Gründergarten 2018

“Als Unternehmer sehe ich mich bis heute noch nicht”

Felix Lange hat sich im August 2012 selbstständig gemacht. Er gründete in Schwerin ein Designnetzwerk mit dem Schwerpunkt Produkt-, Print- & Corporate Design. Wie seine Geschäftsidee entstanden ist und warum er sich selbstständig gemacht hat, erzählt Felix Lange in diesem Interview.

Der 28-jährige Felix Lange hat an der Hochschule Wismar seinen Diplom-Designer gemacht. Er arbeitete eineige zeit als Angestellter Designer bei der Yellow Design GmbHin Pforzheim und sammelte sieben Monate Auslandserfahrung in Mexiko. Foto: privat

Herr Lange, wie entstand die Geschäftsidee und wie war der Start?

Der Auslöser war die Nachfrage an Design-Leistungen von vorrangig kleinen und mittelständischen Unternehmen. Mein erstes Projekt direkt nach dem Studium war die Neustrukturierung eines kleinen italienischen Restaurants am Schweriner Hauptbahnhof. Da ich als Produktdesigner nebenbei weiterhin meine Diplomarbeit entwickele, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, beide Felder zu verbinden. Im Prinzip agiere ich wie eine Full-Service Design-Agentur. Die fantasievolle und leidenschaftliche Herangehensweise an Projekte jeglicher Art und mein persönlicher gestalterischer Anspruch sind dabei der Unterschied zu den Großen.  Da ich seit meinem 15. Lebensjahr Design lebe, war der Start weniger holprig. Durch die Erfahrungen beim  Arbeiten in Berlin und Pforzheim konnte man zumindest den fachlichen Aspekt schon gut einschätzen. Dass “gutes Design” viel Zeit kostet  ist mir daher bekannt – dem Kunden leider nicht immer. Der neue Aspekt ist also die wirtschaftliche Seite einer solchen Unternehmung.

Als Unternehmer wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Ja, als Unternehmer sehe ich mich bis heute noch nicht. Ich bin Gestalter. Ich zeichne, experimentiere und plane. Das will ich mir auch bewahren. Fit für die Selbstständigkeit mache ich mich nebenbei mit Gründer-Coachings durch die Gu-St Unternehmer-Berater Schwerin oder ATI Westmecklenburg. Gefördert durch die IHK und die KfW wurden mir so auf direktem Wege allgemeine Grundlagen vermittelt. Da ich von Natur aus ein eher vorsichtiger Typ bin, habe ich zwar Respekt aber durchaus Willen Industriedesign in Mecklenburg zu etablieren.
Zukünftig möchte ich mit meinem Netzwerk auch an regionale Firmen herantreten, die in der Entwicklungsphase ihrer Produkte stehen oder aber auch eine Weiterentwicklung ihrer Produktpalette für den Markt benötigen. Der Synergieeffekt ist manchmal enorm, wenn Jemand global an eine “Sache” geht und die Abläufe auf naive, unbeeindruckte Art prüft. Und nun stellen Sie sich noch vor, ein Designer würde genau das tun!

Eigentlich sollte es wie bei meinem Rollstuhlprojekt “Parafree” sein. Man stößt die ergonomischen Grundgedanken nicht um, vergrößert aber durch innovative und korrekt platzierte Elemente den Mehrwert. So wird, wie am Beispiel des Rollstuhls, der augenscheinlich aerodynamische “Flügel” der Rahmenkonstruktion, das Resultat für eine simple Kipppunktverstellung – ohne Werkzeug. Und: Das Hilfsmittel “Rollstuhl” wird ganz nebenbei sogar zum Identifikationsprodukt.

Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Der gesamte unternehmerische Teil: Vom ersten völlig verkalkulierten Angebot bis hin zur Buchführung sowie das präzise Führen eines Fahrtenbuchs. Viel gelernt habe ich aber durch das Beobachten und den Erfahrungsaustausch mit Unternehmern und Freunden aus der Region u.a. Frank Speck, Kai Burmeister oder Heiko Werner. Für viele Fragen hatte ich einen tollen Ratgeber in Buchform zur Hand namens Parcours -Existenzgründung für Designer. Sehr dankbar bin ich Klaus Seehase vom Technologiezentrum Schwerin mit seiner direkten Art. Dennoch bin ich auch nur ein Mensch und lerne die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Wenn man mit Herz bei einer Sache ist, wird Diese eigentlich immer gut. Ich fülle also gerne meine Wissenslücken weiter auf und ergreife jede Chance weitere Erfahrungen zu sammeln, um ein besserer Designer zu werden.

