Existenzgründung war Achterbahnfahrt der Gefühle

Susanne Rehfeld aus Greifswald hat im Oktober 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Mit gerade mal 26 Jahren hat sich die junge Frau als Grafik-Designerin selbstständig gemacht. Mit ihr „tummeln“ sich viele Grafik-Designer in und um Greifswald.
Warum sie die Existenzgründung trotzdem wagte, wie die Geschäftsidee entstanden ist und wie sie sich von den vielen Mitbewerbern „abhebt“, erzählt Susanne Rehfeld in diesem Interview.

Susanne Rehfeld begann ihre berufliche Laufbahn bei der Grafik+Design Schule in Anklam, wo sie von 2005-2008 ihre Ausbildung absolvierte. Foto: privat

Was steckt hinter Ihrer Geschäftsidee?

Die Idee in die Selbstständigkeit zu wechseln, gab es schon seit dem Start in die Arbeitswelt. Aber zuerst war mir wichtig, genug praktische Erfahrungen im Berufsleben zu sammeln und mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Deshalb ging ich 2009 nach Berlin, begann mit einem Praktikum in einer kleinen Agentur. Durch Studienkollegen bekam ich kurzfristig einen festen Job in einem internationalen Unternehmen. Dort begann mein Weg in die Onlinewelt. Ich lernte so viel neues über das Web und die neusten Marketing-Strategien – vor allem in kurzer Zeit.
Nach einem Jahr bekam ich ein Jobangebot bei „Groupon“ – ein Online-Gutschein Portal. Ich leitete dort ein 10-köpfiges Grafikteam und zu dieser Zeit entwickelte sich mein Plan, mich selbstständig zu machen. Ich wollte mehr kreativ arbeiten, meine eigenen Ideen umzusetzen. Ich merkte, dass ich gerne Aufgaben organisiere und Hilfestellung leiste, aber auch mehr kreative Freiheiten brauchte, um meine Hobbies Fotografie und Malerei mehr ausleben zu können. Zudem zieht einen das Meer früher oder später immer wieder zurück, so war’s auch bei mir.

Der Hauptschwerpunkt meiner Arbeit bezieht sich auf den Bereich der Online-Werbemittel, rund um das Thema Frontend, Flash und Landingpages – das war mein täglich Brot in Berlin. Zudem wollte ich wieder mehr in den Printbereich, das im Kopf produzierte auch in der Hand halten.
Vom Logo bis zum animierten Banner bin ich stets offen und erfreue meine Kunden schnell und unkompliziert, mit einer großen Portion Herzblut und Engagement.

Das erste Geschäftsjahr ist fast um. Wie ist es gelaufen?

Es war viel Arbeit, viel Schweiß, viel Denken – alles in allem eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Ich habe versucht, in den letzten Monaten in Berlin Auftraggeber zu bekommen, die ich von Greifswald aus bedienen kann. Das klappte. Kleine Aufträge ergaben sich und das gab mir Sicherheit, den Schritt wirklich zu gehen.
Mein Ziel war es, freiberuflich tätig zu sein und nicht ein Grafikbüro aufzumachen. Um somit verschiedenste Projekte zu verwirklichen (auch die eigenen) und meine Arbeit denen anbieten, deren Kapazität einfach ausgelastet ist. Miteinander im Team aber unabhängig arbeiten, Aufgaben zu teilen und somit meine Kollegen zu entlasten. Die enge Zusammenarbeit zum Beispiel mit Graf-Fisch Design von Beginn an, bescherte mir immer viel Freude, Inspiration, viel Wissen und natürlich spannende Projekte. Solche harmonischen Symbiosen waren mein Ziel und ich hoffe, dass sich in der Zukunft noch Weitere entwickeln werden.

Als Unternehmerin wurden Sie vermutlich nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ich habe Fachliteratur gelesen, viel mit befreundeten Grafikern gesprochen und hinterfragt. Meine Eltern sind beide selbstständig und auch sie gaben mir viele hilfreiche Tipps, haben mir aber auch die Risiken vor Augen gehalten. Ich beantragte den Existenzgründungszuschuss und auch dort gab es viel Unterstützung und nützliches Wissen – von meiner Beraterin sowie im Gründerseminar im BiG. Da mir die Bürokratie nicht so liegt, war das meine größte Sorge.
Aber durch die Hilfe von allen Seiten ist dies kein rotes Tuch mehr.

Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Steuern, Abgaben, wie schreibt man Angebote und Rechnungen, was muss man bedenken,
welche Formulierungen nutzen, die eigenen AGB’s entwickeln, das Impressum der Webseite etc.
Alles Fragen, auf die ich Antworten bekam. Dadurch ist die Angst vor dem großen Unbekannten nach und nach verschwunden.

Wie wichtig ist für Sie und Ihre Planung  Ihr Businessplan?

Wichtig! Er hält mir vor Augen was mein Ziel, meine Intention war, den Schritt zu wagen und zeigt mir, was ich davon schon erreichen konnte. Die Zahlen waren realistisch und somit ein guter roter Faden.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Die Gründung an sich war mit wenig Kosten verbunden, aber ich brauchte einfach Sicherheit für den Start. Die Miete musste ja auch ohne Aufträge bezahlt werden. Ich beantragte den Gründungszuschuss bei der Agentur für Arbeit. Ich war unsicher, ob es klappt. Aber ich habe viel Arbeit in meinen Businessplan gesteckt, der Existenzgründerkurs machte mir Spaß und brachte viel nützliches Wissen und sogar ein paar neue Kontakte.
Am Ende hatte es sich rundum gelohnt.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Sie den Durchbruch schaffen und eine vielbeschäftige Unternehmerin werden?

Stets offen und kommunikativ zu sein, keine Scheu vor neuen Wegen zu haben und somit Kunden zu erreichen und lange zu binden.

Wann schreiben Sie schwarze Zahlen?
Schon jetzt und ich hoffe, bis ans bittere Ende.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ich möchte gerne weitere Auftraggeber in Berlin und auch international gewinnen.
Dafür muss man stets präsent und am Ball bleiben.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Ein Tag mit mehr Zeit…

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… seine eigenen Ideen zu verwirklichen, gewisse Freiheiten zu genießen, aber auch mehr Verantwortung zu tragen, die Risiken im Blick zu behalten und stets an einem Plan B zu werkeln.

Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich mit weniger Herzrasen an die Sache gehen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,….. offen für neue Wege zu sein, flexibel und engagiert sein Ziel verfolgen, Pro und Contra abwägen und niemals aufhören zu (hinter)fragen.

„Wer fragt, ist ein Narr für eine Minute. Wer nicht fragt, ist ein Narr sein Leben lang.“ Konfuzius

10.05.2013

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