Feinste Senf-Delikatessen aus MV

Mit einer uralten Kaffeemühle fing in der heimischen Küche alles an: Hier kam Michael und Ivonne Kostross die Idee, Senf herzustellen. Das tun sie nun bereits seit 2011. Natürlich längst nicht mehr mit der Kaffeemühle. Sie haben wahrscheinlich die einzige Senfmühle in Mecklenburg-Vorpommern. Fast 30 Sorten Senf sind mittlerweile im Angebot, die auch im Internet, in drei Famila-Märkten und etlichen Hofläden angeboten werden. Welche Hürden das Ehepaar schon nehmen musste und welche Herausforderungen es noch vor sich sieht, erzählen beide in diesem Interview.

 

Frau Kostross, wie ist denn die Idee entstanden, Senf herzustellen?

Das fragt uns wirklich jeder.
Ich muss gestehen: Wir wissen es nicht mehr genau. Es gibt kein Schlüsselerlebnis. Zuvor waren mein Mann und ich schon 12 Jahre mit einer Porzellanmalerei selbstständig. Wir wollten uns irgendwann verändern, etwas ganz anderes machen und haben lange über alle möglichen Geschäftsideen nachgedacht. Irgendwann war es dann der Senf. Und wir haben losgelegt.

Wie „legt man los“, wenn man eine Idee hat?

Michael Kostross: Wir haben uns Rezeptbücher gekauft, im Internet belesen und einfach ausprobiert. Die ersten beiden Senfsorten, die wir hier in unserer Küche in Schlemmin hergestellt haben, waren in den klassischen Geschmacksrichtungen scharf und mittelscharf.

Michael und Ivonne Kostross zeigen hier ihre neuesten Sorten Senf aus der eigenen Senfmühle, die sie 2011 gründeten.

Michael und Ivonne Kostross zeigen hier ihre neuesten Sorten Senf aus der eigenen Senfmühle, die sie 2011 gründeten. Foto: Grit Gehlen

Und, haben die ersten Varianten geschmeckt?

Nicht so richtig. Wir mussten wirklich viel ausprobieren und lernen. Zum Beispiel, dass Senf erst in Ruhe reifen muss und dann mit der Zeit einen runden Geschmack entwickelt.
Natürlich haben wir unsere Familie und Freunde, die uns besucht haben, immer wieder verkosten lassen. Die Reaktionen wurden mit der Zeit immer positiver.

Sie haben fast 30 Sorten im Angebot. Ein Glas kostet 4,50 Euro. Das ist nicht billig.

Ivonne Kostross: Sie haben Recht, aber wir wollten auch nie billig sein, sondern etwas besonders Gutes herstellen. Unser Senf schmeckt ganz anders als der aus dem Supermarktregal. Das dürften Sie beim Probieren geschmeckt haben?

Er schmeckt wirklich ganz anders. Aber ich dachte, das liegt an der besonderen Würzung?

Nicht nur. Unsere Senfkörner werden kalt vermahlen. Dadurch bleiben die ätherischen Öle erhalten und deswegen ist der Geschmack so besonders. Im ersten Geschäftsjahr sind wir mit zehn Sorten an den Markt gegangen, mittlerweile sind es fast 30. Uns war von Anfang an klar, dass wir eine gewisse Bandbreite brauchen, um uns vom Industriesenf abzusetzen.

Ivonne und Michael Kostross betreiben den wohl kleinsten Hofladen der Welt. Ihr Senf steht in einem Mini-Holzhaus.

Ivonne und Michael Kostross betreiben den wohl kleinsten Hofladen der Welt. Ihr Senf steht in einem Mini-Holzhaus. Foto: Grit Gehlen

Ihre neuesten Sorten sind?

Michael Kostross: Die neuesten Kreationen sind Quittenfruchtsenf, scharfer Mühlensenf und Orange-Ingwer-Senf.

Wie erfolgreich sind Sie jetzt nach bald vier Jahren?

Michael Kostross: Wir sind sehr zufrieden und reich an Erfahrung! Wir stehen voll hinter unserer Idee und haben jeden Tag Spaß an unserer Arbeit. Wer kann das schon von sich sagen?
Ivonne Kostross: Da ich gerade die Steuererklärung gemacht habe weiß ich genau, dass wir 2014 eine Tonne Senf hergestellt haben. Im letzten Sommer brauchten wir schon zwei Mitarbeiter. Etliche Hofläden, und drei Famila-Märkte werden von uns beliefert, wir haben einen Online-Shop und fahren zwei Mal in der Woche auf den Rügenmarkt nach Thiessow/Rügen. Mittlerweile gönnen wir uns möglichst am Sonntag einen freien Tag, um rauszukommen und abzuschalten. Und weil der Senfverkauf im Winter nicht so gut läuft, pausieren wir von Januar bis März und sind privat unterwegs. Wir haben von vornherein gewusst, dass wir stark schwankende Einnahmen haben werden und haben uns darauf eingestellt.

