Vom Hörsaal direkt ins eigene Büro – Greifswalder Studenten schaffen Sprung in die Selbstständigkeit und mischen in der IT-Branche vorne mit

Vor über zwei Jahren gründeten David Wulff und Paul Müller ihre erste eigene Firma. Bereits heute beschäftigen sie acht Mitarbeiter. Wie sie mit dem Tempo umgehen, dass sie selber vorlegen und welche Ziele sie sich gesetzt haben, darüber sprachen sie mit GRUENDER-MV.

David Wulff (links) und Paul Müller wissen Greifswald als Firmenstandort zu schätzen, dennoch wünschen sie sich, dass im Land Mecklenburg-Vorpommern noch mehr für die Ansiedlung innovativer Wirtschaftsstandorte getan wird. Foto: Pressefoto/Firma

Sie können eine Erfolgsgeschichte erzählen und berichten auch gern über das, was sie bisher erreicht haben – allerdings in aller Bescheidenheit. „Wir haben noch viel vor“, sagt David Wulff. Gemeinsam mit Paul Müller gründete er 2007 die rapidrabbit GbR und 2008 die Müller&Wulff GmbH. Heute sind die beiden Geschäftsführer verantwortlich für acht Mitarbeiter. David Wulff, der Betriebswirtschaftler, und Paul Müller, der Physiker, haben beide an der Universität Greifswald studiert. „Herr Müller ist fachlich ein Genie“, sagt der Kaufmann über seinen Geschäftspartner und Freund. Viel Achtung liegt in seinen Worten. „Wir ergänzen uns gut“, gibt der etwas wortkargere Paul Müller zurück. Dass das gesamte Team gut strukturiert arbeitet und das „sich Ergänzen“ schließlich zum Erfolg führt, belegen zahlreiche Beispiele: Die IT-Firma, die im Herzen Greifswalds mit Blick auf den Dom ihren Sitz hat, bietet ein breit gefächertes Spektrum an Leistungen: innerhalb des Fachbereiches „rapidrabbit“ werden mit dem Schwerpunkt Internet-Technologien Webanwendungen entwickelt, „Linux Support“ sorgt für Aufbau und Umstellung von Servern oder Desktops und im Fachbereich „Mittelstandslösungen“ geht es beispielsweise darum, Unternehmen mit optimaler Software auszustatten.
Doch die Greifswalder Firma mischt auch auf dem Apps-Markt mit und das nicht gerade wenig. „In den zurückliegenden Jahren haben wir zahlreiche Apps entwickelt, die inzwischen 200.000 täglichen Nutzer oder man kann sagen, Fans auf der ganzen Welt gefunden haben“, weiß David Wulff. Den Laien lässt das schon mal kurz staunen. Die beiden Fachleute nehmen sich die Zeit, das Spray Can-App etwas näher zu erklären. Am Beispiel, versteht sich. Über hunderte von Apps hat David Wulff auf seinem Handy. „Alles Recherche“, sagt er beim Durchklicken mit einem Augenzwinkern. Beim Sprayer-App verharrt er kurz. Mit der Software der Greifswalder ist es möglich, die Spray-Geräusche authentisch nachzuahmen. Schließlich können Nutzer auf ihrem Handy-Display auch vollständige Bilder malen. Und die Miniatur-Kunstwerke können sich sehen lassen, wie David Wulff beeindruckend präsentiert. „Wir stehen inzwischen im Kontakt zu einem Künstler in New York“, erzählt er.  Der Maler heißt Father Hazard alias Peter Schachter. Er produziert mit dem Spray Can-App Bilder, die er an seine Kollegen verschickt. Auf diese Art gehört er zu den Multiplikatoren für die Greifswalder Entwicklung – über den großen Teich hinaus.

Doch, ohne überheblich klingen zu wollen, seien die Apps nur ein kleiner Teil, der die tägliche Entwicklungsarbeit der Firma ausmacht. „Wir müssen uns dort bewegen, wo die Konkurrenz weit weg ist“, lautet ihr Credo. In der IT-Branche seien sie anerkannt. Schon wiederholt sei es vorgekommen, dass Auftraggeber sie „für ordinäre“ Löhne einstellen wollten. Doch diesen Verführungen können sie gut widerstehen. Denn „die Selbstständigkeit ist uns sehr, sehr viel wert“.  David Wulff und Paul Müller wollen ihre eigenen Chefs sein, Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, unabhängig sein. „Klar, dass der Markt Entscheidungen mit bestimmt, aber wir wollen Gestalter und Macher sein“, lassen sie keinen Zweifel an ihrer Firmenphilosophie. Verantwortung übernehmen sie täglich nicht allein für ihre acht Mitarbeiter, oder Praktikanten, die im Rahmen ihres Studiums bei „Müller&Wulff“ praktische Erfahrungen sammeln. Verantwortung übernehmen der 27jährige Paul Müller und  25jährige David Wulff auch für die Qualität die sie an ihre zahlreichen Kunden, wie die Universität Greifswald, liefern.
Auch wenn ihre Arbeitswochen noch immer bis zu 60 Stunden umfassen, haben sie den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut. „Auch wenn der Anfang alles andere als einfach ist, wie es der Werbeslogan verspricht, können wir Gründern nur Mut machen, sich eine eigene Existenz aufzubauen“, sagen die beiden. Sehr deutlich erinnern sie sich daran, wie schnell sie nach einem Gang zum Ordnungsamt einen Gewerbeschein in der Tasche hatten. „Schwieriger wurde es dann schon beim zweiten Gang, nämlich bei dem zum Finanzamt „Dort mussten im Zuge der Gründung viele Detailfragen geklärt werden“, erinnert sich David Wulff. Doch die Mühe habe sich gelohnt. „Wenn jemand wirklich eine gute Idee hat, sollte er sich von umfangreichen Vorbereitungen nicht abschrecken lassen und seine eigene Firma gründen“, sagte der gebürtige Lübzer.
Trotz der vielen Arbeit und täglich neuen Herausforderungen wissen die beiden erfolgreichen Geschäftsmänner, wie wichtig es ist, die eigenen Akkus aufzuladen: „Seit der Gründung war in diesem Jahr zum ersten Mal ein Urlaub drin.“ David Wulff verrät, dass er gerade aus Chile zurückgekehrt ist. Um den Kopf freizubekommen, dreht der Physiker Paul Müller gern mal einige schnelle Runden mit seinem Motorrad. Und um den Teamgeist zu stärken, geht’s mit den acht Kollegen einmal im Jahr auf Tour – zum Auftanken in der Natur mit kulinarischer Einkehr.

Ulrike Rosenstädt
Mehr Infos zur Arbeit der Müller&Wulff GmbH.

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