“Durch mein Muttersein habe ich zu meiner Berufung gefunden”

In Neustrelitz gibt es seit dem Frühsommer 2013 eine Jungunternehmerin mehr. Morija Heckel bietet Geburtsvorbereitungskurse namens HypnoBirthing nach der Mongan Methode und Stillberatungen an. Klingt anders und fremdländisch. Wie das Angebot bisher angenommen wird, erzählt Morija Heckel in diesem Interview.

Morija Heckel ist 24 Jahre jung und Mutter von zwei Kindern. Foto: privat

Frau Heckel, Glückwunsch zur Gründung! Wir waren die ersten Tage als Unternehmerin?

Dankeschön!
Da ich keine Räumlichkeiten eröffnet habe, waren die ersten Tage eigentlich so wie immer.
Alles verlief irgendwie relativ leise und unbemerkt.
Als dann alle Formulare abgeschickt, abgestempelt oder bewilligt zurückkamen und abgeheftet waren, dachte ich bei mir: „So, das war’s schon?“
Ich habe mit meinem Mann angestoßen und dann stand ja ganz zeitnah der große Aktionstag vor der Tür „Willkommen Baby“, direkt im Anschluss die Zertifizierung zur HypnoBirthing Kursleiterin!

Was für ein Aktionstag war das?

Den Aktionstag „Willkommen Baby“ haben Frau Otte, von der Babypraxis Otte und ich gemeinsam veranstaltet.
Er fand im Familienzentrum Neustrelitz statt und bot eine ganze Menge für Schwangere und junge Familien.
Wir hatten alle Stockwerke gefüllt mit vielen spannenden Infos rund um Schwangerschaft, Geburt, Still- und Tragezeit. Mit uns waren viele regionale Anbieter vertreten, die in diesem Bereich arbeiten.
Von Tragetüchern, über Babypuschen bis hin zu Produkten von Weleda: alles was das Familienherz begehrt, war vorzufinden.

Wie ist Ihre Geschäftsidee überhaupt entstanden?

Zum Ende meines Studiums wurde ich schwanger mit meinem ersten Kind, Emil.
Mein Plan war, nach einem halben Jahr einfach wieder einzusteigen und alles zu beenden. Doch dann hat das Muttersein mein Leben nochmal ziemlich umgekrempelt. Obwohl mir schon immer klar war, dass ich im medizinischen Bereich meine Berufung finde, habe ich durch die Kinder erst herausgefunden welcher Bereich das ist: Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit.
Mir fiel auf, dass es vielen Frauen schwer fällt einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden, dass viele daraus resultierende Probleme nicht gesellschaftsfähig sind und die natürlichsten Vorgänge zu einem großen Mysterium und angeblichen Glücksbingo verkommen sind.
Muss die Geburt wirklich schmerzhaft, lange oder gar traumatisch sein? Ist es wirklich normal, dass fast jede Frau einen „Babyblues“ bekommt? Warum ist Stillen so anstrengend, kompliziert und läuft oft schief? Ist es tatsächlich normal, dass Kinder so viel weinen, gehören „Dreimonatskoliken“ eben einfach zum menschlichen Dasein dazu?

Ich begann, mich umzuorientieren und legte die Amtsärztliche Prüfung nicht mehr ab.
Mitte 2010 zogen mein Mann und ich nach Neustrelitz, wo ich die Ausbildung zur Stillberaterin begann und Anfang 2011 die Stillgruppe gründete.
Mitte 2012 wurde meine Tochter Cosima geboren. Im Mai 2013 absolvierte ich die Weiterbildung zur Kursleiterin für HypnoBithing bei Sydney Sobotka.

Durch mein Muttersein habe ich zu meiner Berufung gefunden: Ich möchte Frauen in dieser wunderbaren Zeit begleiten, vor allem aber möchte ich das Bewusstsein wiedererwecken, dass sie die wahren Expertinnen für sich und ihre Babies sind.
Ich glaube fest daran, dass wir den Grundbaustein für vieles bereits in der Schwangerschaft legen.
Dazu zählt auch, wie das einschneidende und überaus prägende Erlebnis Geburt verläuft.
Die Forschung hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Man weiß heute, dass z.B. der emotionale Zustand der Mutter, also ihr Hormonhaushalt, großen Einfluss auf die genetische Entwicklung des Kindes hat!
Wir haben so viel mehr in der Hand als wir glauben! Ganz gut beschreibt das der Satz: „Die Hand an der Wiege bewegt die Welt“.
Für mich stellt sich dadurch auch die Frage: Wo wollen wir als Menschen und als Gesellschaft hin?
Natürlich, leicht und selbstbestimmt zu gebären und geboren zu werden, stellt einen natürlichen Bestandteil des menschlichen Daseins dar.
Bleibt diese Erfahrung versagt oder wird sie sogar als negativ empfunden, hat das für beide Parteien großen Einfluss auf den darauffolgenden Prozess.
Mit meinem Kursangebot zur Geburtsvorbereitung durch HypnoBirthing möchte ich den Frauen wieder nahe bringen, dass sie so gebären können, wie sie es sich wünschen.
Dass ihr Körper absolut fähig ist und auch das Gebären eine wundervolle Erfahrung sein kann, ein wesentlicher Bestandteil des weiblichen Daseins ist.
Alle meine weiteren Qualifizierungen die noch folgen, zielen darauf ab, Mütter, Väter und ihre Babys zu begleiten, ihnen zu helfen ihre eigenen Wege zu finden und wieder ein Bewusstsein für unsere natürlich gegebene Stärken und Qualitäten zu erwecken.

