Daniela Steil hat sich mit 47 Jahren nach verschiedenen Jobs im öffentlichen Dienst selbstständig gemacht. Es war ihr brennender Wunsch selbstbestimmt und kreativ zu arbeiten. In einer Verwaltung fühlte sie sich eingeengt. Alle Fotos (7): Daniela Steil

Frau Steil, herzlichen Glückwunsch zum Schritt in die Selbstständigkeit. Die Eröffnung Ihres Ladens ist gerade mal drei Monate her. Gab es in der Nacht zum 2. Mai schlaflose Stunden, lief alles wie geplant?

Nein, schlaflose Stunden gab es in der Nacht zuvor nicht. Am Eröffnungstag war ich dann aber doch sehr aufgeregt. Ich habe ihn gut gemeistert, aber leider nicht genießen können. Es gingen mir immerzu so viele Gedanken durch den Kopf:  Wie, jetzt musst du das immer machen? Ob das wohl alles so klappt wie geplant? Kraft gaben mir meine Familie, Verwandte und Freunde, die alle kamen, um mir zu gratulieren. Mein erster Kunde an diesem Tag war ein älterer Herr mit einem Rollator. Er hat sich einen tollen Raumduft für sein Zuhause ausgesucht.

Anlaufschwierigkeiten gab es natürlich auch. Mein Laden war nicht pünktlich für die Anmietung fertig. Dann habe ich die Dauer der Kreditbewilligung und die Lieferzeiten der Warenbestellungen unterschätzt. Dadurch konnte ich erst am 2.Mai eröffnen. Geplant war der 1. März als Eröffnungstag.
Es gab aber auch  viel Positives im Vorfeld. Ich fühlte mich bei meinem Existenzgründungsberater in sehr guten Händen. Auch die Kontaktanbahnung zu Händlern und anderen Selbstständigen verlief durchweg positiv. Dadurch bekam ich viel Bestätigung.

Wie sind Sie auf der Suche nach einem passenden Laden für Ihre Idee vorgegangen?

Anfangs wollte ich mein Geschäft in Boizenburg eröffnen. Doch schnell stellte sich für mich heraus, dass ich mit meinem Vorhaben in Boizenburg wohl nicht die richtige Kundschaft vorfinde. Ich male in meiner Freizeit und habe meine Bilder beim Hyazinthenfest der Stadt ausgestellt, dadurch kam ich mit Einwohnern in Kontakt.
Ich habe mich dann für Schwerin entschieden, weil die Stadt viele Einwohner und ein relativ gutes Durchschnittseinkommen hat. Außerdem kommen viele Touristen in die Stadt.  Ich treffe in Schwerin mit meinem Sortiment eher meine Zielgruppe an.

Wer sind Ihre Kunden?

Besonders gut verkaufen sich die toll duftenden Seifen, die Windklangspiele, die Waren aus alten Reifenschläuchen, die Jute-Taschen und natürlich der Edelsteinschmuck.
Mit der Zielgruppe habe ich mich von Anfang an schwer getan und tue es noch. Meine Definition der Zielgruppe lautet, Männer und Frauen zwischen 20 und 70 Jahren, die Wert auf Qualität legen, die gern schenken, denen die Herkunft der Waren wichtig ist und die umweltbewusst sind.
Wie werden Kunden auf Ihr Angebot aufmerksam?
Um meine Geschäftseröffnung bekannt zu machen, habe ich mit vielen helfenden Händen Flyer verteilt. In verschiedenen Schweriner Zeitungen  habe ich Annoncen geschaltet und es wurde auch ein kleiner Artikel über meine Ladeneröffnung veröffentlicht.
Meinen Kunden gebe ich  Visitenkarten mit und in einigen Hotels habe ich diese auch hinterlegen dürfen. Es gibt auch einen Internetauftritt.
Nun plane ich noch, Werbung auf meinem Auto zu machen. So sehen die Leute dann überall, dass die “Schatzinsel” unterwegs ist.

Gibt es schon erste Erfolge?

Der bisher umsatzstärkste Tag war der 31. Mai im Eröffnungsmonat. Da habe ich mich riesig gefreut und sofort gedacht: Geht doch!
Bei den hochqualitativen Windklangspielen,  wo der Preis dementsprechend höher ist, habe ich angenommen, dass ich die schwerer verkaufen werde. Das ist nicht so. Mehrere Kunden sind froh, diese bei mir zu erhalten und zahlen für die gute Qualität gerne den Preis.
Am besten verkaufen sich die Seifen, die Seifenschalen und der Schmuck. Eher nicht bzw. schlechter verkaufen sich die Taschen aus Filz, die Taschen aus alten Reifenschläuchen, die Laternen, die Alben und Freundschaftsbücher aus Altpapier.
Ach ja, und dann verkaufe ich noch den Schweriner Glückswichtel. Das sind von Künstlern mit Wichteln bemalte kleine Steine. Ich habe das Kleidchen für den Schweriner Glückswichtel in den Farben der Flagge von MV bemalen lassen.
Demnächst wird es bei mir in der „Schatzinsel“ auch handbemalte Kerzen aus Litauen geben.  Dann werde ich  noch Geldbörsen, Handyhüllen und Ipadhüllen aus einem neu gewonnen Material aus recycelten Rohstoffen anbieten. Mir ist sehr wichtig, Waren anzubieten, die aus alten Rohstoffen neu gewonnen werden. Und natürlich werde ich das Schmucksortiment ständig erweitern. Außerdem höre ich meinen Kunden und Kundinnen sehr genau zu. Manchmal suchen sie Dinge, die ich nicht im Angebot habe, vielleicht nicht mal in Erwägung gezogen hatte, sie ins Sortiment aufzunehmen.  Da bin ich aber flexibel.