Sie beide haben unternehmerische Erfahrung und sicher keinen Existenzgründerkurs mehr besucht. Wie haben Sie sich auf den Start mit der Senfmühle vorbereitet?

Michael Kostross: Einen Existenzgründerkurs habe ich vor mehr als zehn Jahren besucht, als wir mit der Porzellanmalerei selbstständig waren. Den brauchte ich jetzt tatsächlich nicht mehr.
Was wir brauchten, war Hilfe und Rat, wie wir eine Küche zur professionellen Senfherstellung einrichten müssen. In der heimischen Küche darf man sowas ja nicht. Dazu haben wir uns an das Veterinäramt gewandt und die Mitarbeiterin hat uns dann hier vor Ort besucht. Wir haben sehr viele hilfreiche Tipps bekommen und Hinweise, was man darf und lieber lassen sollte. Die Zusammenarbeit funktioniert bis heute sehr gut.

Der Umbau und die Kücheneinrichtung dürften sehr viel Geld gekostet haben. Haben Sie dafür Fördermittel beantragt?

Ivonne Kostross: Nein. Wir sind Unternehmer und wollen was unternehmen und keine Anträge ausfüllen.

Michael Kostross: Wir haben unser gespartes Geld in den Bau der Senfmühle gesteckt. Den Bau haben wir nicht leichtfertig geplant, sondern alles immer wieder durchgerechnet und bedacht. Im Internet haben wir nach gebrauchten Maschinen gesucht und einen Handwerker gefunden, der uns die Senfmühle für die kalte Vermahlung der Senfkörner angefertigt hat. Bei diesen Recherchen haben wir übrigens herausgefunden, dass es landes- und auch bundeweit viele Senfanbieter gibt. Aber nur wenige stellen den Senf auch tatsächlich selbst her – also vom Senfkorn bis zum Endprodukt. Viele mischen ihre Variationen mit einem fertigen Industriesenf an. Deswegen schmecken unsere Senfe auch so anders und einzigartig.

Haben Sie auch in Ihrem Online-Shop schon den Durchbruch geschafft?

Der Online-Shop läuft so gut, dass wir es nicht mehr schaffen werden, ihn jetzt in der Saison optimal zu betreiben.
Der Umsatz ist aber trotzdem noch zu gering. Würden wir dafür eine Arbeitskraft einstellen, müssten wir draufzahlen.
Daher haben wir eine andere Lösung gefunden: Künftig wird unser Senf im Online-Shop eines befreundeten Paares hier aus der Nähe angeboten. Unter www.ostseemühle.de wird man ihn finden.

In diesem Eimer lagern die Senfkörner, die nach und nach in der Mühle verarbeitet werden.

In diesem Eimer lagern die Senfkörner, die nach und nach in der Mühle verarbeitet werden. Foto: Grit Gehlen

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ivonne Kostross: Wir haben Facebook bisher vernachlässigt und brauchen unbedingt auch noch eine eigene Website. Wie das so ist, wenn man bis abends 20.00 Uhr Senf produziert und dann noch das Auto für den nächsten Markttag belädt, weil man um 5.00 Uhr los muss – da bleibt wenig Zeit.
Generell könnten wir uns vorstellen, bis 70 zu arbeiten und unser Ding zu machen. Man weiß allerdings nie was kommt. Aktuell ist es aber so, dass wir uns sehr wohl fühlen, so wie es ist.

Was geben Sie angehenden Gründern mit auf den Weg?

Michael Kostross: Ein guter Steuerberater ist wichtig. Der hat die Zahlen im Blick und weiß, welche Investitionen machbar sind. Wir haben auch mal blauäugig angefangen und nach einigen Jahren kam das Finanzamt mit höheren Forderungen. Da kamen wir ganz schön ins rudern.

Ivonne Kostross: Lieber klein anfangen und nach und nach die Idee wachsen lassen. Sehr wichtig finde ich auch, dass man immer ein Ohr am Kunden hat. Das ist schwer, wenn man viel Stress und lange Arbeitstage hat, aber bringt immer neue Ideen zutage, die gut fürs Geschäft sind.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Ihre Kontaktdaten:
Ivonne Kostross
Hauptstr.12
18320 Schlemmin
Tel.: 038225-519736
Mail: etuiv@gmx.de
Facebook: www.facebook.com/pages/Alte-Schlossg%C3%A4rtnerei-Schlemmin/297574660278088?ref=br_rs

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