Gutgelaunte Figuren im Angebot

Am 11.11. 2012 hat Ergotherapeutin Regina Chinow ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Keramikerin fertigt frech grinsende Katzen, rundgefutterte Fische oder auch schielende Hasen. Schmunzelnde Besucher im Holfladen oder am Marktstand wurden schon öfter beobachtet. Die Jungunternehmerin nennt ihre Produkte Rakuritäten. Wie der Name entstanden ist und wie zufrieden sie mit dem Schritt in die Selbstständigkeit ist, erzählt die 46-jährige aus Saal bei Rostock in diesem Interview.

Regina Chinow: “Aus meiner Produktion verkaufen sich am besten die Figuren. Es gibt ja viele Sammler, die brauchen natürlich überwiegend Eulen und Katzen. Eher schlecht verkaufen sich Gefäße und so Gebrauchskram, eben die Dinge, die viele Töpfer im Land so toll herstellen.” Alle Fotos (16): Regina Chinow Rakuritäten

Frau Chinow, seit anderthalb Jahren sind Sie nun selbstständig. Wie waren die ersten Tage und Wochen als Unternehmerin, lief damals alles wie geplant?

Es war auf jeden Fall alles ungeheuer spannend. Im Vorfeld habe ich mich durch den Rostocker Verein Frauen in die Wirtschaft beraten und coachen lassen. Hier bekam ich zu wissen, was ich noch nicht wusste in Sachen Selbstständigkeit. Da ich schon längere Zeit nebenbei meiner nun selbstständigen Tätigkeit nachging, war es für mich am spannendsten zu beobachten, wie sich mein Arbeitstag nun in eigener Regie gestaltete. Ich musste einen ganz eigenen Arbeitsrhythmus finden und Arbeitsinhalte koordinieren, Prioritäten setzen. Manchmal hatte ich kleine Zweifel, ob dieser Weg der Richtige ist, aber meistens rief dann auch gleich jemand an und bestellte etwas oder machte Workshop-Termine, sodass zum Zweifeln kaum noch Zeit blieb.
Rückblickend kann ich sagen: Ja, es lief wie geplant und auch wie geschmiert. Das hätte so nicht zu träumen gewagt.

Wie kam es zu dem Namen Rakurität?

Raku- ist eine alte japanische Brenntechnik, bei der man live den spannenden Brennprozess miterleben kann und dessen Ergebnis nicht vorhersehbar ist.

Kurios-
sind meine Figuren, absolute Raritäten.

Rina-
ist mein Vorname abgekürzt.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, solche lustigen und witzigen Tiere zu töpfern?

Gerade in unserem Land gibt es viele tolle Töpfer, die ihr Handwerk super beherrschen. Ich mag, wenn „es“ mich anguckt und ich eine Beziehung aufnehmen kann, selbst kann ich mich so am besten kreativ entfalten und habe viel Spaß beim Arbeiten.
Es hat eine Weile gedauert, bis bei mir der Groschen gefallen ist und ich erkannte, welch enorme Bandbreite im Material Ton steckt. Ich lasse gern Dinge weg, die nicht unbedingt sein müssen. Bei einem Pferd lasse ich beispielsweise die Beine weg. Es gibt nur einen stilisierten Körper, aber die Mähne ist unverzichtbar…
Die Herausforderung besteht im Vereinfachen und Weglassen. So entstehen echt tolle Formen und jede lässt sich unendlich variieren.

Wie erfolgreich sind Sie?

