Fotos (2): Sebastian Much

Schon während der dreieinhalbjährigen Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher stand für Sebastian Much fest: „Ich will irgendwann meine eigenen Ideen umsetzen und was Modernes und Neues aus dem Boden stampfen. Deswegen machte ich gleich nach meiner Ausbildung noch meinen Meister“, erzählt der freundliche junge Mann, der in Bergen auf der Insel Rügen sein Geschäft mit Werkstatt hat.
Zu ihm kommen beispielsweise Kunden mit verkürzten Beinen, mit Knick- oder Spreizfüßen, Fersensporn oder denen der Vorderfuß fehlt. Er fertigt für sie auf Kassenrezept Einlagen, orthopädische Schuhzurichtungen und Schuhe an.
Andere Kunden bringen ihre Schuhe zum Reparieren: Mal muss ein Absatz, mal die Sohle oder eine Naht erneuert werden.

Der junge Orthopädieschuhmachermeister hat einst in Bergen das Handwerk gelernt. Der Chef ging in Rente und Sebastian Much zur Konkurrenz. Doch nach wenigen Monaten trennte man sich und Sebastian Much musste zum Arbeitsamt. „Als ich dort davon erzählte, dass ich mich gern selbstständig machen würde, hat man mir einen Stapel Infoblätter in die Hand gedrückt. Darunter war ein Flyer von ENTERPRISE MV, auf dem spezielle Existenzgründungs-Beratungsangebote für unter 27-Jährige offeriert wurden“, erinnert er sich.
„Ich habe dann erst mal eine ganze Woche lang meine Pläne zu Papier gebracht und ausgefeilt. Wo will ich hin und was will ich machen? Diese Fragen wollte ich für mich geklärt haben, bevor ich mit ENTERPRISE MV Kontakt aufnahm.“

Schnell war ein Kennenlerntermin gefunden und schon nach fünf Minuten war sich Sebastian Much sicher: „Bei ENTERPRISE MV bin ich richtig. Ohne die Hilfe von Bastian Voigt und Lothar Tautz hätte ich nie gegründet“, sagt er rückblickend. „Der Weg in die Selbstständigkeit war doch ganz schön steinig.“
Hilfe bekam er vor allem beim Schreiben des Businessplans und der Rentabilitätsvorschau. Das Beraterteam suchte auch nach passenden Fördermitteln und Förderkrediten. „Die haben sich wirklich top gekümmert! Kurz vor Weihnachten 2010 hatte ich die Zusagen für das Investitionsdarlehen und das Betriebsmitteldarlehen im Briefkasten. Das war einer meiner bisher glücklichsten Augenblicke.“
Jetzt endlich konnten Maschinen gekauft, Räumlichkeiten gemietet und renoviert werden.

Sebastian Much hat sich das knapp 90 Quadratmeter große Geschäft im Einkaufszentrum Rotensee in Bergen auf Rügen bewusst ausgewählt. „Hier gibt es auch Ärzte und Apotheken. Generell ist Bergen der Dreh- und Angelpunkt für die Einwohner der Insel Rügen. Ich wollte nie woanders hin.“ Neben ihm gibt es in Bergen noch drei Orthopädieschuhmacher in der Nachbarschaft. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt er lachend und erzählt stolz, dass er zur Eröffnung nicht nur den Innungsmeister, das ENTERPRISE MV-Team, die Bürgermeisterin und die Landrätin sondern sogar die Bundeskanzlerin eingeladen hatte. Auf die Idee muss man erst mal kommen.
„Angela Merkel war die einzige, die keine Zeit hatte. Sie hat mir aber zwei Wochen später per Brief zur Geschäftseröffnung gratuliert.“ Nicht ohne Stolz zeigt Sebastian Much das Schreiben, das er zusammen mit anderen Briefen und Zeitungsausschnitten über seine Geschäftseröffnung in einem persönlichen Ordner verwahrt. Beim Blättern erinnert er sich, in der Nacht vor der Eröffnung sehr gut geschlafen zu haben. „Ich bin hier morgens voller Vorfreude und total motiviert her. So ist das eigentlich immer noch jeden Tag.“

Sebastian Much hat neue Verfahrenstechniken eingeführt. „Ich fertige beispielsweise sportliche Böden. Dadurch sehen Schuhe in der Optik moderner und nicht so nach typischen orthopädische Schuhen aus.“ Das was er tut kommt an. Schon wenige Monate nach der Eröffnung sitzt Sebastian Much regelmäßig bis 22 Uhr und auch am Wochenende in seiner Werkstatt. „Ich bin nicht mehr hinterhergekommen. Meine Freundin hat mich glücklicherweise von Anfang an unterstützt, aber sie hat sich auch Sorgen um mich gemacht. Wenn jemand Geburtstag hatte bin ich zum Kaffeetrinken mit ihr kurz hin und gleich danach wieder schnell in die Werkstatt. Mich hat es, ehrlich gesagt, nicht gestört.“
2013 schaltete der Jungunternehmer eine Stellenanzeige. Aus drei Bewerbern entschied er sich für die gleichaltrige Fanny Schwerin.
Sie siezen sich, aber sprechen sich dabei auch mit Vornamen an: „Das schafft eine gesunde Distanz. Zugleich setze ich auf einen kooperativen Arbeitsstil. Ich lasse Freiraum für Kreativität. Dadurch hat Fanny Spaß an der Arbeit und ist motiviert.“

Fanny Schwerin soll nicht die einzige Angestellte bleiben. „In zehn Jahren habe ich hoffentlich eine Zweigstelle, einen weiteren Gesellen und einen Azubi.“ Bis dahin will Sebastian Much auch weitere Standbeine aufgebaut haben: „Ich plane, künftig für gesunde Füße Maßschuhe herzustellen. Das Projekt ist schon so gut wie fertig.

Unterstützung bei all diesen Vorhaben erhielt er bis vor kurzem immer noch vom ENTERPRISE MV-Team. Noch drei Jahre nach dem Start gibt es eine Nachbetreuung, die vom Land vergütet wird.„Das Team ist mit Geld nicht zu bezahlen“, sagt der 29-Jährige dankbar. „Man hat mir immer offen, ehrlich und konstruktiv geholfen, meine Ideen auf den richtigen Weg zu bringen.“

In Sebastian Muchs Kopf sprudeln viele weitere Ideen. Man sieht ihm an, wie er überlegt, was er noch preisgeben könnte. „Mir geht es manchmal nicht schnell genug“, sagt er schmunzelnd. „Deswegen bin ich nie zufrieden.“

Stolz ist er aber, dass schon zwei erste Kunden Herren-Maßschuhe bei ihm anfertigen ließen. „In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bisher nicht viele Schuhmanufakturen. Das ist meine große Chance!“

Grit Gehlen

Kontakt:

Sebastian Much
Orthopädie Schuhtechnik
Störtebekerstraße 31
18528 Bergen auf Rügen

Telefon: 03838/8198422
E-Mail: kontakt@schuhtechnik-much.de

Internet: www.schuhtechnik-much.de/