Anja Goritzka: Selbständigkeit bedeutet permanente Akquise und Weiterbildung

Journalistin Anja Goritzka aus Greifswald hat sich 2011 selbstständig gemacht. Zuvor hatte sie etliche Bewerbungen verschickt, doch nirgends einen Job gefunden. Aus heutiger Sicht ist die Selbstständigkeit für Anja Goritzka ein Glücksfall: Die junge Mutter zweier Söhne genießt es, dass sie ihren Arbeitsalltag allein bestimmen kann. Sie hat einen festen Kundenkreis und zwischenzeitlich sogar einen sozialversicherungs-pflichtigen Halbtagsjob als Mitarbeiterin für PR & Öffentlichkeitsarbeit beim Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI) e.V.

Die wichtigsten Arbeitsmittel von Anja Goritzka: Laptop, Notizbuch, Stift. Nur die Kamera fehlt.

GRUENDER-MV.DE Redakteurin Grit Gehlen traf die 32-jährige beim Gründerstammtisch OpenCoffee Club in Greifswald.

Anja Goritzka, waren Sie im Juli 2013 zum ersten Mal beim OpenCoffee Club in Greifswald?

Es war mein zweiter Besuch beim Gründerstammtisch. Das erste Mal war ich im März mit dabei. Für mich ist das monatliche Treffen eine gute Chance mal über meinen Tellerrand zu schauen und auch Gleichgesinnte kennen zu lernen, mit denen sich Kooperationen ergeben können. Beim ersten Treffen lernte ich so zum Beispiel eine Fotografin und Grafikdesignerin kennen, die mitunter auch mal gute Texte für ihre Kunden braucht.

Im Juli ergab sich auch ein interessantes Gespräch mit Frau Garlitz von der Handwerkskammer: Viele kleine und mittelständische Unternehmen vergessen in ihrem Marketing oft die Pressearbeit. Sie setzen auf Anzeigen, also auf klassische Werbung, aber nicht auf Pressemitteilungen oder sogar eine gute Homepage. Das ist schade! Frau Garlitz und ich stimmten überein, dass ich da helfen könnte mit zum Beispiel Workshops für Handwerker, in denen kurz und anhand von Beispielen erklärt wird, wie eine Pressemitteilung geschrieben wird, worauf zu achten ist bei der Pressearbeit.

Durch den OpenCoffee Club entstehen so positive Synergien, die ich für meine Freiberuflichkeit nutzen kann. Ich kann das unkomplizierte Netzwerken bei einem Kaffee nur empfehlen.

Sie sind Journalistin. Womit genau verdienen Sie Ihr Geld?

Derzeit recherchiere und schreibe ich für unterschiedliche christlich-soziale Medien über eben solche Themen aus Vorpommern. Zudem liefere ich auch aussagekräftige Fotos zu meinen Texten.

Sehr früh kristallisierte sich bei mir heraus, dass ich gerne schreibe. Das macht mich noch lange nicht zur Journalistin. Aber ich fing neben meinem Studium in Kommunikations- und Politikwissenschaften an der Uni Greifswald ab 2001 an, für lokale Zeitungen zu schreiben. Es folgten Praktika in einer PR-Agentur in Hamburg und bei RTL in München, zudem war ich ehrenamtlich beim lokalen Radiosender Radio 98eins und beim Allgemeinen Studierendenausschuss der Uni Greifswald als Co-Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Hier lernte ich neben dem Studium in der Praxis das Handwerk!

Wie schwer war es, Fuß zu fassen und Kunden zu akquirieren?

Das war sehr unterschiedlich. Gerade im Studium war es leichter Auftraggeber nebenbei zu finden. 2004 zum Beispiel suchte die Katholische SonntagsZeitung für das Erzbistum Berlin einen Korrespondenten in Vorpommern, der halt aus den Gemeinden vor Ort berichten sollte. Ich meldete mich bei der damaligen Chefredakteurin mit einem möglichen Thema. Es lief gut und ab da an erhielt ich entweder Aufträge aus Berlin oder ich suchte mir selber Themen und schlug diese für einen Bericht oder eine Reportage mit Fotos vor. Durch die Redakteure erfuhr ich dann zum Beispiel auch, dass die Caritas jemanden suche, der für ihre Magazine aus Vorpommern berichten könne. Ich rief den damaligen Pressesprecher einfach an und stellte mich vor. So ging ich häufig in der Studienzeit vor.

Wichtig ist es, nicht auf den Mund gefallen zu sein. Wenn man hört, dass jemand jemanden für eine bestimmte Sache sucht und man weiß, man könnte das, sollte man gleich Kontakt herstellen. Aber auch hier ist es wichtig vorbereitet zu sein! Nicht nur behaupten, man könne helfen, sondern Lösungen anbieten, damit dein Gegenüber sieht, dass du kompetent bist.