Rakuritäten gibt es auf verschiedenen Töpfer-und Kunsthandwerkermärkten hier in Mecklenburg-Vorpommern, in einigen Geschäften z.B. in Graal-Müritz, in Stralsund und natürlich in meinem Hofladen. Meine Kunden sind lustige Menschen, welche auch mal einen Euro für nicht lebensnotwendige Dinge ausgeben. Menschen, die sich beim Anblick der Rakuritäten amüsieren, oft in Gedanken schon einen Platz dafür oder eine zu beschenkende Person im Auge haben. Menschen, die sich inspirieren lassen, sich selbst auszuprobieren.
Aus meiner Produktion verkaufen sich am besten die Figuren. Es gibt ja viele Sammler, die brauchen natürlich überwiegend Eulen und Katzen. Eher schlecht verkaufen sich Gefäße und so Gebrauchskram, eben die Dinge, die viele Töpfer im Land so toll herstellen.
Meine Seele steckt in den Figuren und das spüre ich beim Verkaufen auch. Auf den Events haben die Leute Gelegenheit, die Figuren selbst zu glasieren und wir brennen sie dann vor Ort fertig. Das ist für alle Beteiligten immer eine spannende Geschichte, denn man kann ja die Figur während des gesamten Brennprozesses beobachten und ich freue mich immer noch über die erstaunten Gesichtsausdrücke.
Natürlich kann bei mir auch geformt werden. Bis zu fünf Leute passen zum Formen in die Werkstatt und so bleibt es für alle auch entspannt. Gern lassen sich die Kursteilnehmer durch meine Figuren inspirieren und ich sage immer, wer hier eine Tasse machen möchte, die er dann auch noch benutzen will, ist bei mir an der falschen Adresse. Hier gibt es gutgelaunte und nicht dem BMI entsprechend geformte Figuren. Wir haben viel Spaß und so soll es sein.

Welche Rechtsform haben Sie für Ihr Unternehmen gewählt und warum?

Ich bin Kleinunternehmerin mit Einzelunternehmen. Über was anderes hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, denn so hat es am besten gepasst.

Ergotherapeutin

Im November 2013 feierte Regina Chinow ihr 1. Firmenjubiläum und konnte viele Gratulanten begrüßen.

Als Unternehmerin wurden Sie nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich damals fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Als Erstes war die zunehmende Unzufriedenheit mit dem Job, dann kam ein Gespräch mit einer guten Freundin mit der Empfehlung zu Frau Dr. Bannuscher und der Kontakt zum Verein Frauen in die Wirtschaft Rostock. Der Verein bot gerade einen Existenzgründerkurs an. Mit zwei anderen Teilnehmern wurden wir sehr individuell und persönlich unterrichtet. Es war alles sehr spannend.

Rückblickend: Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Alles was mit Steuern und Finanzen zu tun hat, sowie die rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen einer Selbstständigkeit waren für mich „Böhmische Wälder“. Und überhaupt, ich und selbstständig, noch nie hatte ich früher einen ernsthaften Gedanken daran gehabt. Das hätte ich mir nicht zugetraut.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich brauchte eigentlich kein Geld, die wichtigen Dinge waren vorhanden, die Arbeit konnte losgehen. Fördermittel habe ich für das Coaching bei der IHK beantragt und bekommen. Dank der Coach-Mentorin war es nicht sehr schwierig.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Nicht entmutigen lassen, Entscheidungen treffen und dazu stehen, aus Fehlern und Misserfolgen lernen und Prioritäten setzen. Meinen Markt habe ich wohl gefunden, nun heißt es am Ball und im Gespräch bleiben.

Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?

Bald!!

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre Herausforderungen?

Ich möchte erreichen, dass mich Kunden buchen, um ein von mir gestaltetes Firmenfigürchen auf einer Firmenfeier zum Leben zu erwecken. Ich muss es schaffen, dass potentielle Kunden die ganze mögliche Bandbreite meines Schaffens erfassen.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Im Moment steht der Kauf eines neuen Brennofens an und ich brauche dringend eine neue Tür zur Werkstatt. Es fehlt also gerade Geld.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ich bin sehr aktiv bei Facebook unterwegs und habe mich gerade auch bei Google plus eingerichtet und denke über You tube nach.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, ……für mich selbst zu arbeiten und für mich selbst und meine Familie zu sorgen.

Würde ich noch mal neu starten, dann…würde ich doch einen Kredit aufnehmen, alles schön machen und dann anfangen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..sich selbst treu zu bleiben und alle Fragen stellen, die zu stellen sind.

Kontakt:
Rakurität Event-Keramik
Inh. Regina Chinow
Bahnhofstraße 20
18317 Saal

Telefon: 0174 9408529
E-Mail: keramikrina@t-online.de
www: www.rakurität-exklusiv.de
Facebook und Co: www.facebook.com/RakuritaetEventKeramik#!/RakuritaetEventKeramik

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