Soll ein Online-Shop dazukommen?

Unbedingt! Doch einen guten Online-Shop erstellen zu lassen, kostet Geld. Das muss ich erst zusammensparen.
Doch auf den Online-Umsatz möchte ich nicht verzichten. Deswegen plane ich, Verkäufe bei Ebay zu starten. Mal sehen, wie es so anläuft.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich selbstständig zu machen? Sie hatten einen sicheren Job in einem Bürgerbüro.

Ganz ehrlich: Ich war im öffentlichen Dienst sehr unzufrieden. Gute Ideen, Kreativität oder Neuerungen sind nicht gefragt.  Es gibt den Spruch: “Eine Unternehmung fällt und steht mit dem Chef”. Und das empfinde ich genauso. Es kam bei mir immer mehr der Wunsch auf, weg zu wollen. Gleichzeitig wurde ein zweiter Wunsch immer größer. Nämlich der, mein eigener Chef zu sein. Ich wollte die Dinge so gestalten, wie ich es möchte. Ganz präzise bildete sich nach und nach die Idee eines eigenen, kleinen Ladens ab. Ich habe mich in diesem Laden bildlich gesehen, und musste den Schritt dann unbedingt wagen.
Anfänglich sollte es ein Laden nur mit Edelsteinschmuck und Heilsteinen sein. Aber ich war mir nicht sicher, ob der in Schwerin laufen würde. So habe ich in Hamburg verschiedene Läden, die solch ein Sortiment anboten, besucht. Mit einigen Händlern kam ich ins Gespräch und habe für mich festgestellt, dass es „nur“ mit diesem Angebot in Schwerin schwer werden könnte.
Draufhin suchte ich nach einer neuen Idee. Ich wollte etwas finden, wo ich absolut mit gutem Herzen mitgehen konnte. Und so wurde aus meinen Laden die „Schatzinsel“. Ein Geschäft für Geschenkartikel. Dort kann ich meine selbstgemalten Bilder, den Edelsteinschmuck und eben auch Waren, die aus recycelten Rohstoffen gefertigt werden, anbieten.

Welche Rechtsform haben Sie für Ihr Unternehmen gewählt und warum?

Ich bin Einzelunternehmerin. Es ist die einfachste Form der Gründung mit sehr geringen Kosten verbunden.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Den Gründerkurs habe ich bei ATI Westmecklenburg in Schwerin absolviert. Die Beratung hat Herr Marienfeld von ATI übernommen. Herrn Marienfeld kann ich sehr weiterempfehlen.
Auch meine Familie und meine Freunde standen mir stets mit Rat und Tat zur Seite. Dadurch habe ich Durststrecken gut überstanden und sehr viel Hilfe gehabt.
Ich habe mich sehr viel im Internet belesen und kann die Internetplattform von GRUENDER-MV.DE und akademie.de weiterempfehlen.  Bei akademie.de habe ich Online-Workshops “Buchhaltung” und “Online-Marketing” besucht. Die waren kostengünstig und gut.
Außerdem lerne ich jeden Tag bei meiner Arbeit und wachse immer mehr zur Unternehmerpersönlichkeit heran.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich brauchte Geld für ein Auto, die Maklercourtage, die Ladenausstattung und die Waren. Einen Teil habe ich über mein Eigenkapital finanziert. Eigenkapital einzusetzen, finde ich sehr wichtig, weil man dadurch finanziell flexibler in seinen Entscheidungen ist. Ich erhalte zudem den Gründungszuschuss und mir wurde auch das Mikrodarlehen bewilligt.
Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?
Laut Businessplan soll es bereits dieses Jahr einen Gewinn geben.  Da ich zwei Monate später gestartet bin und weil das Anlaufen des Ladens doch schwieriger ist als geplant, werden die schwarzen Zahlen wohl bis nächstes Jahr warten müssen.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung besteht darin, das erste Geschäftsjahr zu bestehen und gute Einnahmen zu erzielen. Nur wenn ich genug Einnahmen erziele, kann ich neue Waren kaufen und das Sortiment ausbauen.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Einen Mitarbeiter benötige ich noch nicht. Derzeit ist alles allein zu schaffen. Wenn aber die Online-Verkäufe tatsächlich laufen, benötige ich Hilfe. Denn den Laden führen und die Online-Verkäufe absichern, ist für eine Person zu viel.
Fakt ist: Im nächsten Jahre würde ich gern einen Mitarbeiter einstellen, damit ich mir auch mal Urlaub gönnen kann und Zeit für meine Familie habe. Nur dann bleibe ich gesund.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ich bin mit der Schatzinsel Schwerin bei Facebook angemeldet. Aber ich habe mich mit diesen Kanälen noch nicht auseinandergesetzt. Es fehlt mir gegenwärtig einfach an Zeit und Kraft, mich dort einzufinden.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …meine Freiheit zu haben und sehr kreativ sein zu können.

Würde ich noch mal neu starten, dann …würde ich sicherlich alles genauso machen, denn für jedes Problem, was auftritt, gibt es eine Lösung.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich, …sich gut zu schulen, um dann für die Kunden top drauf zu sein.

Kontakt:

Schatzinsel
Daniela Steil
Friedrichstraße 14
19055 Schwerin

Telefon: (0385) 59385420
Mail: schatzinsel-schwerin@t-online.de
www: www.schatzinsel-schwerin.de
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