbaren Zuschuss bekommen, um starten zu können. Hier steht ein Plotter zum Ausschneiden von Motiven, ich habe eine Stickmaschine, eine Nähmaschine, hochwertige Garne, verschiedene Stoffe und einen Laptop davon gekauft. In den ersten beiden Monaten wurde ich vom Amt auch noch finanziell unterstützt.

Wie schwer war es, das Jobcenter von den Plänen zu überzeugen?
Ich musste einen Businessplan und einen Liquiditätsplan einreichen. Die Bearbeitung hat etwas gedauert, aber der Aufwand, die Geduld und mein Dranbleiben haben sich gelohnt. Gute Vorbereitung ist wichtig, wenn man so einen Antrag auf Unterstützung stellt.

Haben Sie auch einen Existenzgründerkurs zur Auffrischung von Kenntnissen besucht?
Nein.
Aber das Jobcenter hat mir einen Unternehmensberater an die Seite gestellt, der mir in Sachen Marketing so einige Hinweise gegeben hat und immer wieder mal bemängelt, dass ich einiges zu preiswert verkaufe. Die Gastro-Branche war halt doch ein anderes Pflaster. Man lernt nie aus.

Haben Sie auch einen Online-Shop? Atelier365 3
Noch nicht. Ich bin auch nicht sicher, ob ich das möchte. Zu mir in den Laden kommen mittlerweile viel Stammkunden und die kommen längst nicht mehr nur aus Teterow. Viele Kunden kommen und bestellen bei mir Shirts, Hosen, Jacken oder Mützen nach ihren Wünschen. Ich habe da gut zu tun.
Hilfreich ist meine Website – man muss im Netz gefunden werden, das war von Anfang an klar.

Wie sieht es mit sozialen Medien aus?
Ich bin bei Facebook. Da habe ich Sie ja auch angeschrieben. Atelier365 4

Ja, aber als Privatperson…
Seit kurzem gibt es auch eine Fanseite, die gleich in den ersten zwei Tagen über 40 Fans begeistert hat. Es macht mir unheimlich Spaß, dort in Fotos von meinen Nähaufträgen zu berichten und meine eigenen Ideen zu präsentieren. Kürzlich habe ich beispielsweise einen kleinen Kinderpullunder mit Knöpfen an den Seiten genäht, der viel Bewunderung hervorgerufen hat.
Ich muss gestehen, die Einrichtung der Fanseite habe ich mir technisch herausfordernd vorgestellt und mich daher lange nicht ran gewagt. Aber so schlimm war das gar nicht. Und das Posten macht unheimlich Spaß, weil ich so viele wundervolle Kommentare erhalte. Dadurch werden auch wieder viele andere Menschen auf mich und mein Angebot aufmerksam. Ich hoffe, dass das bald hier im Geschäft zu spüren ist.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Das Atelier 365 in Teterow soll ein Anlaufpunkt werden für Menschen, die auf handgemachtes und individuelles Wert legen. Ich überlege auch, Nähkurse zu geben. Die Kunden fragen immer wieder danach. Erste Ideen habe ich dazu schon. Die sind bald auf Facebook nachzulesen.

Welchen Rat geben Sie angehenden Gründern?
Nutzt die anfängliche Begeisterung aus und legt los. Wer lange wartet, der bekommt immer Bedenken zu hören und wird unsicher. Das kostet Kraft und Nerven. Wer von vorneherein seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt, kann gesund wachsen.

Wenn Sie nochmal neu starten würden, würden Sie etwas anders machen?
Ich würde von Anfang an alleine gründen, aber alles andere genauso machen.

Haben Sie auch ein Motto?
Alles was ich will, das kann ich auch!

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Kontakt:
Atelier 365
Inhaberin Heike Dettmann
Rostocker Straße 33
17166 Teterow
Tel.:03996/1469583
E-Mail: heike.dettmann@gmx.de

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