Wie kam der Firmenname, Kugelrund im Mittelpunkt, zustande? Haben Sie lange gegrübelt, professionelle Hilfe gehabt oder ist er aus einer Bierlaune heraus entstanden?

Ich habe nach Synonymen für die Wörter Mutter, Schwangerschaft, Geburt etc… gesucht. Irgendwann stieß ich auf das Wort kugelrund…Wie genau, weiß ich nicht mehr. Ich glaube, mein Mann bezeichnete eine Schwangere als kugelrund und das schrieb ich mir auf.
Ich begann zu reimen und da war er plötzlich: Der perfekte Name für mein Projekt!
Er bedeutet für mich zweierlei:
Zum einen steht bei mir die Schwangerschaft und Geburt im Mittelpunkt meines Arbeitsbereichs.
Aber auch: Ich möchte den Schwangeren Wege aufzeigen zu ihrer inneren Mitte, ihrem Baby, so dass sie ganz kugelrund im ihrem Mittelpunkt sind.

Gibt es schon Erfolge, volle Kurse, viele Anfragen?

Jede glückliche Schwangere, jedes glückliche Baby, jede glückliche Familie ist ein großer Erfolg!
Da ich schon den Erfahrungswert durch die Leitung und Gründung der Stillgruppe habe, war mir klar, dass dieses „sehr fremdländisch“ klingende Projekt auch hier seine Anlaufzeit brauchen wird.
Nach und nach gebären jetzt die ersten Frauen, die sich durch HypnoBirthing vorbereitet haben und dass spricht sich schnell herum.
Bisher habe ich viele Einzelkurse und da ist es immer wieder ein Erfolgserlebnis zu sehen und zu hören, dass die Frauen sich plötzlich auf die Geburt freuen, nachdem sie vorher negative Erfahrungen gemacht haben.

Als Unternehmerin wurden auch Sie nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ich habe Hilfe beim Jobcenter gesucht. Jedoch ist auch für die Mitarbeiter dort mein Arbeitsbereich so außergewöhnlich, dass die Infos nur oberflächlich ausfielen. Gut vorbereitet fühlte ich mich nicht.
Ich habe auch Kontakt zum Finanzamt gehabt, dort vorgesprochen, schrieb fleißig alles mit und versuchte mir einen Reim auf das ein oder andere zu machen, was mir noch etwas unverständlich erschien.
Aufklärend und hilfreich war für mich dann ein Gespräch mit einer Steuerberaterin.

Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Um ehrlich zu sein, wusste ich rein gar nichts über die Selbstständigkeit. Auch jetzt denke ich, dass ich noch die eine oder andere Wissenslücke füllen kann und muss.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Tatsächlich hatte ich große Hoffnung irgendwie an Zuschüsse, Fördergelder oder Bildungsschecks für meine Existenzgründung  zu kommen. Aber leider stießen alle Anfragen auf Ablehnung.
Mein Arbeitsbereich ist einfach zu speziell.
Am härtesten traf es mich, als ich beim Jobcenter vorsprach: Die Dame war recht begeistert von meinem Vorhaben und bedauerte umso mehr, dass sie „für Fliesenleger und Nagelstudios ohne weiteres Anträge ausreichen kann, jedoch selbst für eine Schulung zum Altenpfleger nur noch Zuschüsse für zwei von drei Schulungsjahren bewilligt werden“.

Foto: privat

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Sie den Durchbruch als Unternehmerin schaffen?

Meine Tätigkeit muss sich herumsprechen. Ich muss es schaffen, dass Frauen mich an ihre Freundinnen, Schwestern, Schwägerinnen, Kolleginnen, Nachbarinnen usw. weiterempfehlen. So nach dem Motto: „Ich habe mich bei Morija Heckel mit HypnoBirthing vorbereitet und wir hatten eine so tolle Geburt!“
Ich möchte den Verkauf von Gutscheinen ankurbeln. Zum Beispiel kann man Schwangeren eine Freude mit einem Gutschein für eine spezielle Massage machen. Oder Großeltern schenken den werdenden Eltern einen Gutschein für einen Kurs.
Mein Ziel ist es, mich hier mit meinem Angebot fest zu etablieren. Es soll völlig natürlich sein, die Beratung einer Stillberaterin in Anspruch zu nehmen.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ich muss finanziell und zeitlich die Weiterbildungen stemmen.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Ganz klar, mir fehlt Geld. Ich muss die nächsten Schulungen finanzieren.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Noch nicht, aber ab nächsten Monat wird es Kugelrund im Mittelpunkt auch auf Facebook geben und einen Blog.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …meiner Berufung nachgehen zu können und dabei trotzdem für meine Familie da sein zu können.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..sich einen kompetenten Berater zu suchen.

Kontakt:
Anschrift Seestr.1
17235 Neustrelitz
Telefon: 03981229063 oder 017664258407

E-Mail: morijaheckel@yahoo.de
www.kugelrundimmittelpunkt.de

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