“Ich, Justyna Rose, mache die Firma aus. Nicht die Produkte.”

Im Oktober 2008 hat sich Justyna Rose aus Neubrandenburg mit dem Online-Shop „Massiv aus Holz“ selbstständig gemacht. Die gebürtige Polin verkauft im Netz Möbel, die in Polen gebaut werden. Wir stellten die junge Frau kurz nach ihrem Start ins Unternehmerleben bei uns im Porträt vor. Jetzt, mehr als vier Jahre nach der Gründung, wollen wir wissen, wie erfolgreich Justyna Rose ist und was nicht so lief wie einst geplant.

„Ich habe mich nicht für die Selbstständigkeit entschieden, damit ich meine Zeit frei einteilen kann. Das ist ja für viele Selbstständige das Hauptargument. Aber mal ehrlich, das ist doch nur die natürliche Konsequenz der Selbstständigkeit. Ich hätte genauso gut in einem Angestelltenverhältnis arbeiten können. Der entscheidende Faktor für mich sind all die spannenden Dinge, die ich schon gemacht habe und die noch auf mich warten!“ Foto: privat

Frau Rose, Sie feiern mit Ihrem Unternehmen im Herbst den 5. Geburtstag. Kann man gratulieren?

Ich denke schon. Ja, auf jeden Fall. Die Idee ist aufgegangen, das Produkt bei den Kunden gut angekommen, der Shop läuft reibungslos. Ich bin dort angekommen, wo ich vor vier Jahren hin wollte. Nein, ich bin sogar weiter. Denn ich habe mich durch diese Geschäftsidee, genauer gesagt durch die Umsetzung meines Vorhabens, weiter entwickelt. Ich habe enorm viel in dieser Zeit gelernt. Und ich meine an dieser Stelle nicht nur praktisches Wissen, wie ich einen Internet-Shop pflege, was Online-Marketing ist oder wie ich eine Kalkulation erstelle.
Was genauso wichtig ist, ist die persönliche Entwicklung. Denn ich, Justyna Rose, mache die Firma aus. Nicht die Produkte. Der grundlegende Baustein für meinen Erfolg oder Nicht-Erfolg liegt in meiner Person begründet. Es ist ein wenig so wie mit dem Sprichwort: Kleider machen Leute. Ich sage: Leute machen Firmen. Jeder von uns hat mit Sicherheit schon davon gehört, dass sich jedes Produkt verkaufen lässt, man muss das nur richtig tun. Das meine ich damit. Nicht, dass meine Massivholzmöbel nicht gut sind. Ganz im Gegenteil. Das sind sehr hochwertige Produkte, was ich meinen Kunden auch klar kommuniziere.

Damals war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Vor vier Jahren fingen die Menschen  in Deutschland an, sich nach Alternativen für Produkte aus Indien oder China umzusehen. Die Alternative waren und sind immer noch massive Holzmöbel aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Europa. Ich nenne meine Kunden „Post-Ikea-Kunden“. Es ist scherzhaft gemeint, trifft aber ins Schwarze. Es sind Menschen, die sich für Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und letztendlich für eine gute Qualität entscheiden. In erster Linie sind bei den Kunden Landhausmöbeln im „Shabby Chic Style“ sehr beliebt. Das Interesse verlagert sich langsam auf massive Möbel im modernen leichten Design und vom Shabby Weiß auf andere weiße Farbausführungen, die wir auch anbieten. Unangefochten ist auch das Interesse an den traditionellen Bauernmöbeln, die – wie viele Kunden erkennen – in einer geschmackvollen Umgebung sehr bereichernd für die Raumeinrichtung sein können.

Welche Wissenslücken haben sich damals nach dem Start in die Selbstständigkeit ergeben und gibt es vielleicht heute noch?

Wissenslücken gibt es noch… ganz viele. Wer könnte von sich heute behaupten, dass er keine Wissenslücken hat? Die Welt ist unaufhaltsam in Bewegung und jeden Tag stoße ich auf neue Herausforderungen bei meinen unternehmerischen Aktivitäten.

