"Ich kann mir vorstellen, mit anderen Heilpraktikern eine Gemeinschaftspraxis zu führen, in der jeder andere Methoden anbietet, um Patienten umfassend helfen zu können", antwortet Antje Lange auf die Frage nach ihren Zukunftsträumen. Foto: Grit Gehlen

Das Leben völlig umgekrempelt…

hat Erziehungswissenschaftlerin Antje Lange. Sie hat ihren Job 2013 an den Nagel gehängt und das begonnen, wovon sie schon als ganz junge Frau träumte. Die 47-Jährige hat sich wieder auf die Schulbank gesetzt und eine Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert. Nebenbei organisierte sie auch ihren Umzug von Flensburg zurück in die alte Heimat. In Neubrandenburg eröffnete sie im November 2014 ihre Heilpraxis als ganzheitliche Schmerztherapeutin.

"Ich kann mir vorstellen, mit anderen Heilpraktikern eine Gemeinschaftspraxis zu führen, in der jeder andere Methoden anbietet, um Patienten umfassend helfen zu können", antwortet Antje Lange auf die Frage nach ihren Zukunftsträumen. Foto: Grit Gehlen

“Ich kann mir vorstellen, mit anderen Heilpraktikern eine Gemeinschaftspraxis zu führen, in der jeder andere Methoden anbietet, um Patienten umfassend helfen zu können”, antwortet Antje Lange auf die Frage nach ihren Zukunftsträumen.
Foto: Grit Gehlen

Frau Lange, das erste halbe Jahr als Selbstständige ist um. Wie fühlt es sich an, Unternehmerin zu sein?

Ich habe gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit zwei Infoabende gegeben, die gut besucht waren. Nach dem ersten Infoabend habe ich mir auf dem Balkon vor lauter Glück ausnahmsweise eine Zigarette genehmigt. Normalerweise rauche ich nicht. Aber ich war so überwältigt. Das war irgendwie Wahnsinn! Ich habe mir immer gesagt: Wow, ich bin jetzt selbstständig. Ich trage jetzt die ganze Verantwortung für mich allein. Das macht unheimlich frei!

Was genau bieten Sie in an?

Ich habe in Berlin eine ganz klassische Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert. Die Prüfung schaffte ich im ersten Anlauf. Um mich zu spezialisieren und in Neubrandenburg ein Alleinstellungsmerkmal zu besitzen, habe ich noch eine Weiterbildung zur ganzheitlichen Schmerztherapeutin drangehängt. Zu mir kommen beispielsweise Menschen mit Asthma, Migräne, Knieverletzungen, Hexenschuss, Diabetes oder Bluthochdruck. Mit Behandlungsmethoden wie Neuraltherapie, Akupressur, Schröpfen, Hypnose oder auch Triggerpunktbehandlungen versuche ich, diese Leiden zu behandeln. Viele Patienten kommen nur ein oder zwei Mal zu mir. Manche müssen länger behandelt werden oder kommen wieder, wenn andere gesundheitliche Probleme auftreten.
Meine Praxis befindet sich im Neubrandenburger Reitbahnviertel. Aber ich ziehe in Kürze in größere Räumlichkeiten. In der neuen Praxis arbeiten bereits eine Therapeutin mit Energiearbeit und eine medizinische Fußpflegerin. Das ist optimaler.

In Neubrandenburg gibt es nicht wenige Mitbewerber. Wie werden Kunden auf speziell Ihr Angebot aufmerksam?

Das stimmt, es gibt einige andere Heilpraktiker in der Stadt. Aber niemand bietet die ganzheitliche Schmerztherapie an. Da bin ich in Neubrandenburg und naher Umgebung die Einzige.
Kunden werden durch Flyer auf mich aufmerksam, die ich nicht massenweise sondern gezielt auslege oder jemandem direkt in die Hand drücke. Zum Beispiel lege ich Flyer in ausgewählten Geschäften und Büros aus.
Sehr schnell habe ich gemerkt, dass sich viele meiner Patienten im Internet umschauen. Gleich zu Beginn mit einer Website zu starten, wäre wichtig gewesen. Jetzt habe ich eine.
Zudem halte ich im Herbst Vorträge zum Thema Schmerztherapie, zum Beispiel in der Volkshochschule in Neubrandenburg, im Juli beim Verein Fraueneinfälle und demnächst im Seniorenbüro der Stadt, wo ich mein Angebot auch gern vorstellen möchte.

Wer hat Ihnen die Website gestaltet? 

Die Website hat Antje Lange über ein Baukastensystem selbst gestaltet. Screen Shot: Grit Gehlen

Die Website hat Antje Lange über ein Baukastensystem selbst gestaltet. Screen Shot: Grit Gehlen



Ich muss gestehen, die Website habe ich alleine gebaut. Bis jetzt habe ich nur positives Feedback bekommen, eine Kollegin hat daraufhin sofort ihre Seiten überarbeitet. Derzeit wird aber noch professionell drüber geschaut.

Haben Sie denn Programmiererfahrung?

Nein. Eine Freundin riet mir zu einem Baukastensystem aus dem Internet. Es hat zwar viele Wochen gedauert, bis die Seite so war, dass sie mir gefiel. Aber rückblickend muss ich sagen, das Zusammenbauen war nicht schwierig. Lange gebraucht habe ich aber zum Beispiel für die Texte auf der Seite. Mir war wichtig, die Besucher nicht mit endlosen Erklärungen der Methoden zu überfordern, sondern mit wirklich wichtigen Fakten über mich und mein Angebot zu informieren.
Dazu war ich auch auf vielen anderen Webseiten von Heilpraktikern unterwegs. Ich habe mir Anregungen geholt, verglichen und sortiert. Was spricht mich an, was eher nicht, was schreckt ab? Das war sehr hilfreich.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich als Heilpraktikerin selbstständig zu machen?

