Start als Filmemacher ohne Kamera

Mit seiner Erfahrung als ehemaliger technischer Nachrichten-Chef bei TV Rostock und als gelernter Kameramann & Cutter hat Dirk Kurrat 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Der 30-Jährige produziert Videofilme für kleine und mittlere Unternehmen. Mit seinem Videomobil ist er überall in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Wie sich der Start in die Selbstständigkeit vollzog, was er erlebt hat und welche Hürden der junge Mann nehmen musste, erzählt er in diesem Interview.

Beim Kultur- und Kreativwettbewerb gehörte Dirk Kurat zu den Siegern. Hier mit Wirtschaftsminister Harry Glawe (links) bei der Preisverleihung Ende Oktober in Rostock zu sehen. Foto: Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern

Ihr Unternehmen heißt „Das Videomobil“. Was steckt genau dahinter?
Ich mache Videoproduktion auf Kundenwunsch. 80 Prozent der Nutzer einer Website klicken ein Video an, wenn eines gleich auf der Startseite angeboten wird. Das erkennen auch immer mehr Website-Inhaber.
Neben mir gibt es hier in Rostock und erst recht in Mecklenburg-Vorpommern natürlich auch viele andere Anbieter, die Videos herstellen. Ich weiß das und bin mir der Herausforderung bewusst. Das setzt Kreativität voraus und anders zu sein als die anderen. Zu meinen Kunden gehören Versicherungen, Hotels, Künstler…kurz: es sind alle möglichen Branchen vertreten, die ein Video buchen.
Meist haben die Kunden erste Vorstellungen, was im Video unbedingt zu sehen sein sollte oder was ihre Botschaft sein soll. Ich liefere dann die Anregungen, wie wir das bildlich umsetzten.
Übrigens, der Unternehmensname „Videomobil“ ist entstanden, weil ich anfangs vorhatte vor Ort und im Beisein des Kunden das Material zu sichten und gleich im Auto zu schneiden. Heute zeigt sich: Das Angebot wird selten genutzt. Ich schneide den Film meist doch im heimischen Büro.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Tage Ihrer Selbstständigkeit? Lief alles wie geplant?

Gleich zu Beginn hatte ich Pech mit einer Kamerabestellung. Die Kamera war bestellt und voll bezahlt und kam ewig nicht an. Man hat mich von Woche zu Woche vertröstet. Ich konnte dadurch praktisch nicht arbeiten, konnte kein Geld verdienen. Ich habe mir dann eine bei einem Ausleihservice gemietet. Insgesamt habe ich auf meine bestellte Kamera fast ein halbes Jahr gewartet.
Der Beginn war generell schon eine ungewisse Zeit. Plötzlich muss man alleine klarkommen. Es gibt niemanden mehr, der einem morgens sagt, was man heute alles zu tun hat. Aber ich denke, das geht vielen Gründern und Gründerinnen so.
Ich habe anfangs erst mal nach Kunden Ausschau gehalten und sie aktiv angesprochen. Meine Freundin und ich waren beispielsweise zu Besuch im Kinderland Rostock – das ist ein Indoor-Spielplatz. Hinterher habe ich mir deren Website angeschaut und festgestellt, dass das Kinderland noch kein Video hat. Ein kurzes Telefonat mit dem Chef und schon hatte ich einen Kunden. So mache ich es oft heute noch und in den meisten Fällen kommt auch ein Auftrag zustande.

Wie machen Sie Kunden auf sich aufmerksam?

Es ist nach wie vor so, dass ich meist auf die Kunden zugehe. Ich habe da keine Hemmungen. Das sind auch alles nur Menschen, die mit Wasser kochen. Die wenigen, die der Meinung sind, dass sie kein Video brauchen, weil andere ja auch kein Video haben kann man ganz schnell interessieren. Ich erkläre ihnen, dass sie dann eben der oder die Erste in Branche/Umgebung sind und dadurch die Nase vorn haben.
Solche Gespräche „übe“ ich übrigens gern mit Freunden.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich selbstständig zu machen?

