Daniel Hupel (rechts) und Sebastian Riesebeck erklären im Labor ihre Erfindung.

Schon vor Markteinführung etliche Auszeichnungen abgeräumt

 Zu Deutschlands besten Geschäftsideen gehört aktuell die Erfindung von vier jungen Männern der Universität Greifswald. Sie haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Holz so beschichtet werden kann, dass es leicht zu reinigen, schwer entflammbar, gegen UV Strahlung unempfindlich ist und nie wieder gestrichen werden muss. Beim Science4Life Venture Cup überzeugte das Team eine sehr anspruchsvolle Jury. Viele Interessenten, darunter namhafte Industriekunden, warten bereits auf die Markteinführung.

„Starkstrom! Lebensgefahr!“ steht auf zwei leuchtend gelben Schildern im Labor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Daniel Hupel hat sie angeschraubt. Der Physiker arbeitet seit ca. einem halben Jahr an der Umsetzung der patentierten Ideen zu einem neuen Glasbeschichtungsverfahren für einen Prototyp. „Würden wir das flüssige Glas einfach auf die Holzoberfläche auftragen, würde das Holz sofort verbrennen.“, so Daniel Hupel. Daher wird auf dem Holz, mit Hilfe eines Plasmas, eine schützende Schicht erzeugt und dann flüssiges Glas in kleinsten Tröpfchen aufgebracht.
„Er tüftelt jetzt an einem Feinsprühsystem“, erklärt Sebastian Riesebeck, der eher selten im Labor anzutreffen ist. „Ich bin als studierter Wirtschaftswissenschaftler für die Zahlen auf dem Papier zuständig und kümmere mich um die Teilnahme bei Wettbewerben.“  Und das macht er sehr erfolgreich: Mit der Idee konnte das Team bereits beim Greifswalder UNIQUE Ideenwettbewerb sowie dem UNIQUE+ Businessplanwettbewerb 2013 überzeugen, wo es jeweils den ersten Platz belegte. Außerdem gewannen sie den Greifswalder Business Award, 2014 folgte der INNO AWARD der Technologiezentren Mecklenburg-Vorpommerns und jetzt räumte das Team noch beim Science4Life Venture Cup in der Konzeptphase ab. Dieser Wettbewerb ist der größte bundesweite Wettbewerb für Jungunternehmer aus den Bereichen Life Sciences und Chemie.
Zum Team gehören außerdem der Umweltwissenschaftler Jan Schütter, der gerade in Halle seinen Master in Materialwissenschaften macht, und der Physiker Dirk Weidermann, der zum Interview-Termin leider auch verhindert ist.

„Zum Jahresende könnte unsere Idee marktreif sein“, hofft Daniel Hupel, der jeden Tag im Labor experimentiert. „Die Glasbeschichtung kann beliebig dick aufgetragen werden. Anspruchsvoll ist jedoch eine Schichtdicke von ca. 5 µm oder weniger. Hier ist das Glas so dünn, dass es auf dem Holz kaum zu sehen und nicht zu spüren ist. Dabei ist die Schicht so biegsam und flexibel wie eine Glasfaser und hält damit allen Verformungen stand, denen auch das Holz standhält. Das ist wichtig, denn auch eine beschichtete Saunabank beispielsweise biegt sich beim Draufsetzen durch. Das Glas wird dabei nicht brechen.“ Ein wichtiger Umwelt-Pluspunkt: Durch die Beschichtung ist das Holz viel länger haltbar und es gelangen keine bedenklichen Stoffe in die Umwelt.
Auf dem Papier funktioniert die Idee schon. In der Praxis hoffentlich auch bald. „Marktreif heißt, dass zum Beispiel ein Anlagenbauer nach unseren Vorgaben eine spezielle Beschichtungsmaschine baut, die wir an die Industrie verkaufen. Dazu versorgen wir die holzverarbeitende Industrie mit den notwendigen Beschichtungslösungen“, erklärt Sebastian Riesebeck.

Bis es so weit ist, muss sich aber immer wieder um Geld gekümmert werden – nicht nur für die Idee, sondern auch für den Lebensunterhalt. Obwohl das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt neun Monate finanziell förderte, müssen alle vier nebenher arbeiten, teilweise das Studium zu Ende bringen und haben daher nur begrenzt Zeit, die Idee voranzutreiben. Das Förderprogramm EXIST Forschungstransfer wird zwar beantragt, „aber bis dort eine Entscheidung getroffen ist, wird es noch Monate dauern“, sagt Sebastian Riesebeck.

