Weniger ist mehr – Schweriner Nachwuchsdesigner Felix Lange entwirft Rollstuhl der Extraklasse

Zwei schlanke Räder, miteinander verbunden über einen minimalistischen Rahmen, darauf eine kleine Sitzfläche, höhenverstellbar und flexibel, in elegantem Schwarz gehalten. Wie ein schnittiges Sportgerät steht er da, der Parafree – ein Trainings- und Alltagsrollstuhl erdacht für Menschen mit Querschnittslähmung. Sein Erfinder, Felix Lange, hat für seine Idee vor kurzem den mit 2000 Euro dotierten Lilienthal-Designförderpreis 2013 erhalten. Sein Motto dabei: Weniger ist mehr.

Designer Felix Lange mit einem Prototypen des „Parafree“ in seinem Büro im Schweriner Technologiezentrum. Foto: Manuela Heberer von www.alles-mv.de

Schon während des Designstudiums an der Hochschule Wismar hatte Felix Lange die Idee, einen funktionalen und zugleich optisch ansprechenden, möglichst minimalistisch gestalteten Rollstuhl zu entwerfen. Für seine Diplomarbeit entwickelte er 2011 schließlich das Konzept. Zu seinen wichtigsten Beratern gehört bis heute Langes ehemaliger Nachbar, selbst Rollstuhlfahrer.
Von ihm erfuhr Felix Lange, welche Dinge an Rollstühlen stören und was wichtig ist. Entstehen sollte ein sportliches Gerät zur bewussten Bewegung. Der Name Parafree leitet sich ab von Paraplegie, dem medizinischen Begriff für Querschnittslähmung, und Freedom für Freiheit. „Auch Menschen mit dieser Diagnose wollen sich bewegen, wenn sie es können“, so Lange. Am Ende seiner Diplomarbeit stand ein fertiger Entwurf seines „Parafree“ mit Features wie einem Elastomer/Gummi-Kern  zur Haltungsverbesserung und einem erhöhten Bewegungsradius sowie einem Schnellspannsystem für die Füße. Sein Professor sagte damals zu ihm: „Den würde ich mir auch kaufen“, erinnert sich Felix Lange. „Das hat mich wirklich motiviert.“ Der Designer kreierte die Marke „Parafree“, sogar T-Shirts ließ er bedrucken, zusammen mit seinem Vater fertigte er einen ersten Prototypen an, reichte das Konzept bei verschiedenen Wettbewerben ein. „Nach meinem Studium setzte ich zunächst alles auf diese Karte“, so Lange.

Nicht ohne Erfolg: Sogar der Rollstuhlspezialist Otto Bock aus dem niedersächsischen Duderstadt zeigte ernsthaftes Interesse an dem Modell, nahm es über Wochen in Augenschein, bis am Ende doch nichts aus dem Geschäft wurde. Auch mit zwei weiteren Interessenten, u. a. einem Unternehmen aus Vorpommern,  gab es Gespräche. Aber noch immer liegt der Entwurf in der Schublade von Felix Lange, eine konkrete Umsetzung ist nicht in Sicht. Doch aufgegeben hat der Designer seine Idee nicht. 50.000 Euro, so schätzt er, wären nötig, um den Rollstuhl zur endgültigen Marktreife weiterzuentwickeln. „Ein Massenprodukt wird er aber wohl nicht werden“, so Lange. Viel mehr sieht der 29-Jährige darin ein Nischenprodukt, „ein Identifikationsprodukt, wie bei anderen ein tolles Fahrrad“. Und: „Es ist zwar ein Rollstuhl, sieht aber nicht mehr aus wie ein solches Hilfsmittel“, erklärt der Designer. Das mache ihn zu etwas ganz Besonderem.

Dass er dafür kürzlich mit dem Lilienthal-Designförderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt wurde, macht ihn sehr stolz. „Ich habe mir schon in der Studienzeit vorgenommen, einmal diesen Preis gewinnen zu wollen.“ Das hat nun geklappt, ist aber nicht die erste Auszeichnung für Lange. 2012 hat er es beim Braun-Preis, einem internationalen Wettbewerb für Produktdesign, unter die Top50 geschafft – von insgesamt knapp 2.400 eingereichten Arbeiten. Im vergangenen Herbst hat er außerdem den dritten Platz beim InnoAward erreicht, ein vom Verbund der Technologiezentren in Mecklenburg-Vorpommern gestifteter Innovationspreis. Damit verbunden war ein Mietkostenzuschuss für Räume im Schweriner Technologie- und Gewerbezentrum (TGZ), wo er seit knapp anderthalb Jahren als selbstständiger Designer arbeitet.

Mittlerweile profitiert er auch von der Vernetzung mit den anderen Unternehmen vor Ort, wenngleich das eine Weile gedauert habe. Vielleicht so eine Art Bewährungsfrist, mutmaßt er. Für ihn als Existenzgründer war das Angebot trotzdem attraktiv: „Einen Monat mietfrei und gestaffelte Mietsteigerungen, ansprechende Räume, verkehrsgünstige Lage“, zählt Felix Lange einige Vorteile auf. Von hier aus behauptet er sich Schritt für Schritt am Markt. „Full-Service-Design“ nennt er sein Angebot, das mit Corporate Design, Raum- und Produktgestaltung recht breit gefächert ist. In allen Bereichen hat Felix Lange bereits erfolgreich Projekte realisiert. Am meisten Spaß hat er bei der Planung. Für die Umsetzung hat er eine Handvoll Partner, mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet. Daher rührt auch der Name seines Unternehmens: Langefreunde®. Felix Lange ist in seinen Projekten so etwas wie die Spinne im Netz, die die Fäden zusammenhält, neue Verbindungen knüpft, alles im Blick hat. Er sagt: „Dieses Designmanagement schwerpunktmäßig anzubieten – langfristig kann ich mir das durchaus vorstellen.“

Manuela Heberer

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von www.alles-mv.de

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