Das Gründer-Team will seine Gäste von leckerer, gesunder, veganer Bio-Kost überzeugen. Die Rostocker und Touristen nehmen das gern an.

Grüne Kombüse – hier gibt es leckere rein pflanzliche Gerichte

Der 30-jährige Heiner Jörhs, Dietlind Arndt (38) und Josef Czerwinski (26) haben im Juli ihr veganes Restaurant „Grüne Kombüse“ in Rostocks Altstadt eröffnet. In Topf und Pfanne kommen nur Bio-Zutaten. Damit ist ihr Angebot, nach eigenen Recherchen, bisher einmalig in Mecklenburg-Vorpommern. Finanziert haben die drei ihre Idee mit einem Gründerkredit und einer Crowdfunding-Kampagne, die über 200 Unterstützer fand. 

In Rostocks uriger Altstadt wurde das Gründer-Team bei der Suche nach einem geeigneten Standort fündig.

In Rostocks uriger Altstadt wurde das Gründer-Team bei der Suche nach einem geeigneten Standort fündig.
Foto: Grit Gehlen

Es ist 15 Uhr. Der Mittagsansturm vorbei. „Puh. So viele Gäste wie heute hatten wir mittags noch nie. Ich bin aus der Küche nicht ein einziges Mal raus gekommen“, sagt Heiner Jörhs, der sich und Dietlind Arndt aus Resten in Topf und Pfanne etwas lecker duftendes gekocht hat. Josef Czerwinski saugt an einem Trinkhalm. „Ein Smoothie muss reichen, sonst werde ich zu schnell träge und der Tag ist noch lang.“
Kennengelernt haben sich die drei über die Arbeit.

Josef Czerwinski rät zu den kostenlosen Beratungsgesprächen in der IHK oder Handwerkskammer, die es in allen Regionen Deutschlands gibt. Foto: Grit Gehlen

Josef Czerwinski rät zu den kostenlosen Beratungsgesprächen in der IHK oder Handwerkskammer, die es in allen Regionen Deutschlands gibt. Foto: Grit Gehlen

„Heiner und Josef haben zusammen auf dem Gut Stellshagen nahe Boltenhagen gearbeitet, erzählt Dietlind Arndt, die Lebensgefährtin von Heiner Jörhs. Sie ist für den Service zuständig und kümmert sich außerdem um die Buchhaltung.
Die Idee, ein eigenes veganes Restaurant zu eröffnen, entstand auch aus der Not: „Wir leben selbst seit vielen Jahren vegan“, sagt Heiner Jörhs und fügt hinzu: „Es ist für mich schwer, als Vegan-Koch einen Job in Mecklenburg-Vorpommern zu finden.“ Jetzt wollen sie anderen die rein pflanzliche Ernährungsweise näherbringen. „Unsere Zielgruppe sind nicht nur Veganer, sondern alle, die gesund und frisch essen wollen“, so Josef Czerwinski. Dass es viele Vorurteile gibt wissen die drei und damit auch, dass sie besondere und leckere Gerichte kochen müssen.
Immer wenn es die Zeit zulässt, werden in der Küche neue Rezepte ausprobiert und kreiert: „Wir haben eine feste Speisekarte und täglich ein wechselndes Mittagsangebot. Gefüllte runde Zucchini mit Tomatenhirse an Röstkartoffeln und Salat , Gratinierter Fenchel auf Paprikarisotto oder Knusprige Linsentaler mit fruchtigem Chutney, Cashewsoße und Quinoa locken nicht nur Einheimische ins Lokal. Gut jeder zweite ist ein Tourist“, vermutet Heiner Jörhs.

Mehr als 1200 Fans hat die Facebook-Seite der Grünen Kombüse, dich die Website dümpelt etwas vor sich hin. Deswegen holen sie die drei eine Beratung von Webentwickler Marten Brosch (vorn rechts). Foto: Grit Gehlen

Die Website soll moderner und nutzerfreundlicher werden, deswegen hat das Gründer-Team Webentwickler Marten Brosch (vorn rechts) eingeladen.
Foto: Grit Gehlen

Insgesamt gibt es in der Grünen Kombüse 52 Sitzplätze: 12 draußen und 40 drinnen. Bereits im Eröffnungsmonat waren täglich mehr Plätze als gedacht besetzt: „Damit hatten wir nicht gerechnet. In unserem Businessplan sind wir davon ausgegangen, dass wir anfangs pro Tag um die 450 Euro Umsatz machen. Es wurde deutlich mehr.“
Der Einbruch folgte völlig unerwartet gleich im August: „Und wir haben gedacht, wenn Hanse Sail ist und über eine Million Besucher in der Stadt sind, dann werden sich hier auch so einige einfinden.“ , wundert sich Heiner Jörhs noch immer. Im Nachhinein befragte er die Gäste und erfuhr, dass viele Rostocker während der Hanse Sail aus der Stadt fliehen, weil hier zu viel Trubel ist. Diese Einheimischen fehlten in der Grünen Kombüse.

