Silke Ritthaler ist 37 Jahre alt und hat vor ihrer Selbstständigkeit eine Niederlassungaufgebaut. Ihr Mann, Andreas Ritthaler (50) ist Historiker und neben der Selbstständigkeit noch im öffentlichen Dienst tätig. Foto: Claas Abraham

Frau Ritthaler, Ihre Website heißt Mensch durch Pferd, warum haben Sie Ihr Unternehmen nicht auch genauso genannt?

Erst war der Name geboren, dann etwas später die Website. Wie so oft war die Domäne schon besetzt, so sind wir auf Mensch durch Pferd gekommen.  O´live steht für  -oh, so spielt das Leben-  und der Olivenbaum steht für seelisches Wachstum und Beständigkeit.

Mittlerweile haben wir einen interessanten Weg beschritten. Der Gedanke zur Geschäftsidee ist über einige Jahre gereift. Beruflich war ich im Management tätig und ich habe erst durch meine Pferde begriffen, was es heißt, ein Team effektiv und wertschätzend zu führen. Diese Erfahrung wollte ich unbedingt beruflich festigen. Aber die Pferde hatten noch mehr zu bieten. Mein Mann war als Soldat im Einsatz und hatte einige Erfahrungen mit nach Hause gebracht, die nicht leicht waren. Mit Hilfe der Pferde konnte ich ihm helfen, sich emotional davon abzugrenzen, so dass die Erfahrungen keine Belastungen im Alltag für ihn darstellten. Also habe ich beschlossen, mich als Therapeutin für tiergestützte Therapie und zum Horse assisted Educator ausbilden zu lassen. Das alles führte dazu, dass wir entschieden haben, die sanfte Art und das sanfte Lernen mit Pferden an andere über unsere pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung weiter zu geben.

O´live ist der diskrete, vertrauenswürdige Anbieter von Psychotherapie begleitenden und präventiven sowie individuellen, pferdegestützten Therapien und Coachings in der Region Mecklenburg Vorpommern.
Mit Pferden lernen heißt sich selbst erfahren – ob Managementtrainings, Bewusstseinscoachings  oder psychotherapiebegleitende Ansätze – in unseren Workshops kann man sein Selbst anfassen, ansehen und ausprobieren.
In den Managementtrainings vermitteln wir Führungskräften, wie sie ihren authentischen Führungsstil entwickeln und erfolgreich einsetzen. Zeitgleich stärken wir Teams in ihrer Zusammenarbeit. Ich kenne keine vergleichbare Situation, die den Teamgeist so sehr stählt, wie die Aufgabenlösungen mit dem Pferd ohne Hilfsmittel. Das Pferd von A nach B über flache Hindernisse zu bewegen, ohne Leine oder anderen Hilfsmitteln, die das Pferd am Weglaufen hindern, das ist eine Herausforderung, die nur mit starkem Teamgeist zu bewältigen ist.

Mehr und mehr entwickelt sich bei uns die präventive Arbeit zur Erhaltung der seelischen Gesundheit. Von der Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung zurückfinden, sich vom Stress abgrenzen können oder auch mit Schicksalsschlägen besser umgehen, all das sind Themen, die sehr gut – ohne sich offenbaren zu müssen – mit gezielten Übungen und Pferden als Trainingspartner trainiert werden können. Es sind emotionale Erlebnisse, Erkenntnisse zum Anfassen, die nachhaltig im Unterbewussten hängen bleiben. Bei uns lösen sich sehr viele „seelische Blockaden“ innerhalb kürzester (manchmal reicht ein Tag) Zeit auf. Und alles ohne Nebenwirkungen.
Die Soldaten spielen bei uns eine besondere Rolle. Wir steuern gezielt den Auswirkungen der Einsätze entgegen, in dem wir früh mit der gesamten Familie arbeiten. So kann die familiäre Basis stabilisiert werden, gegenseitiges Verständnis füreinander durch die Einsatzfolgen aufgebaut und somit seelische Katastrophen gemindert werden. Nicht ist für einen Soldaten schlimmer, als dass nach seiner Rückkehr die Familie auseinander bricht. Das kann psychisch in Verbindung mit den Einsatzerlebnissen schlimme Folgen haben.

Auch therapeutisch können wir schon Erfolge verzeichnen. Seit einiger Zeit arbeiten wir mit einer ortsansässigen Tagesklinik für psychisch kranke Menschen zusammen. Zu uns kommen traumatisierte Patienten oder auch Patienten, die psychosomatische Symptome haben. Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie die Menschen durch die Übungen mit den Pferden aufblühen und zurück ins Leben finden. Menschen, die psychischen Belastungen ausgesetzt sind, sind bei uns in guten Händen. Wir haben keine endlosen Wartezeiten und keine ewigen Behandlungszeiträume. Wer nicht reden will, kann die Klappe halten und trotzdem hat er eine Chance ohne Druck bei sich anzukommen.
Insgesamt arbeiten wir gerade daran, unseren Marktauftritt präziser zu gestalten und werden auch unseren Namen verändern. SOUL BALANCE – Mensch durch Pferd.

Wie erfolgreich sind Sie mit Ihrem Unternehmen?

