Claudia Frankl hat sich Therapeutin für Burnout und Stressbewältigung selbstständig gemacht. Foto: Claudia Frankl

Befreie Dein Herz!

Psychische Erkrankungen wie Burnout sind bundesweit auf dem Vormarsch. Auch Claudia Frankl hat es vor wenigen Jahren „erwischt“. Sie geriet ins Straucheln und suchte sich Hilfe. Durch ihr eigenes Schicksal angeregt, absolvierte die 43-Jährige eine Ausbildung zur Burnout-Therapeutin. Seit wenigen Monaten bietet sie in der Region Neubrandenburg Beratung und Begleitung an. Wie es sich anfühlt auf eigenen Beinen zu stehen und wie zufrieden sie mit ihrem Start in die Selbstständigkeit ist, erzählt Claudia Frankl in diesem Interview.

Frau Frankl, wir haben uns kurz nach Ihrem Start beim Gründerstammtisch in Neubrandenburg kennengelernt. Was hat der Stammtischbesuch gebracht?

Ich fand es sehr hilfreich, mich mit anderen Menschen offen über ihre Erfahrungen austauschen zu können. Ich bekam viel Feedback, das dazu inspirierte, mein Angebot  an einigen Stellen deutlicher auszuformulieren. Ich habe sehr spannende Menschen beim Stammtisch kennengelernt und jeder hatte so sein kleines „Erfolgsrezept“ in der Tasche. Vor allem die, die ihr Unternehmen schon seit einigen Jahren führen. Die Bereitschaft, sich auszutauschen und neugierig auf andere zuzugehen, hat mir sehr gefallen und erlebte ich für mich motivierend.

Claudia Frankl hat sich Therapeutin für Burnout und Stressbewältigung selbstständig gemacht. Foto: Claudia Frankl

“Ich versuche, mich ins Gespräch zu bringen und einen bleibenden und einen hoffentlich positiven Eindruck zu hinterlassen. Der Akquise-Aufwand für Coaches und Berater ist enorm groß”, hat Claudia Frankl recht schnell festgestellt.
Foto: Claudia Frankl

Die ersten drei Monate als Unternehmerin sind um. Wie haben Sie sie erlebt?

Als Beraterin und Coach für Burnout und Stressbewältigung sowie Trainerin im Gesundheitsmanagement bin ich sicherlich Unternehmerin, aber so fühle ich mich nur in Momenten, in denen ich eine Rechnung oder Quittung schreibe oder mit meinem Steuerberater telefoniere. Für meine Klienten oder Teilnehmer bin ich in erster Linie eine Weg-Begleiterin, Gesprächspartnerin, Zuhörerin, Orientierungshelferin, Lösungsfinderin, Trösterin, Ratgeberin und bestimmt noch vieles mehr.
Aber um bei der Frage zu bleiben: Es dreht sich viel darum, auf mich und mein Angebot aufmerksam zu machen. Ich besuche geeignete Stationen, rede über mein Angebot und hinterlasse meinen Flyer. Ich versuche, mich ins Gespräch zu bringen und einen bleibenden und einen hoffentlich positiven Eindruck zu hinterlassen. Der Akquise-Aufwand für Coaches und Berater ist enorm groß.

Was genau bieten Sie an?

Ich habe mehrere Angebote rund um das Thema Burnout und Stressbewältigung. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Burnout in der Prävention. Für Burnout gibt es im Vorfeld bereits deutliche Signale Man darf nicht bis zu dem Punkt warten, bis man zusammen bricht, sondern kann in diesen Verlauf eingreifen und etwas verändern.
Einzelberatung und –coachings dienen dazu, das Problem genauer zu beleuchten, in der Tiefe zu begreifen und dadurch den nächstmöglichen Schritt zu erarbeiten. Der nächstmögliche Schritt ist für mich hier ganz wichtig, denn es geht nicht gleich zwingend um die große Lebensveränderung. Es geht darum, wieder in die eigene Beweglichkeit zu kommen. Ein Gespür für sich zu entwickeln, für seine Bedürfnisse und wie man wieder Stückchen für Stückchen darauf zusteuern kann.