Ich wollte mein eigenes Ding machen, meine Kreativität ausleben. Ich habe ja bei TV Rostock gearbeitet und hauptsächlich nachrichtliche  Kurzfilme gemacht. Schon während dieser Zeit wurde ich von vielen, die wir interviewt haben, angesprochen, ob wir auch Unternehmens- und Produktfilme machen. Da habe ich gemerkt, der Bedarf ist vorhanden. Das hat mir Mut gemacht, den Schritt zu wagen.

Im Interview mit GRUENDER-MV.DE Redakteurin Grit Gehlen erzählte Dirk Kurat von seiner Geschäftsidee, seinen Erfolgen und Zielen.

Wie erfolgreich sind Sie jetzt nach zwei Jahren?

Ich verzeichne gute Erfolge, habe viel Spaß an meiner Tätigkeit, aber auch nach zwei Jahren als Selbstständiger noch freie Kapazitäten.

Welche Rechtsform haben Sie für Ihr Unternehmen gewählt und warum?

Ich bin als Einzelunternehmer gestartet.

Als Unternehmer wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich damals fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ich habe hier in Rostock bei Virtus einen Existenzgründerkurs belegt. In diesem Kurs habe ich übrigens gleich meinen ersten Auftraggeber, einen Versicherungsmakler der im Kurs als Dozent auftrat, kennengelernt. Schon von daher hat sich der Kurs total gelohnt.
Über das Förderprogramm Gründercoaching habe ich mir einen Existenzgründerberater an die Seite geholt. Die Gründerstammtische in Rostock und Neubrandenburg habe ich auch besucht. Dort habe ich wichtige Kontakte geknüpft und einen Geschäftspartner kennengelernt. Mit Moderator Ron Bachmann aus Penzlin arbeite ich bis heute eng zusammen.

Rückblickend: Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Naja, wahrscheinlich gab es viele kleine Wissenslücken, die aber nicht so aufgefallen sind. Ich lerne bis heute stetig dazu.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe mit Hilfe meines Existenzgründerberaters das Mikrodarlehen in Höhe von 10.000 Euro beim Land beantragt und erhalten. Meine Eltern haben mich außerdem finanziell unterstützt. Ich brauchte Geld für dringende technische Anschaffungen wie die Kamera, ein Mikro und Lichttechnik beispielsweise.
Ach, und den Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur habe ich auch beantragt und bekommen.

Ist der Durchbruch schon geschafft?

Noch nicht. Neben den Drehs in Firmen möchte ich mehr kreativ arbeiten. Zum Beispiel Spots mit Schauspielern machen, die dann vor einem Film im Kino laufen könnten.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ich will schnellstens meine Kredite zurückzahlen und will so gut verdienen, dass die Familie sorglos leben kann.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Ein freier Mitarbeiter fehlt mir. Aber es gibt da bereits Gespräche mit meinen Favoriten. Aus technischer Sicht liebäugle ich mit speziellen Kameras. Die Kosten liegen da ab 30.000 Euro aufwärts. Das wird also heute und morgen nichts. Solche Technik werde ich mir weiter ausleihen.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Bei Facebook bin ich schon länger angemeldet, habe mir jetzt aber auch ganz neu ein Google+ und ein Xing-Konto zugelegt.
Als eher stiller Beobachter suche ich bei Facebook nach neuen Inspirationen. Manchmal poste auch ich etwas: Kürzlich habe ich beim Kultur- und Kreativwettbewerb MV gewonnen. Das Foto, auf dem der Wirtschaftsminister Harry Glawe mir die Urkunde überreicht habe, habe ich stolz geteilt und mich sehr über die Likes und Glückwünsche gefreut. Mal sehen, ob daraus auch Aufträge erwachsen…

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, ……Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

Würde ich noch mal neu starten, dann…
würde ich schneller meine Ideen verwirklichen und nicht so lange überlegen und diskutieren.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..macht einfach und lasst euch nicht von anderen beirren. Habt keine Hemmungen, eure Zielkunden anzusprechen. Wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Kontakt
Das Videomobil
Dirk Kurrat
Quartierstraße 2
18057 Rostock
Tel: 0176 / 44 75 24 40
Mail: info@dasvideomobil.de
www: www.dasvideomobil.de
Facebook: www.facebook.com/DasVideomobil?fref=ts

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