Wie wichtig ist für Sie und Ihre Planung  Ihr Businessplan?

Man erstellt am Anfang sicherlich mit großem Eifer einen solchen Plan, jedoch merkt man ziemlich schnell, dass man Zahlen korrigieren müsste. Miete, Versicherungen, Wartungskosten und Büromaterialien – alles anders als man überhaupt kalkulieren könnte. Gedanken und Möglichkeiten ändern sich fast täglich. Man sollte die Herausforderung einfach annehmen, sich aber stets seinen Kerngedanken bewahren.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe bewusst keine Selbstständigkeit mit Fördermitteln des Jobcenters beantragt. Meine kurze “Wartezeit” vor der Festanstellung direkt nach dem Studium und die damit verbundene Auseinandersetzung mit der Thematik “ALGII” hat mir gereicht, um definitiv aus eigener Kraft eine solche Unternehmung zu starten. Wer hier nicht den Grundgedanken seines Studiums hochhält, wird wahrscheinlich am eigentlich erlernten Beruf vorbei vermittelt.
Aber wie für Vieles im Leben braucht man eben Geld. Meine tolle Familie und ein paar Rücklagen und der positive Aspekt einen Auftrag zu haben, erleichterten den Anfang. Mein persönliches Ziel ist es, ein marktreifes Produkt zu entwickeln und viele regionale Unternehmer für ganzheitliches Design zu begeistern.

“Eigentlich sollte es wie bei meinem Rollstuhlprojekt “Parafree” sein. Man stößt die ergonomischen Grundgedanken nicht um, vergrößert aber durch innovative und korrekt platzierte Elemente den Mehrwert. So wird, wie am Beispiel des Rollstuhls, der augenscheinlich aerodynamische “Flügel” der Rahmenkonstruktion, das Resultat für eine simple Kipppunktverstellung – ohne Werkzeug. Und: Das Hilfsmittel “Rollstuhl” wird ganz nebenbei sogar zum Identifikationsprodukt.” Foto: privat

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Das größte Problem ist der Kerngedanke und die Philosophie in Mecklenburg-Vorpommern. Hier muss sich Vieles ändern. Das Positive ist, dass wie auch im Süden Deutschlands, gute Ergebnisse zählen. Meine größte Herausforderung besteht also jetzt darin, weiterhin gute Arbeit zu leisten und unsere Kunden zu Freunden zu machen. Wer von mir Leistungen bezieht soll sich an seinem “Produkt” erfreuen. Die Herausforderung sehe ich also in der Mischung aus Unternehmer und Designer – also unternehmerisch adäquat zu agieren und gleichzeitig zu träumen.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich… nicht alles, aber ermöglicht es mir gute Projekte und Ideen unter Berücksichtigung der Kundenwünsche mit einer Prise “Langefreunde Design” zu versehen. Sozusagen eine Spur zu hinterlassen sowie selbstbestimmt und stolz seine Arbeit in Heimatnähe zu vollbringen.

Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich garantiert Produktdesign studieren und genauso gern kreativ arbeiten.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… die eigene Grundphilosophie nicht aufzugeben. Wenn du Dinge nicht mit Leidenschaft machst, ist es definitiv besser die Dinge einfach nicht zu machen. Nebenbei bemerkt klingt diese Kernaussage in Englisch wirklich viel besser.

Kontaktdaten:

Felix Lange
Dipl.-Des. (FH)
Langefreunde Design Works
Hagenower Straße 73 H4
D-19061 Schwerin
Mob +49 (0) 1520 8880449
Fon +49 (0) 385 47729220 (10.00 – 19.00)
Fax +49 (0) 3222 3942093
info@langefreunde.de
http://www.langefreunde.de

Gründergarten 2018
Designer Felix Lange stellte seinen Entwurf PARAFREE auf dem Gründergarten im Vorjahr vor. Die Studie und Abschlussarbeit des Gründers ist eine Neuinterpretation eines manuellen Aktiv-Rollstuhls mit innovativer propriozeptiv-trainierender Untergestell Konstruktion. Foto: Ralph Schipke
Print Friendly, PDF & Email