Einmal im Monat biete ich mit meinem Kollegen Henning Holst, der als Heilpraktiker Psychotherapie und Coach ausgebildet ist, in Neubrandenburg und Greifswald den Job-Abend an. Hier laden wir zu einem spannenden Vortrag ein, der jeweils gezielt Problematiken im Berufsalltag und im eigenen Erleben aufgreift und genauer beleuchtet. Das ist eine großartige Veranstaltung mit viel Dialog und praxisbezogenen Beispielen. Die Teilnehmer verstehen durch die Vorträge und den offenen Austausch, wie Probleme am Arbeitsplatz entstehen und auch gelöst werden können. Ich liebe diesen Abend, weil sich die Teilnehmer in ihrem Mensch-Sein zeigen und dadurch sehr lebendig sind.

Was oft vergessen wird sind die Angehörigen und Kollegen von Burnout-Betroffenen. Die Belastung ist auch für die Umwelt enorm und hat ebenso Auswirkungen darauf. Es entstehen Fragen wie: Was kann ich tun und was sollte ich lieber lassen? Wie gehe ich mit meinem Kollegen um? Fühle ich mich vielleicht sogar schuldig an der Situation? Wie kann ich mich hier richtig abgrenzen?
Es sind ganz individuelle Emotionen, die bei Kollegen und Angehörigen hochsteigen können und im schlimmsten Fall noch mehr Druck auf sich und den anderen erzeugen. Daher biete ich genau für diese Menschen einen Raum für Gespräche. Das ist wichtig, um Klarheit über das Krankheitsbild Burnout zu bekommen, einen Umgang mit sich und den Betroffenen zu finden und für sich eine klare Haltung zu gewinnen, um selbst am Schluss nicht in einem Strudel von Überforderung zu landen.
Im Mai und im Oktober biete ich das Seminar „Herzenszeit“  an, das ich mit dem Psychologen Thomas Schaer hier in Leppin veranstalte. Dieses Seminar richtet sich an alle, die ihren verborgenen Wünschen, Bedürfnissen und Sehnsüchten wieder einen Raum geben möchten. In diesen fünf Tagen erfahren die Teilnehmer, was sie für sich im Leben brauchen, um sich selbst wieder nahe zu sein.
Als Trainerin biete ich Unternehmen und Unternehmern ein abgestimmtes Angebot zur Burnout-Prävention und Stressbewältigung am Arbeitsplatz.

Welches Angebot kommt am besten an?

Die Coachings laufen recht gut an. Auch mit der Entwicklung des Job-Abends in Neubrandenburg bin ich zufrieden. Für das Seminar „Herzenszeit“ zeigen sich die ersten Interessenten. Für drei Monate ist das eine gute Entwicklung.

Wie groß ist der Bedarf an Burnout-Beratung hier in der Region?

Der Bedarf ist sehr groß. Die kassenärztlichen Therapeuten haben lange Listen und die Wartezeit hier in Neubrandenburg und Umgebung beträgt ein knappes Jahr. Gerade bei Burnout oder bei akutem Stress ist Warten jedoch kontraproduktiv. Hier ist höchste Eile geboten, denn es gibt beim Burnout bzw. bei dem schleichenden Prozess keine zeitlichen Vorgaben, wann es zum endgültigen Zusammenbruch kommt.

Wie werden „Kunden“ auf Sie aufmerksam?

Über Flyer, Internet-Auftritt, Mund-zu-Mund-Propaganda und vor allem durch den Verein “mannaz Dasein erleben in Leppin”. Wir bilden eine Büro- und Arbeitsgemeinschaft. Der Verein, deren Psychologen und Therapeuten begleiten hier vor Ort seit über zehn Jahren Menschen in Lebenskrisen, bei Ehe- und Partnerschaftsproblemen, Trauerarbeit, Persönlichkeitsentwicklung, Familienberatung und Karrierecoaching. Ich nutze die Chance der Zusammenarbeit mit dem erfolgreichsten Anbieter in Mecklenburg-Vorpommern, der gleichzeitig über ein Seminarhaus verfügt.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich als Therapeutin selbstständig zu machen? Sie haben doch mal in einem Verlag gearbeitet.