Wir sind auf einen guten Weg. Innovative Angebote brauchen ihre Zeit, bis sie von den Kunden angenommen werden. Wir haben unsere ganze Konzentration auf die Bekanntmachung ausgerichtet. Nun können wir die ersten Früchte ernten. Unser Angebot scheint sich gut rum gesprochen zu haben.

Als Unternehmer wurden Sie beide sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Viele Erfahrungen habe ich in meiner Tätigkeit als Niederlassungsleiterin sammeln können. Ich habe in vier Jahren ein Profitcenter von Null auf hundert entwickelt. Da bin ich durch alle Höhen und Tiefen gegangen, die ein neues Unternehmen so mit sich bringt. Auch sämtliche kaufmännische Hintergründe habe ich in dieser Zeit lernen können. Weiterhin haben wir das KfW Gründercoaching genutzt, was uns auch viele nützliche Informationen zur Selbstständigkeit gebracht hat.
Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Existenzgründer und wie kommt man am besten an sie ran.

Auch Sie haben vor Ihrer Gründung einen Businessplan geschrieben? Ist alles so eingetreten wie einst geplant?

Sicher haben wir einen Businessplan geschrieben. Das erste Geschäftsjahr hat seine Erwartungen erfüllt. Jetzt entwickelt sich die Planung in eine andere Richtung, da wir uns besser strukturieren und sich in den letzten drei Monaten neue Geschäftsfelder aufgetan haben. Da muss die Planung neu beleuchtet werden.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Oh ja. Um richtig professionell arbeiten zu können, müssen wir investieren. Wie schon erwähnt, haben wir das KfW Gründercoaching in Anspruch genommen. Weitere Fördermöglichkeiten, die wir kennen gelernt haben, sind auf uns nicht anwendbar.
Zusammen mit unserem Gründercoach Peter Reizlein aus Rostock haben wir nun unser Konzept überarbeitet. Wir gehen davon aus, dass wir die Banken überzeugen, so dass wir unser nötiges Startkapital in Kürze erhalten, um in die Vollen zu gehen.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Ich glaube, hier macht es die Mischung aus vielen Faktoren. Auf der einen Seite ist für uns ein professioneller Marktauftritt wichtig und das daran geknüpfte Marketing. Ich hoffe, ich kann mir bald den Rücken freischaufeln von Dringlichkeiten, die noch einen erheblichen Teil des Tages einnehmen, aber nicht unbedingt das Geschäft vorwärts treiben. Das schafft mehr Raum für den Vertrieb und meiner Präsenz.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist für mich das Mentoring Programm. Hier erlebe ich unheimlich viel Unterstützung auf dem Weg zum Erfolg. Ich bin sehr froh, dass ich mich beworben habe. Vernetzung jeglicher Art, eine gute Mentorin Dr. Dagmar Braun, die viele gute Tipps für mich hat, wie ich die Dinge am wirkungsvollsten angehen kann.
Die Zusammenarbeit mit allen begeistert mich immer wieder!

Wann schreiben Sie schwarze Zahlen?

Wenn es uns gelingt, unseren Plan in die Umsetzung zu bewegen, dann haben wir gute Chancen, dass wir 2014 Gewinn erwirtschaften.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Kurzfristig sehe ich die größte Herausforderung bei der Generierung des Startkredites. Davon hängt viel ab, von dem was wir bewegen wollen.
Langfristig sehe ich die Herausforderung in der erfolgreichen Etablierung unseres Unternehmens. Schließlich möchte ich auch noch in 20 Jahren meiner Berufung nachgehen können.
Aber die größte Herausforderung sind wir selbst, glaube ich. Wir stellen immer wieder fest, dass wir in manchen Bereichen einfach zu kompliziert denken, obwohl es doch so einfach sein kann. Aber auch diese Hürde werden wir meistern!

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Ja, wir wollen gern eine Reithalle zum Arbeiten bei schlechtem Wetter bauen und Übernachtungsmöglichkeiten mit Seminarraum schaffen. Zeitgleich ist es wichtig, dass wir Mitarbeiter einstellen, damit wir eine optimale Auslastung unseres Geschäftes und eine optimale Betreuung unserer Klienten sicherstellen können. Dazu brauchen wir Geld, wie schon erwähnt.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… dass ich mich selbst entfalten kann und wieder Freude am Tun habe.

Würde ich noch mal neu starten, …dann würde ich sämtliche bürokratischen Prozesse vor dem Gründungstermin erledigen. Sie sind doch sehr zeitintensiv.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… jede Unterstützung anzunehmen, die Gründern geboten wird. Jedoch sollte man genau prüfen, wer sich seines Projektes annimmt. Steht er zu mir und meinem Projekt? Ich habe beobachtet, dass es doch einige Menschen gibt, die Existenzgründer als Geldquelle für sich nutzen, aber mehr leider auch nicht. Schade um die Zeit, die dabei verloren geht. Ein guter und erfolgreicher Weg ist mit Sicherheit das Mentoring-Programm. Da bekommt man seriöse Kontakte und Tipps.

Kontakt:
Silke und Andreas Ritthaler
Kummerower Weg 2
18442 Groß Kordshagen

Telefon: 038231 – 66 99 80
E-Mail: info@menschdurchpferd.de
www.menschdurchpferd.de