Im Innenbereich gibt es 40 Sitzplätze, die mittags und abends größtenteils besetzt sind. Dienstags gönnen sich die Grüne Kombüse-Macher einen Ruhetag. Foto: Grit Gehlen

Im Innenbereich gibt es 40 Sitzplätze, die mittags und abends größtenteils besetzt sind. Dienstags gönnen sich die Grüne Kombüse-Macher einen Ruhetag.
Foto: Grit Gehlen

Finanziert haben Josef Czerwinski , Heiner Jörhs und Dietlind Arndt ihre Idee mit Eigenkapital, einem KfW Gründerkredit und einer Crowdfunding-Kampagne. Beim Beantragen des Gründerkredits half ein Unternehmensberater, aber die Crowd-Kampagne stellten die drei selbst auf die Beine. „Dietlind und Josef haben sich um die interessante Beschreibung unserer Idee gekümmert und ich um das Organisatorische.“ Das Portal Startnext war aus Heiner Jörhs Sicht die passende Plattform für die Crowdfunding-Kampagne. Er musste Nachweise einreichen die bewiesen, dass die Geschäftsidee umgesetzt werden soll und suchte nach passenden Dankeschöns für die Unterstützer. Wer beispielsweise 5 Euro spendete wurde auf der Dankestafel namentlich erwähnt, für 20 Euro gab es ein Frühstücksbrettchen und für 100 Euro einen Verzehr-Gutschein in Höhe von 140 Euro.
Mehr als 200 Unterstützer spendeten in anderthalb Monaten insgesamt fast 12.000 Euro. Im Gegenzug gingen neben den Give-Aways auch Verzehrgutscheine im Wert von 8000 Euro raus. „Das würden wir heute so nicht mehr machen! Das war zu viel Rabatt!“, sagt Dietlind Arndt mit Nachdruck und fügt hinzu. „Ich hatte Sorge, dass anfangs nur Gutschein-Esser im Restaurant sind und wir keinen echten Umsatz machen. Zum Glück ist es so nicht gekommen. Aber ich bin eh diejenige von uns dreien, die sich immer am meisten Sorgen macht. Die Männer sind da ganz anders.“
Die Männer sind glücklich: „Der Job hier in der Küche ist viel anstrengender als vorher. Trotzdem empfinde ich das nicht so. Die Arbeit macht mir total Spaß. Es ist toll, abends sagen zu können, ich hab was geschafft.“, sagt Heiner Jörhs. Josef Czerwinski nickt dazu: „Ich fühle mich zudem viel freier!“

Die Linsentaler gehören in der Grünen Kombüse zu den am meisten bestellten Gerichten. Foto: Heiner Jöhrs

Die Linsentaler gehören in der Grünen Kombüse zu den am meisten bestellten Gerichten.
Foto: Heiner Jöhrs

Die Herausforderung sehen alle drei darin, dass sie viele weitere neue Ideen entwickeln und umsetzen, umso immer neue Anreize für Gäste zu schaffen. Cocktails sind jetzt ganz neu auf der Karte, Konzerte wird es bald geben und auch ein Frühstücksangebot können sich die Gründer vorstellen. Dazu muss natürlich nach und nach mehr Personal eingestellt werden. Das ist ein hoher Kostenfaktor, gibt Dietlind Arndt zu bedenken. Einen Koch, eine Servicekraft und weitere Aushilfen beschäftigen sie schon.
Auch deswegen würde das Kombüse-Team rückblickend mehr Kredit beantragen. „Es gab viele kleine Kostenfallen, die wir und unser Unternehmensberater nicht kannten oder bedacht hatten.“, sagt Heiner Jörhs und fügt hinzu: „Wer gründen will, sollte generell nichts überstürzen und sich nicht unter Druck setzen lassen.“
Das betont er besonders, weil die drei bei der Restaurantsuche in Rostock kurz davor waren, schnell und unter Druck ein Restaurant in der Kröpeliner Tor Vorstadt zu mieten. Doch die Abstandszahlung war enorm hoch und deswegen wurde nach vielen Diskussionen die Gründungsidee verschoben. In Ruhe suchte das Team dann per Internet und vor Ort weiter und wurde wenig später in Rostocks Altstadt fündig. Dadurch sparten sie viel Geld.

Das Gründer-Team will seine Gäste von leckerer, gesunder, veganer Bio-Kost überzeugen. Die Rostocker und Touristen nehmen das gern an.

Das Gründer-Team will seine Gäste von leckerer, gesunder, veganer Bio-Kost überzeugen. Die Rostocker und Touristen nehmen das gern an.
Foto: Grit Gehlen

Josef Czerwinski rät zu den kostenlosen Beratungsgesprächen in der IHK oder Handwerkskammer, die es in allen Regionen Deutschlands gibt: „Dort bekommt man grundlegende Ratschläge und Hinweise zu Förderungen. Wir fühlten uns in der IHK zu Rostock wirklich gut beraten“, sagt er rückblickend.

Grit Gehlen

Kontakt:
Die Grüne Kombüse
Grubenstraße 47
18055 Rostock
Mail: info@gruenekombuese.de

Telefon: 0381-21081832

Die Grüne Kombüse im Internet

Die Grüne Kombüse auf Facebook 

 

4.9.2015

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