Ich bin seit über sechs Jahren Coach und Trainerin und habe mich immer danach gesehnt, mich unter dem Mantel des Vereins mannaz selbstständig zu machen. Aber wie das Leben manchmal so spielt, ist es nicht immer zeitlich passend. Mein eigener Zusammenbruch hat viel damit zu tun, dass ich in diesem Fall nicht gleich auf mich und mein Herz gehört habe. Zudem kam es, dass eine gute Freundin von mir an Burnout erkrankt war und hilfesuchend für ein paar Tage zu mir kam, um Abstand zu gewinnen. Sie war sehr geschwächt und erlitt während ihres Besuchs bei mir einen schweren asthmatischen Anfall und brach tot vor meinen Augen zusammen. Ich wusste aus den Gesprächen mit ihr, dass sie schon viel früher aufgegeben hatte als in diesem tragischen Moment.  Als der Schock sich dann langsam legte, wusste ich, dass Burnout mein Handlungsfeld sein wird, in dem ich arbeiten werde und etwas bewirken kann. Ich recherchierte und fand eine geeignete Ausbildung zur Burnout-Therapeutin und meldete mich direkt an.

Als Unternehmerin wurden Sie nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

In erster Linie bin ich fit durch meinen beruflicher Werdegang und mein Leben. Ich habe Fachabitur im Bereich Wirtschaft und war über 20 Jahre im Bereich Marketing und Vertrieb tätig – als Werbekauffrau, PR-Fachwirtin (BAW), Event-Manager, Marketingleiterin, Pressesprecherin und zuletzt Vertriebsleiterin in einem bekannten deutschen Sachbuch-Verlag. Das alles hat mein wirtschaftliches Denken sehr geprägt. Mit der Unternehmensberatungsgemeinschaft IMMAH in Greifswald und Rostock habe ich für die Existenzgründung und in der Nachbetreuung einen Partner gefunden, der meine Rechnungswesen-Lücken geschlossen hat, mir einen adäquaten Ansprechpartner in Marketing- und Vertriebsangelegenheiten bietet sowie gute Coaches in der weiteren Wegbegleitung. Bei der SEB in Neubrandenburg habe ich zudem einen phantastischen Steuerberater.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Nein.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit Ihre größten Herausforderungen?

Weiterhin und stetig Klienten zu akquirieren, mein Einkommen zu sichern und mich weiterhin mit meinem Beratungs-Angebot bekannt zu machen.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Hihi, ich hätte gerne eine Maschine, die lästige Glaubenssätze wegmacht, aber leider geht das nicht. Um einen Mitarbeiter einzustellen, werde ich sicherlich noch eine ganze Weile brauchen. Das ist für mich aber ein klares Ziel.  Ich erlebe im Moment noch keinen Mangel, aber ich wünsche mir hier in der Region eine gute Einbindung und Akzeptanz mit meinem Angebot.

Nutzen Sie Social Media Kanäle, um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ja, ich bediene mich hier einiger Plattformen und mache so meine ganz eigenen Erfahrungen damit.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… die volle Verantwortung für mein Tun und mein Handeln zu tragen.

Würde ich noch mal neu starten,… dann würde ich wahrscheinlich andere Erfahrungen machen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… keine unreflektierten Ratschläge anzunehmen.

Ihre Kontaktdaten:
Befreites Herz – Burnout-Beratung & Stressbewältigung
Schlossweg 3
17349 Lindetal / OT Leppin
Tel: 03966 – 24 999 44
Mail: claudia.frankl@befreites-herz.de
Website: www.befreites-herz.de
Facebook und Co: www.facebook.com/befreitesherz

Die Fragen stellte Grit Gehlen

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