Einer muss den Hut aufhaben

Einer muss den Hut aufhaben

Schon vor Jahren wollte Yves Bonin aus Penkun in die Bäckerei seines Vaters einsteigen. Doch der lehnte ab: „Einer kann nur den Hut aufhaben!“. Jetzt, drei Jahre später, hat der Sohn die Nachfolge angetreten. Die Meisterprämie des Landes in Höhe von 7.500 Euro erleichterte die Bäckereiübernahme erheblich.

Links steht das Nachfolger-Ehepaar Ines und Yves Bonin. Die Eltern, Heidi und Rudi Bonin (rechts) mußten aus gesundheitlichen Gründen ihre Bäckerei früher übergeben als geplant, sind aber sehr zufrieden mit der Arbeit ihrer Kinder.
Foto: Grit Gehlen

 

Die 7.500 Euro Förderung hat Yves Bonin gleich investiert: „Wir
haben den Laden renoviert und eine neue Ausrollmaschine gekauft“, zählt der 39-Jährige auf. Das Geld muss er nicht zurückzahlen.
Das Land zahlt die Meisterprämie seit Anfang 2011 an all jene Nachfolger eines Handwerksbetriebes aus, die einen Meister haben und sonst nirgends eine Förderung bekommen würden.

Bäckerei Bonin seit 1980

Vor 30 Jahren gründeten Vater Rudi Bonin und seine Frau Heidi die Bäckerei in Brüssow. Nach der Wende musste der Handwerksbetrieb ins 20 Kilometer entfernte Penkun nahe der polnischen Grenze umziehen, weil Alteigentümer Besitzansprüche anmeldeten. Der 61-Jährige und seine Frau haben dem Sohn ein gut laufendes Geschäft übergeben. Während des Interviews steht fast ununterbrochen Kundschaft im Laden. Die Schwiegertochter, Ines Bonin, bedient hinter der Ladentheke. Im Aktionsangebot ist heute Haselnussbrot.

„Das neue Aktionsangebot, das die beiden eingeführt haben, ist super. Da freu ich mich drüber“, sagt Rudi Bonin. Seit sein Sohn Chef ist, gibt es jeden Monat ein besonderes Brot, das sonst nicht im alltäglichen Angebot ist.  Wenn der alte Chef, der über der Bäckerei wohnt, etwas nicht gut findet, sagt er aber auch seine Meinung. Das störe ihn nicht, beteuert Yves Bonin, der dankbar ist, von seinem Vater über die Jahre so gut eingearbeitet worden zu sein.

Schlaflose Nächte, wie sie anfangs so mancher Existenzgründer hat, kennen die jungen Bonins nicht. „Rudi und Heidi haben uns alles gezeigt, viele Tipps gegeben und helfen auch heute noch mit Ratschlägen“, sagt Schwiegertochter Ines Bonin. Nur in der Backstube kann der Vater aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit anpacken. Seine Krankheit ist schuld, dass die Nachfolge etwas schneller als geplant vom Sohn angetreten werden musste. Schwiegermutter Heidi hilft ab und zu noch hinter der Ladentheke aus, darüber sind die jungen Bonins froh. Seit der Übernahme gibt es doch einiges mehr zu organisieren und zu planen, als früher.


Nachts gegen ein Uhr beginnt die Arbeit in der Bäckerei. Bei Bonins kommen keine Fertigbackmischungen in die Knetschüssel.

Hilfe von der Handwerkskammer

„Wir haben uns damals, als klar war, dass Yves die Bäckerei
übernehmen wird, an die Handwerkskammer in Neubrandenburg gewandt. Wir wussten nicht so recht wie wir vorgehen sollten und hatten viele rechtliche und steuerliche Fragen“, sagt Rudi Bonin. Vom Unternehmensberater der Handwerkskammer, Christian Schiffner, kam damals der entscheidende Tipp für die Förderung. „Die Fragen im Antrag auf Meisterprämie waren leicht zu beantworten“, erinnert sich Yves Bonin. „Ich musste den Umsatz und den zu erwartenden Umsatz angeben, wie viele Beschäftigte wir haben, ob ich Mitarbeiter einstellen möchte. Insgesamt waren das drei Seiten.“  Wichtig waren auch der Nachweis vom Eintrag in die Handwerksrolle und der Meisterbrief.

7.500 Euro Handwerksmeisterprämie flossen im März

Nach dem unkomplizierten Antragsverfahren kam die finanzielle
Förderung relativ schnell. „Im März war das Geld auf dem Konto.“ Da war Yves Bonin schon der neue Chef, der seinen ersten Tag als Inhaber der Bäckerei Bonin wohl nie vergessen wird. „Wir hatten in der Zeitung inseriert, dass ich im Januar 2011 die Bäckerei übernehme und nach kurzer Renovierungszeit am 7. Januar wiedereröffne. Es kamen so viele Kunden zum Gratulieren, dass das ganze Schaufenster voller Blumensträuße stand“, schmunzelt Yves Bonin.

Ob sein heute achtjähriger Sohn oder die kleine Tochter mal
die Bäckerei übernehmen werden, da ist sich der junge Vater noch nicht so sicher. Ein Foto, auf dem beide Kinder mit Opa und Papa in zünftiger Bäckerkluft abgebildet sind, hängt aber schon in der Backstube.

Grit Gehlen

 

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