Start mit 300 „Mitarbeitern“

Ein in Mecklenburg-Vorpommern wohl bislang einzigartiges Angebot gibt es ab Mitte Dezember 2013 in Neubrandenburg. Berith Muche-Schuth macht eine Praxis auf, in der sich 300 Knabberfische um die Hautprobleme der Kunden kümmern. Insbesondere Kunden mit Neurodermitis und Schuppenflechte hat die 43-Jährige im „Visier“. Wie die Geschäftsidee entstanden ist und wie aufgeregt die Jungunternehmerin so kurz vor der Eröffnung ist, erzählt Berith Muche-Schuth in diesem Interview.

Berith Muche-Schuth (links) stellte ihre Geschäftsidee kürzlich beim Gründerstammtisch OpenCoffee Club in Neubrandenburg vor. Hier im Gespräch mit Unternehmerin Annette Riedel.

Frau Muche-Schuth, wann genau ist die Eröffnung geplant?

Ich eröffne mein Studio am Freitag dem 13. Dezember 2013.
Das Datum haben Sie bewusst ausgewählt?
Ja, ich bin nicht abergläubisch. Meine Praxis befindet sich in Neubrandenburg im Rostocker Viertel nahe der Hochschule. In unmittelbarer Nähe ist Kaufland, den Markt werden viele kennen. Weil die Räumlichkeiten, nach denen ich sehr lange gesucht habe, etwas groß für mich allein sind zieht eine befreundete selbstständige Friseurin mit ein. Wir werden uns nicht stören, aber nutzen beispielsweise gemeinsam das Wartezimmer, die Küchenecke und die Toiletten – das spart auch Geld.

Hoffen Sie in der Lage auf Laufkundschaft?

Nein. Die Lage ist aber insoweit gut, weil beispielsweise in unmittelbarer Nähe auch eine Ärztin ihre Praxis hat. Kunden, die sich für die Knabberfisch-Anwendung interessieren, kommen eher nicht einfach mal so vorbei. In der Regel werden sie mit mir vorher einen Termin vereinbaren und wahrscheinlich viele Fragen haben. Die Knabberfisch-Anwendungen sind bei uns noch nicht so bekannt.

Was genau machen die Knabberfische eigentlich?

Meine 300 Knabberfische, auch Doktorfische genannt, leben in fünf Aquarien-Becken. Das Wasser ist um die 35 Grad warm. Knabberfische sind beispielsweise in der südlichen Türkei zu Hause.  Ihr richtiger Name lautet Rötliche Saugbarben. Diese kleinen Fische haben sich auf die menschliche Haut spezialisiert. Sie zupfen lose alte Schuppen von der Haut ab. Das kitzelt, tut nicht weh! Dabei geben die Fische  ein Dithranol-haltiges Sekret ab, das von der menschlichen Haut aufgenommen wird und beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechte lindern kann.

Wie genau läuft die Anwendung ab?

Vor der Anwendung werden Füße und Beine der Kunden gereinigt. Wer offene Wunden oder eine ansteckende Erkrankung hat, muss mit der Behandlung warten, weil ja sonst Ansteckungsgefahr für die Fische und nachfolgende Kunden besteht. Dann setzten sich die Kunden bequem auf den Stuhl und tauchen ihre Füße in das wohlig warme Wasser. Die Fische fangen sofort an zu knabbern. Eine Anwendung dauert mindestens 20 Minuten.

Wie viele Kunden können die Anwendung pro Tag buchen- also wie viel schaffen die Fische maximal?

Da gibt es Vorgaben vom jeweils zuständigen Veterinäramt und die fallen von Gemeinde zu Gemeinde und von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich aus.
Ich biete aber nicht nur Knabberfisch-Anwendungen an. Ich bin Reiki-Meister und biete auch spirituelle Lebensberatung und das Besprechen von Krankheiten an. Das war auch die Grundidee für meine Selbstständigkeit: Ich wollte meine Berufung zum Beruf machen und habe noch etwas gesucht, das mein Lebensberatungsangebot optimal begleiten würde. Durch einen anderen Reiki-Meister kam ich auf die Knabberfisch-Idee. Eine optimale Verbindung.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Nach meiner Ausbildung habe ich 13 Jahre als OP-Schwester gearbeitet und danach neun Jahre im Außendienst für ein Pharmaunternehmen. Fachlich, vom medizinischen her gesehen und was die Kundenansprache betrifft, bin ich also bestens vorbereitet. Was mir fehlte war das Wissen über Buchhaltung, Steuern und Kostenrechnung. Ich war zu einer Erstberatung im Büro für Existenzgründungen in Neubrandenburg und habe beim Bildungswerk des Allg. Unternehmensverbandes Neubrandenburg einen sechstägigen Existenzgrünungskurs besucht. Diesen Kurs empfehle ich unbedingt weiter! Wir waren zu zehnt und ich erinnere mich, dass wir abends nach dem ersten Unterrichtstag alle ziemlich aufgewühlt waren und lieber nicht mehr gründen wollten. In diesem Kurs lernt man erst, was alles auf einen zukommt, was bedacht und bezahlt werden muss. Wir haben uns rege ausgetauscht und gegenseitig Mut gemacht. Ich bin richtig froh, dass ich den Kurs gemacht habe. Soweit ich weiß, haben zwei der zehn Teilnehmer ihren Plan der Existenzgründung verschoben…

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ja, ich brauchte Geld beispielsweise für die Fische, die Aquarien, die Inneneinrichtung, Flyerdruck und vieles mehr. Ich habe genau gerechnet und ausgewählt – es müssen nicht die teuersten Aquarien sein –  und alle Anschaffungen von meinem Ersparten bezahlt. Von der Agentur für Arbeit bekomme ich den Gründungszuschuss, den ich ja glücklicherweise nicht zurückzahlen muss. Eine tolle Starthilfe!

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Zufriedene Kunden, die mich weiterempfehlen. Ich baue auf Mund-zu-Mund Propaganda. Und ich muss fleißig sein und Ausdauer haben.

Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?

Hoffentlich bald.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?
Ich muss Geduld haben und die Auflagen der Ämter sind manchmal auch eine Herausforderung.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Ich würde gern so schnell wie möglich einen Mitarbeiter auf 400 Euro Basis einstellen. Später kann daraus auch eine Teilzeit- oder Vollzeitkraft werden. Vielleicht findet sich der oder die Richtige ja unter meinen Kunden.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Noch nicht, aber ich habe schon von anderen Jungunternehmern gelernt, dass ich um Facebook wohl nicht herum komme. Da soll sich meine Kundschaft „tummeln“.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, ……Freiheit und Flexibilität.

Würde ich noch mal neu meinen Plan starten, dann…würde ich geduldiger sein und stiller.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..zu Geduld, Stille und Hartnäckigkeit.

Kontakt:

LaVita
Berith Muche-Schuth
Torfsteg 11
17033 Neubrandenburg

Telefon: 0395 57079775
E-Mail: muche-schuth@web.de

Facebook: www.facebook.com/pages/Knabberfische-und-Reiki-im-LaVita-Neubrandenburg/1451076691793781

Print Friendly, PDF & Email