Zudem darf man sich nicht auf ein oder zwei Auftraggeber ausruhen und schon gar nicht diese vertrösten, wenn es mal familiär nicht passt. 2006 kam mein Großer zur Welt und ich habe trotzdem weiter gearbeitet und studiert.

Das verlangt eine hohe Flexibilität, die wir versuchten auch von 2007 bis Ende 2009 in Hamburg aufrecht zu erhalten. Hier gelang mir der Wiedereinstieg nicht so gut. Zudem kam in der Zeit mein zweiter Sohn zur Welt. Als wir dann nach Greifswald zurückkehrten, wollte ich gerne zunächst eine Festanstellung gerade wegen der Jungs. Dennoch meldete ich mich sofort bei meinen früheren Auftraggebern aus dem christlich-sozialen Bereich, die mich gerne wieder engagierten.

Die freie Journalistin, Anja Goritzka, kann überall texten – sei es im Büro oder im Garten. “Das Wichtigste ist dann aber entspannte Ruhe”, meint die 32-jährige zweifache Mutter.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit? Welche Wissenslücken gab es?

Als ich 2010 ständig nur Absagen auf Bewerbungen für Festanstellungen bekam, hörte ich von einem EU-Projekt namens „Perspektive Wiedereinstieg“. Das richtete sich speziell an Frauen, die eben nach ihrer Elternzeit in ihren Beruf zurück wollten. Ich dachte mir, schaden kann ein Gespräch nicht und nahm Kontakt mit der hier in Greifswald verantwortlichen Mentorin auf. Aus einem Gespräch wurden mehrere und es kam immer mehr zu Tage, dass gerade die Freiberuflichkeit ideal für mich wäre. Zumal ich ja schon mindestens zwei Auftraggeber hatte. Also schauten wir gemeinsam, was noch möglich ist im christlich-sozialen Bereich, wer noch in Frage käme, und ich stellte mich bei anderen möglichen Auftraggebern vor.

Neben der Akquise geht es heute immer wieder um ständige Weiterbildung. Ich lese mir viel an z.B. Wie baue ich mir eine aussagekräftige Homepage – ohne die geht es einfach nicht mehr – oder erprobe vieles in der Praxis.

Gerade im Bereich Versicherungen und Recht musste ich mir noch einiges erarbeiten, wobei ich für diesen Bereich einen kompetenten Partner an meiner Seite habe. Mein Mann ist selber Rechtsanwalt und half mir enorm alles richtig aufzustellen.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihre Angebote bekannt zu machen?

Meine Homepage ist mit einem Blog verknüpft, auf das ich regelmäßig Reportagen und Berichte von mir stelle, Referenzen also. Zudem gelangt man von dort auch auf meinen twitter-, google+ und facebook-account. Bei Facebook weise ich auch mal auf interessante Diskussionen, Berichte anderer oder auch auf andere Freiberufler hin. Ich  versuche so ins Gespräch mit meinen Abonnenten zu kommen. So gehe ich auch bei google+ vor. Mein twitter-Account ist eine kleine Mischung aus Arbeit- und Privatleben. Hier lernen Interessierte auch mal die Privatperson Anja Goritzka kennen, wobei es nicht zu privat wird. Ich versuche auf allen Kanälen authentisch zu sein. Das ist auch enorm wichtig, damit man wahrgenommen wird.

Hand aufs Herz: Gibt es noch schlaflose Nächte?

Manchmal! Aber eher nicht aus Angst sondern aus einem gewissen Tatendrang heraus. Gerade so kurz vorm Einschlafen kommen mir mitunter kreative Ideen wie ich in meiner Freiberuflichkeit weiter voran gehen kann. So spinne ich gerade an einem Buch mit Porträts über bestimmte Personen herum. Das ist aber noch alles in der Anfangsphase.

Es ist auch nicht jeder Monat vollgepackt mit Aufträgen. Ich schau dann aber immer, was ich noch verbessern kann. Manchmal ergibt sich dann ein ganz anderes Themenfeld. So biete ich seit einiger Zeit PR für kleine und mittelständische Unternehmen an, d.h. ich erstelle ihnen gerne einen zielgerichteten Presseverteiler, schreiben leserorientierte Pressemitteilungen und unterstütze sie bei der textlichen Gestaltung ihrer Flyer.

Ergänzen Sie bitte folgenden Stichpunkt zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… größtmögliche Freiheit und Flexibilität für das Privat- und Arbeitsleben.

Würde ich noch mal neu starten, würde ich… alles genauso machen, wie ich es bis jetzt gemacht habe.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… immer am Ball zu bleiben, Kontakte zu nutzen und sich immer weiter zu bilden.

Kontaktdaten:
Anja Goritzka
texte & mehr

Telefon: 03834/ 45 43 62
E-Mail: anja@goritzka.eu
Web: www.goritzka.eu
Facebook: https://www.facebook.com/texteundmehr

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