Floristin mit Herzblut

Madeleine Freudenberg ist Floristin mit Herzblut. Sie „strahlt“ mit ihren Blumen und Gestecken um die Wette. Demnächst eröffnet die 34-Jährige auf ihrem Hof in Groß Mohrdorf bei Stralsund und weit abseits jeglicher Bummelmeilen ihr neues Geschäft. Wie sie es schaffen will, Kunden anzulocken und warum sie ihre Boutique de Fleurs in Stralsund geschlossen hat, erzählt die Jungunternehmerin in diesem Interview.

Frau Freudenberg, wann entstand generell die Idee sich mit einem Blumenladen selbstständig zu machen?

Schon während meiner Ausbildung brodelte die Idee in mir, später mal ein Blumencafe‘ zu eröffnen. Ich hatte schon mit 17 Jahren genaue Vorstellungen wie ich mein Geschäft einrichten würde: mit Stühlen und Sesseln, Regalen mit ansprechenden Dekorationsartikeln und Zeitschriften zum Schmökern.  So war es dann auch in meinem Laden in Stralsund. Während ich die Blumensträuße für meine Kunden gebunden habe, haben diese gemütlich gesessen, mir zugeschaut und mit mir geschwatzt. Es war immer Leben im Laden. Genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.

Den Laden haben Sie 2012 eröffnet und nach nur einem Jahr geschlossen. Warum, wenn es doch  gut lief?

Ich habe zu viel gearbeitet. Meine beiden Kinder haben mich schmerzlich vermisst. Mein Mann hat sich zwar wundervoll gekümmert, aber die Kinder waren daran gewöhnt, dass ich auch tagsüber für sie da bin. Plötzlich war ich oft nicht mal mehr zur Bettgehzeit zu Hause. Sie waren in dieser Zeit sehr, na sagen wir mal, verstört. Ich habe dann kurzerhand den Mietvertrag gekündigt und den Laden zugemacht. Bestellungen – wie beispielsweise Gestecke für Hochzeiten – kann ich auch von zu Hause erledigen und dadurch Geld verdienen. Ich habe eine treue Stammkundschaft und werde weiter empfohlen.

Den Laden zu schließen war bestimmt eine schwere Entscheidung?

Nein! Wirklich nicht. Meine Kinder kommen für mich immer an erster Stelle.
Beim Ausräumen des Ladens sind natürlich einige Tränchen geflossen, muss ich ehrlichkeitshalber sagen. Aber ich bin so erzogen, dass ich immer gleich darüber nachdenke, was ich aus einer Situation machen könnte und dann neue Pläne schmiede. Ich brauche Herausforderungen. Ich liebe Herausforderungen. Ich suche mir Herausforderungen regelrecht. Und das war so eine.

Wie geht es nun weiter?

Wir haben bei uns auf unserem Grundstück gleich hinterm Wohnhaus ein 30 Quadratmeter großes Gartenhaus mit überdachter Terrasse  aufgebaut. Da drin wird es genauso schön und urig wie in Stralsund. Ich biete auch hier Schnittblumen an, es werden aber nicht mehr die Massen sein, weil hier nicht ganz soviel Platz ist wie damals in Stralsund. Es wird auch weniger Laufkundschaft geben, das ist mir klar. Daher wird es nur ausgewählte Waren geben.  Gestecke, Kränze, schöne Deko-Artikel werden immer im Angebot sein. Ich gehe davon aus, dass ich hauptsächlich von Bestellungen leben werde. Dann gebe ich ja noch Kurse, gestalte Ausstellungen, werde für Vorträge gebucht…ich habe gut zu tun.

Was machen Sie anders als all die anderen Blumenläden in der Region? Warum nehmen Kunden den Weg zu Ihnen, raus aufs Dorf, in Kauf?

Ich denke, ein großer Vorteil ist, dass ich die Blumen, Sträuße und so weiter, ausliefere. In unserer heutigen hektischer Zeit wird der Service gerne angenommen.
Tja, warum kommt meine Kundschaft trotzdem gern hierher? Wahrscheinlich, weil ihnen gefällt, was ich mache und es das so woanders nicht gibt.
Ich bin als Floristin auf keinen Stil festgelegt. Dennoch habe ich natürlich Vorlieben und oft auch ausgefallene Ideen. Das scheint meinen Kunden zu gefallen. Jeder Strauß, jedes Gesteck sieht anders aus: mal rustikal, mal edel, mal verspielt oder mal alles zusammen. Es gibt bei mir kein festgelegtes Muster, das immer wieder abgearbeitet wird. Ich denke aber, meinen Kunden am meisten gefällt ist, dass ich mit Naturmaterialien arbeite. Sozusagen natur-nah  🙂
Nicht zu meinen allerliebsten Vorlieben gehören Gestecke für Beerdigungen, aber selbst da ist mein Motto, der letzte Gang soll in Würde gestaltet werden. Am liebsten statte ich Hochzeiten mit Sträußen und Gestecken aus. Generell habe ich einen Blick dafür, was zu welchem Menschen passt und dann ist sowas wie Magie in meinen Händen.

Wie haben Sie sich auf die Selbstständigkeit vorbereitet?