Als Diplom-Pädagogin habe ich viele Jahre in Flensburg in einer Einrichtung gearbeitet, die Menschen, wie Langzeitarbeitslose oder ehemalige Straftäter, fit macht für den Arbeitsmarkt. Das war eine schöne Arbeit, aber auch sehr anstrengend. Ich habe immer mehr gespürt, dass ich das nicht bis an mein Arbeitsende machen möchte und kann. Zufällig haben sich während dieser vielen Jahre in meinem Arbeitsumfeld mehrere Bekannte zum Heilpraktiker ausbilden lassen. Diesen Berufswunsch hatte ich als junge Frau auch, mich dann aber doch für ein Pädagogikstudium entschieden.
Naja, dann kam eins zum anderen: ich habe mich von meinem Mann getrennt, zeitgleich den Umzug nach Neubrandenburg organisiert und die Ausbildung zur Heilpraktikerin begonnen. Von Anfang an mit dem Ziel, mich nach der Prüfung selbstständig zu machen.

Sie sind alleinerziehende Mutter einer Tochter. Wie haben Sie Umzug, Ausbildung und Prüfungsstress unter einen Hut bekommen? 

"Ich habe in Berlin eine ganz klassische Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert. Die Prüfung schaffte ich im ersten Anlauf.", freut sich Antje Lange noch heute. Foto: Grit Gehlen

“Ich habe in Berlin eine ganz klassische Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert. Die Prüfung schaffte ich im ersten Anlauf.”, freut sich Antje Lange noch heute.
Foto: Grit Gehlen



Die Ausbildung habe ich über eine Schule in Berlin absolviert. Dort musste ich nur vier bis acht Tage pro Monat hin. Das meiste habe ich im Selbststudium zu Hause gelernt. Ich weiß, dass vielen diese Heilpraktiker-Ausbildung schwerfällt und dass nicht wenige durch die Prüfung fallen. Bei mir war das glücklicherweise relativ problemlos: Ich habe so gerne gelernt, das Wissen aufgesogen wie ein Schwamm. Die Ausbildung ist mir wirklich leicht gefallen und hat Spaß gemacht.
Außerdem hatte ich die volle Unterstützung von meiner Familie und Freunden und so konnte ich mich voll und ganz auf die Prüfungen vorbereiten.

Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?

Laut Businessplan in zwei Jahren. Damit dies auch klappt, ziehe ich in Kürze in geeignetere Räumlichkeiten. Dort sind Ärzte und eine Apotheke und zudem ist die Praxis stadtnaher, sowie sichtbarer. Der Einstieg lief zwar gut an, aber ich hoffe, in zwei bis drei Jahren in Arbeit „schwimmen“ zu können.

Als Unternehmerin wurden Sie nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ich habe beim Beratungsdienst Paulisch in Neubrandenburg einen Existenzgründerlehrgang besucht. Mitgenommen habe ich aus diesem Kurs neben Kontakten zu anderen Gründern auch viele praktische Tipps für den Aufbau meiner Selbstständigkeit, wie z.B. Marketing, Buchhaltung usw. Dies hat mir noch den letzten Schliff gegeben.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit Ihre größten Herausforderungen?

Ganz klar in der Kundenakquise und zuversichtlich zu bleiben, wenn der Terminplaner nicht immer zu Monatsbeginn voll ist. Dafür braucht es einfach noch etwas Zeit. Ein guter Ruf lässt sich erst mit der Zeit aufbauen, aber ich bin bis jetzt ganz zufrieden über die letzten Monate. Nun heißt es dranbleiben!

Antje Lange2Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Es fehlen nur Kleinigkeiten, wie beispielsweise farblich passende Arbeitskleidung. Ansonsten habe ich mir schon über die letzten Monate und Jahre alles Notwendige angeschafft.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich kann mir vorstellen, mit anderen Heilpraktikern eine Gemeinschaftspraxis zu führen, in der jeder andere Methoden anbietet, um Patienten umfassend helfen zu können. Wo ein Rundumpaket für jeden einzelnen Patienten zusammengestellt werden kann, je nach Schwere und Grad der Erkrankung.
Nutzen Sie Social Media Kanäle, um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?
Noch nicht. Eine Facebook-Seite ist geplant. Ich muss mich aber auch erst ein wenig umsehen, was andere tun und womit sie punkten. Was Sinn macht und was nicht.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, ……Eigenverantwortung und Selbstbestimmtheit.

Würde ich noch mal neu starten, dann…würde ich gleich mit einer Website starten. Ich staune immer wieder, wie viele Patienten mich bzw. meine Praxis über das Internet gefunden haben.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..nicht sofort aufzugeben, wenn es nicht so gut läuft. Kämpft! Sucht euch Hilfe, fragt nach, zum Beispiel auf Gründerstammtischen.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Ihre Kontaktdaten:
Heilpraxis Antje Lange
Hufeisenstraße 80
17034 Neubrandenburg
Tel: 0395 – 55 79 23 97
E-Mail: a.lange-schmerztherapie@web.de

Internet: http://www.heilpraxis-schmerztherapie.de/

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