Die Uni als Sprungbrett für innovative Geschäftsidee

Drei Rostocker sind gentechnisch veränderten Lebensmitteln und schadstoffbelastetem Trinkwasser auf der Spur. Während ihres Studiums arbeiten sie an einem Forschungsprojekt, das sie nach und nach in eine marktfähige Geschäftsidee umsetzen wollen. Mittels neuartiger elektrochemischer Analysemethoden, die sie sich patentieren ließen, möchten die drei schnell durchführbare, aber dennoch präzise Tests durchführen.

Von links: Christoph Herz, Katarzyna Biala und Robert Pastoors. Die drei wollen mithilfe einer ganz kurzen Online-Umfrage ihre Gründungsidee vorantreiben und freuen sich über jeden, der teilnimmt. Der Link zur Umfragen steht am Ende des Artikels.

Wichtig: bezahlbar für den Endverbraucher. Insbesondere bei den Analysen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln gibt es einen großen, bis dahin ungedeckten Bedarf, hat das Team herausgefunden.

In einem für ihre Forschungszwecke eingerichteten Labor der Universität Rostock planen die Chemikerin Katarzyna Biala, der Chemiker Christoph Herz und der angehende Wirtschaftsjurist Robert Pastoors ihre Existenzgründung. Seit über einem Jahr sind die drei ein Team.
„Christoph und ich kennen uns aus einer universitären Arbeitsgruppe. Wir haben hier zusammen geforscht und uns dabei gemeinsam entschlossen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen.“, sagt die 30-jährige Katarzyna Biala. Schnell war den beiden klar, dass unbedingt jemand zu ihnen gehören muss, der sich mit Wirtschaft auskennt. Sie gingen an der Universität auf die Suche: „Einige Bewerber haben sich vorgestellt. Für Robert haben wir uns entschieden, weil er durch seine Ausbildung zum Steuerfachangestellten schon einen gewissen fachlichen Hintergrund hatte und weil er von unserer Idee begeistert war. Er brachte sich gleich im Bewerbungsgespräch mit Ideen ein. Sein Auftreten hat uns begeistert!“, erinnert sich Christoph Herz.

Katarzyna Biala nickt dazu. Auf ihren Schultern liegt oder lastet – je nach Betrachtungsweise – große Verantwortung. Katarzyna Biala befasst sich hauptsächlich mit der chemischen Analyse, durch die herausgefunden werden soll, ob genveränderte Organismen in der Nahrung sind. Große Institute würden solche Überprüfungen teilweise zwar schon anbieten, erklärt Robert Pastoors. Doch das sei zum einen sehr teuer und zum anderen richten sich diese Angebote nicht speziell an Endverbraucher. „Nach unseren ersten Berechnungen kostet so ein Test später bei uns zwischen 80 und 100 Euro. Wir wissen, dass auch das nicht billig ist und arbeiten weiter an der Verbesserung  der einzigartigen Analysemethode, um noch schneller und kosteneffizienter zu arbeiten.“, erklärt Robert Pastoors.

Die drei sind überzeugt, dass immer mehr Verbraucher wissen wollen, ob und wie viel genveränderte Organismen in ihrer Nahrung vorhanden sind. „Bei den Importmassen in unser Land ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass genveränderte Lebensmittel zuhauf bei uns unterwegs sind“, sagt Christoph Herz nickend und erklärt: „Die Grenze liegt bei 0,9 Prozent. Wenn also jemand eine Tüte Maismehl kauft, dürfen darin nicht mehr als 0,9 Prozent genveränderte Anteile enthalten sein. Ist es mehr, muss das angegeben werden.“  Für die drei ist es durchaus vorstellbar, dass das manchmal nicht geschieht. Und nur wenn Verbraucher wissen, was sie essen, können sie sich aus Sicht von Christoph Herz bewusst gegen bestimmte Marken und Produkte entscheiden.

Bei der Forschung steht den angehenden Gründern als Mentor des Gründungsprojektes ELANRO PD Dr. Gerd-Uwe Flechsig zur Seite. Er leitete auch die Arbeitsgruppe.

Ihr zweites Standbein soll die Trinkwasseranalyse werden. Diese Tests werden zwar längst bundesweit flächendeckend für Endverbraucher angeboten, aber das Team sieht trotzdem Potenzial: „Wir verwenden ein günstigeres Messprinzip und denken, dass wir dadurch preiswerter sind. Unsere Analyseergebnisse sollen dem Kunden zudem benutzerfreundlicher dargestellt werden, als die der bisherigen Wettbewerber. „Bisher sei es so, dass Verbraucher das Ergebnis ihrer Trinkwasseranalyse mit dem Hinweis bekommen, der Wert sei überschritten oder nicht. Punkt. „Wir“, so erklärt Katarzyna Biala, „werden gleich noch Empfehlungen geben: Beispielsweise, dass man einen entsprechenden Filter einbauen sollte oder dass ein bestimmter Wert darauf schließen lässt, dass die Rohre ausgetauscht werden müssen.“ Zur erfolgreichen Umsetzung wollen die drei ihre Analysen in einem modernen Online-Shop anbieten.

Sie wissen, dass vor ihnen noch ein steiniger Weg liegt. Aber erste Erfolge sind verbuchbar: Von ihrem Konzept konnten sie Experten überzeugen und bekamen Geldmittel aus dem staatlichen und EU-geförderten Förderprogramm Exist. Ihre Förderung endet zum Sommer und das Team muss sich nun Gedanken machen, wie es die Geschäftsidee weiterfinanziert. „Wir benötigen Mittel für die Räumlichkeiten, für Chemikalien und Messtechniken. Richtig teuer wird auch die Zertifizierung durch die deutsche Akkreditierungsstelle. Das ist wichtig, sonst dürfen wir keine rechtsverbindlichen Gutachten abgeben“, sagt Christoph Herz.

Wie zeitnah die Unternehmensgründung durchgeführt werden wird, hängt gegenwärtig noch von der Anschlussfinanzierung ab. Bis dahin darf noch ein bisschen geträumt werden: „Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren ein bundesweit agierendes Unternehmen mit vielen Mitarbeitern sind“, sagt Katarzyna Biala schmunzelnd. „Ich wünsche mir, dass ich mir keine Sorgen um den nächsten Tag und die Stabilität des Unternehmens machen muss“, hofft Christoph Herz. Robert Pastoors, mit 25 Jahren der Jüngste im Team, wünscht sich ganz pragmatisch, dass sich ELANRO in den nächsten Jahren erfolgreich am Markt platziert. Ihm liegt vor allem seine kreative und unternehmerische Freiheit am Herzen.

Grit Gehlen

 

Print Friendly, PDF & Email