Ich habe ja schon erzählt, dass ich bereits während meiner Ausbildung zur Floristin im Hinterkopf hatte, eines Tages meinen eigenen Laden zu eröffnen. Ich habe auf diesen Tag hart hingearbeitet. Mein Ziel habe ich nie aus den Augen verloren.
Obwohl ich bereits mehrmals die Gelegenheit hatte, einen Laden zu übernehmen fühlte ich mich bis 2011 noch nicht richtig fit für diesen Schritt. Ich wollte unbedingt alle möglichen Stile kennenlernen und habe daher in verschiedenen Läden unter verschiedenen Chefs gearbeitet. Dadurch bin ich nicht nur fachlich weiter gekommen, sondern auch kaufmännisch.
Denn schon kurz nach meiner Lehre, als mein erster Chef in Rente ging und die Schwägerin des Chefs den Laden weiterführte, war ich plötzlich ganz alleine verantwortlich. Den Einkauf und sämtliche Abrechnungen hat mir die neue Chefin zugetraut. Und ich hatte damals auch keine andere Wahl. Die neue Inhaberin hat in einer Behörde gearbeitet und im Grunde nur abends schnell nach dem rechten gesehen. Da sich mein Privatleben durch meine Heirat veränderte und ich auch fachlich weiter kommen wollte, habe ich mir zweieinhalb Jahre später  in Stralsund bei einer hervorragenden Floristin einen neuen Job gesucht. Und so ging das dann immer weiter, bis zum Tage meiner Gewerbeanmeldung 2011.

Haben Sie trotz Ihrer vielen Erfahrung aus der Praxis spezielle Weiterbildungsangebote für Existenzgründer genutzt oder einfach ein Gewerbe angemeldet und fertig?

Also, falls Sie diese Kurse meinen, in denen es um Marketing, Steuern und so geht, die habe ich nicht besucht. Ich hatte das große Glück, eine gestandene Unternehmerin aus Stralsund als Mentorin an meiner Seite zu haben. Anja Schurich leitet seit 15 Jahren ihr Unternehmen rehaform GmbH & Co. KG mit 250 Mitarbeitern.
Kennengelernt haben wir uns in der Kita, die unsere Kinder besucht haben. Ich habe dort eine Adventsaustellung und einen Floristikabend gestaltet. Tja, und Anja Schurich war davon so begeistert, dass sie damals für ihre Firma einen großen Adventskranz bestellt hat. Sie brauchte aber eine Rechnung, die ich ihr als Privatperson nicht ausstellen konnte. Na und dann kam eins zum anderen: Ich habe mein Gewerbe angemeldet, Oster- und Adventsaustellungen organisiert, Bestellungen von zu Hause erledigt und nebenbei einen zu mir passenden Laden in Stralsund gesucht. Sie hat mich wirklich toll begleitet, mir Hinweise und Tipps gegeben. Auch heute stehen wir noch in gutem Kontakt und ich kann all meine Fragen und Fragezeichen bei ihr los werden.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Nein. Ich habe nicht nur keine Kurse besucht sondern auch nirgends Fördermittel beantragt. Mir ist es ganz wichtig, alles aus eigener Kraft zu stemmen. Ich sagte ja, ich brauche Herausforderungen, auch um zu spüren, dass ich noch lebe. Grins: Andere brauchen den Sprung vom 10 Meter Brett und ich halt so. 🙂

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Die finanzielle Geschichte ist mir nicht so wichtig. Das Geld, das ich verdiene, ist eine Motivation immer weiter zu machen und ich sehe es auch als Dankeschön und Bestätigung der Kunden, dass ich meine Arbeit sehr gut mache.
Viel wichtiger ist mir, dass ich den Kunden und Menschen denen ich begegne, ein Stück der herrlichen Natur näher bringe. Ein schönes Gesteck kann wie ein Kurzurlaub wirken, Glück und Entspannung bringen. Ich selbst genieße ja auch die Schönheit der Natur und genieße es noch mehr wenn ich meine Zufriedenheit weiter geben kann und dadurch kurz mal den hecktischen Alltagsblick zur Ruhe bringe.
Nebenbei lerne ich immer wieder ganz tolle Menschen kennen und ich lerne selber nie aus. Es ist eine große Befriedigung, abends zu sehen was ich alles Schönes geschafft habe. Ich bin eine sehr glückliche Unternehmerin.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit Ihre größten Herausforderungen?

Ich habe noch so viele Ideen und Ziele und freue mich immer total darauf, sie anzugehen und umzusetzen. Wichtig ist dabei, dass man flexibel bleibt. Man darf sich nicht zu sehr in seinen Zielen versteifen, sondern muss auch mal Umwege in Kauf nehmen oder sich neue Zwischenziele stecken. Wichtig ist, auf seinem eingeschlagenen Weg zu bleiben, mit dem was man kann und liebt.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ich habe eine eigene Webseite auf der man Informationen lesen und Fotos ansehen kann. Man kann mich dort auch kontaktieren, unter lene-floristik@t-online.de
Eine Facebookseite habe ich noch nicht, weil ich mich noch nicht intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Ich werde aber demnächst auch dort eine Geschäftsseite haben.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …unabhängig zu sein und eigene Ideen arbeitstechnisch umsetzen zu können. Und das wird mir immer wichtiger, je länger ich selbstständig bin.

Würde ich noch mal neu starten, dann…würde ich nichts anders machen. Ich wollte immer alles so haben wie es jetzt ist.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..die eigene Persönlichkeit gut zu hinterfragen. Man muss wissen, was man will und wo es hingehen soll. Und man muss einplanen, dass sich Ziele ändern oder verschieben. Ich wollte beispielsweise immer ein Blumemcafe‘ haben, aber jetzt träume ich davon mal irgendwann hauptsächlich Floristikworkshops zu geben, in denen ich mein Wissen und Können weitergeben kann.

Kontakt:
Madeleine Freudenberg
Boutique de Fleurs
Lindenstraße 18
18445 Groß Mohrdorf
Telefon:0172 – 3800 452
E-Mail: info@lene-floristik.de
www: www.lene-floristik.de

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