Alles, was ich nicht wusste, hatte ich durch ständiges Selbststudium dazu gelernt. Das handhabe ich bis heute auf diese Art und Weise. Ich hatte damals das Glück, Ronny Moldenhauer vom Business-Netzwerk Black-and-Green aus Neubrandenburg kennen zu lernen. Der kennt sich in allen technischen Aspekten des Shop-Systems hervorragend aus. Ich verdanke ihm ganz viel und mit ihm arbeite ich bis heute erfolgreich auch bei anderen Projekten zusammen. Auch die Buchhaltung habe ich ausgelagert. Sie wird von einem Steuerbüro erledigt.

Ich habe erkannt, dass es wichtig ist, auf dem Laufenden zu bleiben und immer neugierig zu sein. Ich weiß, dass die Zeit selten für all das ausreicht, was wir gern tun möchten. Mir reicht es, wenn ich immer wieder kritisch das betrachte, was ich mache. Ich setze mich damit auseinander, wodurch dann neue kreative Anreize und Ansatzpunkte entstehen. Diese sind für mich meine Entwicklungsgrundsteine.

Wie viele Stunden arbeiten Sie täglich?

Ich denke, dass ich nichts Neues sage, wenn ich sage, dass ich in der Aufbauphase ganz viel gearbeitet habe. Das machen viele von uns, nicht nur in der Gründungsphase.
Nach fast vier Jahren läuft der Möbelshop selbstständig und ich habe enorm viel Zeit für meine sonstigen beruflichen Aktivitäten. Das nutze ich voll aus. Ich arbeite parallel als Dolmetscherin und Übersetzerin für POLNISCH & DEUTSCH. Kunden kommen aus der Wirtschaft und von Institutionen, zum Beispiel  Gerichte oder die Kriminalpolizei. Das ist mein Beruf und meine Leidenschaft.
Diese Geschäftstätigkeit erweiterte ich vor einem Jahr um die Beratungstätigkeit für Unternehmen, die einen Markteintritt in Polen bzw. Deutschland anstreben.

Auch Sie haben mal einen Businessplan erarbeitet. Wie wichtig war der nach der Gründung und ist er vielleicht heute noch?

Eigentlich hatte ich gar keinen Businness-Plan. Ich den ersten Jahren war ich nur nebenberuflich selbstständig. Und so hatte ich den Shop damals aufgebaut – nebenberuflich, aus dem  Bauch heraus. Der Shop war und ist immer noch eine Art Hobby, auch wenn er mittlerweile ein finanzieller Erfolg für mich geworden ist.
Nichtsdestotrotz sind eine gründliche Kalkulation sowie Kenntnis der eigenen Zahlen und der geschäftlichen Situation der Firma sehr wichtig. Der Leitfaden für mich ist ein Wirtschaften, wo ich am Ende mein Gehalt erhalte und noch genug habe, um in die weitere Entwicklung zu investieren.

Foto: privat

Was war der entscheidendste Faktor für den Durchbruch zum Erfolg?

Der entscheidendste Faktor für den Durchbruch war die Aufnahme der hauptberuflichen Selbstständigkeit im August 2012. Warum? Weil ich mich seitdem mit all meiner Energie, meinem Wissen und Netzwerk nur auf den Online-Shop sowie meine sonstigen übersetzerischen Aktivitäten konzentriere.

Wie schnell haben Sie schwarze Zahlen geschrieben?

Nach drei Jahren, im Jahr 2011.

Wie stellen Sie sich Ihre unternehmerische Zukunft vor, was für Pläne haben Sie?

Ich habe eine Vision… Dort bin ich erfolgreich. Der Weg dahin ist mir bis dato noch unbekannt. Ich freue mich darauf, in dem Wissen, dass meine Zukunft mir gehört.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …
die Möglichkeit zu haben, sich nach neuen Herausforderungen umsehen zu können und diese, wenn sie mir zusagen, auch anzunehmen. Das ist die Freiheit, neugierig auf Sachen, Trends oder Themen zu sein, die mir unbekannt sind, mich aber inspirieren können.

Würde ich noch mal neu starten, dann…
würde ich alles so machen wie bisher.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…
in Kontakt mit anderen Menschen bleiben, sich von ihnen inspirieren lassen, auf deren Fachwissen und Erfahrungen zurückgreifen, neugierig sein, aber letztendlich seine eigenen Entscheidungen treffen.

Kontakt:

Justyna Rose
Clara-Schumann-Weg 11
17033 Neubrandenburg
Telefon: (0) 395 351 49 24
E-Mail: shop@massiv-aus-holz.de
www: www.massiv-aus-holz.de

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