Momente in Gips festgehalten

Die Burg Stargarderin Annerose Ryll hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Nach drei Jahren als Gründerin im Nebenerwerb, startete die gelernte Zahntechnikerin 2011 in die Vollselbstständigkeit mit ihrem Unternehmen Lilly Art. Aus Gipsbinden, Gips, Kunststein und Acrylfarben fertigt sie wundervolle Erinnerungstücke wie beispielsweise Babybauchabdrücke, Babyfüßchen, Babyhändchen, und Babypopöchen.  Wie Annerose Ryll auf diese Geschäftsidee kam und wie der Start in die Selbstständigkeit gelaufen ist, erzählt die junge Frau in diesem Interview.

Aus Gipsbinden, Gips, Kunststein und Acrylfarben fertigt Annerose Ryll einzigartige und wundervolle Erinnerungstücke. Foto: Annerose Ryll

Was steckt hinter Ihrer Geschäftsidee?

Mit meinen Kunstwerken halte ich einzigartige Erinnerungen für die Ewigkeit fest. Gerade kleinen Babyhändchen kann man fast beim Wachsen zusehen. Jede Geste ist eine Momentaufnahme, und wird von mir plastisch für die Ewigkeit festgehalten. Wer selbst schwanger war, kann sich schon kurz nach der Geburt nicht mehr in allen Einzelheiten an das Wunder Babybauch erinnern.

Wie ist es Ihnen seit der Gründung ergangen?

Ich habe sehr viele interessante Menschen und auch Schicksale kennen gelernt. Die Anerkennung meiner Arbeiten steigt immer mehr.  Ich musste aber auch schon Rückschläge hinnehmen. Wenn es beispielsweise Wochen gibt, in denen nur wenige Aufträge reinkommen, oder wenn ein Vorhaben mal nicht so gelingt wie ich es mir vorgestellt habe, trifft mich das schon, aber spornt mich auch immer wieder an.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Fit gemacht habe ich mich vor allem durch learning by doing ;-). Außerdem habe ich zwei Existenzgründungsseminare besucht. Das erste fand 2008 statt, als ich im Nebenerwerb gestartet bin. Es gab da eine Förderung speziell  für Frauen, finanziert aus dem europäischen Sozialfond. Der Kurs fand an zwei Tagen die Woche abends statt.

Annerose Ryll hat nach einer Berufsausbildung zur Biolaborantin nach der Wende noch eine zweite Ausbildung zur Zahntechnikerin gemacht. 17 Jahre arbeitete sie dann in diesem Beruf. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Zahntechnikerin kommen ihr jetzt als Selbstständige zu Gute. Foto: Katja Beetz

Trotz des Existenzgründerkurses habe ich mich damals noch nicht getraut, meinen Beruf an den Nagel zu hängen und mich nur noch den Bäuchen zu widmen. Der zweite Kurs fand bei Halle 10 in Neubrandenburg statt und dauerte drei Tage. Das war kurz vor meinem Start in die Vollselbstständigkeit.

Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

So einige. Steuern, Recht, wie plane ich meine Investitionen, wie preise ich mein Produkt aus, was steckt alles im Preis für das Produkt, wie kalkuliere ich richtig, auch die Zeit. Dass es diese Wissenslücken gibt, merkt man häufig erst in den Existenzgründerkursen bzw. in den Monaten nach der Gründung.

Wie wichtig ist für Sie und Ihre Planung Ihr Businessplan?

Einige Ziele sind etwas in den Hintergrund gerückt, die muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rücken. Und dafür ist der Businessplan wichtig und gut.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe Geld für ein Gründercoaching beantragt. Die reine Gründung wurde aus Eigenmitteln finanziert. Durch den Nebenerwerb wusste ich ja schon, welche Materialien ich benötige und richtig große Investitionen, z.B. für Maschinen waren nicht nötig. Bei mir entsteht alles in Handarbeit und mit Muskelkraft. Naja, für Löcher brauche ich einen Dremel und ich benutze für Sägearbeiten einen Fuchsschwanz 😉

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Der steigende Bekanntheitsgrad, auch über die Grenzen der Region hinweg. Von Bedeutung ist auch die Auffindbarkeit und ich habe das Ziel, bei Google auf der ersten Seite zu stehen. Sehr wichtig ist für mich auch, dass ich ständig dranbleibe und die Qualität meiner Arbeiten verbessere, um mich von anderen Künstlern abzugrenzen.

Wann schreiben Sie schwarze Zahlen?

Das habe ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen!

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ich will mein Potential weiter ausbauen und die Produktivität und Qualität steigern. Herausfordern wird auch der Ausbau der Vertriebswege.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… die Verwirklichung eines Traumes.

Würde ich noch mal neu starten, dann…ohne den Umweg im Nebenerwerb.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…lasst euch gut beraten, hört auf euer Herz, sucht euch Verbündete in der Familie (sie muss voll und ganz hinter euch stehen), unterschätzt nicht den Zeitaufwand, den ihr betreiben müsst, um euer „Produkt“ möglichst konkurrenzlos auf den Markt zu bringen.

Vielen Dank für das Interview und toi, toi bei all den Vorhaben!

Die Fragen stellte Grit Gehlen

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