Daniel Hupel (rechts) und Sebastian Riesebeck erklären im Labor ihre Erfindung.

„Zum Jahresende könnte unsere Idee marktreif sein“, hofft Daniel Hupel (rechts), der jeden Tag im Labor experimentiert. „Er tüftelt jetzt an einem Feinsprühsystem“, erklärt Sebastian Riesebeck (links), der eher selten im Labor anzutreffen ist.
Foto: Grit Gehlen

Bei den fünf Wettbewerben haben sie mit ihrer Idee bisher 13.500 Euro gewonnen. „Eine hilfreiche Summe“, freut sich Sebastian Riesebeck, „doch viel mehr profitieren wir von der bundesweiten Aufmerksamkeit und den Kontakten, die wir bei diesen Wettbewerben erhalten.“
„Da kommt man ganz schnell mit den richtigen Leuten zusammen, die bei speziellen Fragen helfen und ihre Unterstützung anbieten“, wertschätzt Daniel Hupel.

So haben ihnen zwei Patentanwälte einer Kanzlei in München, mit der sie beim Science4Life Venture Cup in Kontakt kamen, schwarz auf weiß bescheinigt, dass die Idee eine Pioniererfindung mit hohem Anwendungspotential ist. Diese arbeiteten in ihrer Kompetenz als Physiker und Materialwissenschaftler die internationale Patentanmeldung-Anmeldung (PCT) aus. „Um das erste bereits erteilte Patent in Deutschland hat sich zum Glück schon die Universität Greifswald gekümmert.“, erzählt Daniel Hupel.

„Ohne die Unterstützung der Uni wären wir nicht so weit. Hier werden wir wirklich bestens betreut. Das muss unbedingt erwähnt werden!“, sagt Daniel Hupel. Die Universität habe sie immer bestärkt, die Idee, welche in der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Rainer Hippler entstand, voranzutreiben. Nun hat Frau Prof. Christiane Helm das Labor zur Verfügung gestellt und Teilaspekte wissenschaftlich begleitet. Der Austausch mit Technikern, Wissenschaftlern und Professoren im Haus kommt dem Projekt ebenso sehr entgegen. Durch die Uni kam auch der Kontakt zum Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern zustande. Dort war neben der Beratung und Betreuung auch ein Existenzgründungskurs im Angebot „und wir wurden so auf den richtigen Weg gebracht. Die Denkanstöße und Anregungen kamen zur rechten Zeit und waren sehr wertvoll.“, sagt Daniel Hupel dankbar. Auch das INP Greifswald bot seine Unterstützung an. Durch das Bereitstellen von Geräten, aber auch durch den Austausch mit Fachleuten, hat das INP einen wichtigen Anteil am Erfolg von Alethia-Wood. Das Team freut sich über diese Hilfsbereitschaft.
„Außerdem freuen wir uns über die gute Zusammenarbeit mit unserem Pilotkunden Christian Losehand. Er stellt feuerfeste und extrem maßhaltige Strohplatten bzw. -produkte her. Und mit einer Glasbeschichtung werden die Anwendungsfelder noch breiter. Hier sind wir gespannt, welche Räume im Maschinen-, Schiffs – und Fahrzeugbau erobert werden können.“, erklärt Daniel Hupel.

Sobald die industrielle Machbarkeit ihrer Idee bewiesen ist, will ihnen ein Business Angel finanziell unter die Arme greifen. Außerdem ist das Team noch auf der Suche nach finanzstarken Investoren. „Wie die erste Anlage aussieht, hängt davon ab, welcher Kunde zuerst bestellt. Ein Saunahersteller braucht eine andere Anlage als ein Fenster- oder Bootsbauer“, erklärt Daniel Hupel.
Und er denkt schon weiter: „Künftig könnte man noch ganz andere Oberflächen mit Hilfe dieses Verfahrens beschichten, zum Beispiel Beton oder Sandstein.“

Grit Gehlen
Kontakt zum Team von Alethia-Wood:
Mail: alethia-wood@uni-greifswald.de
Facebook: http://de-de.facebook.com/pages/Alethia-Wood/1441771069419160

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