Zurück auf Los

Der 33-jährige Roman Findeis aus Schwerin mußte seine erste Geschäftsidee “begraben”, noch bevor er richtig loslegen konnte. Doch er hat es ein zweites Mal gewagt. Die neue Idee entstand während der Umschulung zum Frisör. Sie ist so gut, dass der Jungunternehmer bereits eine Auszeichnung einheimsen konnte.

Im Blitzlichtgewitter: Roman Findeis erhielt für seine Geschäftsidee des Sonderpreis beim VR-Technologie und Förderpreis 2009.

Lebenswege verlaufen nicht immer gerade. Dies ist keine Weisheit und schon gar nicht neu. Auch Roman Findeis, Gründer der „school of hair“, wird das gerne bestätigen. Wichtig ist jedoch, was man aus den vielen kleinen Abzweigungen macht, die die Biografie eines Menschen im Verlaufe ihrer Entwicklung nimmt.

Roman Findeis, 33 Jahre, eigentlich ausgebildeter Koch, interessiert sich schon früh für Informatik. Als Zeitsoldat wird er nach Ablauf seines Dienstes mit Unterstützung der Bundeswehr zum Webmaster ausgebildet. Er arbeitet in der Automatisierung eines Unternehmens, bildet sich nebenbei im Bereich Netzwerke weiter. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner wagt er 2001 den Sprung ins kalte Wasser. Mit Unterstützung der ATI Westmecklenburg, die Technologiegründungen betreuen, soll ein Onlineunternehmen entstehen. Schon damals ist Geschäftsführerin Steffi Groth seine Beraterin. Sie arbeiten gemeinsam am Konzept, der Finanzierung, sprechen mit Banken. Doch noch bevor es richtig losgehen kann, kommt es zum Bruch mit dem Geschäftspartner. Roman Findeis geht „Zurück auf Los“. Als Sohn einer Friseurfamilie entschließt er sich nun ebenfalls diesen Beruf zu erlernen, gehört dabei zu den Ältesten seiner Ausbildungsklasse. Was er im Berufsschulunterricht erlebt, wird seine nächste Geschäftsidee prägen: „Da sitzen digital in jeder Hinsicht vernetzte Jugendliche vor analog geprägten Lehrern und Unterrichtsmethoden.“, sagt Findeis und beschreibt, dass er verstehen kann, weshalb viele Jugendliche sich heute nicht mehr von klassisch per Wandtafel dargebotenen Lerninhalten begeistern lassen: „Das trifft einfach nicht mehr deren eigene Lebenswirklichkeit.“

Ihn selbst hatte die „alte“ Geschäftsidee des Onlineportals nie wirklich losgelassen. Jetzt kommt ihm die Idee, wie er hier Altes mit Neuem zu einer Innovation verbinden kann: „Meine Idee war es, konsequent neue Medien zur Berufsausbildung zu nutzen.“ Von da an ist E-Learning sein Stichwort. Mit der „school of hair“ entwickelt Roman Findeis eine interaktive Ausbildungsplattform für den theoretischen Unterricht. Ziel ist es, die Jugendlichen auch für diesen Teil der Ausbildung zu begeistern und ihnen damit Anreize zum Lernen zu schaffen. Darüber hinaus kann eine Nutzung über die Automatisierung einzelner Abläufe für Freiräume in der Ausbildung sorgen, so dass beispielsweise mehr Zeit für handlungsorientierte Themenfelder, wie eine Gesellenprüfung bleibt. „Ein weiterer Vorteil ist, dass wir eine automatische Auswertung von Aufgaben vornehmen und eine statistische Lernerfolgskontrolle einsetzen. Damit erkennt das System Schwächen in einzelnen Bereichen und der Schüler, aber auch der Lehrer weiß, wo noch individuelle Defizite sind“, erläutert Roman Findeis seine Geschäftsidee, die mittlerweile längst den ersten „Kinderschuhen“ entwachsen ist. Weit über 1.400 Fragen in verschiedenen Modulen sind bereits online. Alle werden gemeinsam mit einer Fachbuchautorin entwickelt. Es gibt einen Azubi- und Lehrerlogin. Dass seine Idee auch im Friseurgewerbe ankommt, dafür wirbt er nun ganz intensiv.

„Wenn es Leute wie Sie nicht gäbe, hätte ich keinen Job!“ sagt Geschäftsführerin Steffi Groth von der Existenzgründungsberatung ATI Westmecklenburg. Der Jungunternehmer Roman Findeis läßt sich von ihr auch bei seinem zweiten Start begleiten und ist sehr zufrieden. Fotos (5): Michaela Skott

„Klar, hier ist einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Doch ich bin mir ganz sicher, dass sich die Vermittlung theoretischer Ausbildungsinhalte künftig über das Internet abspielen wird.“ Andere zu überzeugen ist Roman Findeis schon längst gelungen. So wurde der Unternehmer von der Handwerkskammer Schwerin im Rahmen des VR-Technologie und Förderpreises 2009 mit einem Sonderpreis von Wirtschaftminister Jürgen Seidel ausgezeichnet. Und noch jemanden brauchte er nicht lange von der „school of hair“ überzeugen – Steffi Groth, seine Beraterin bei der ATI Westmecklenburg. Als frisch gebackener Preisträger stand er im Januar 2010 wieder bei ihr im Büro und bat um erneute Unterstützung. Die freute sich: „Nicht jede Gründung klappt. Das weiß Roman Findeis. Aber wenn er trotzdem den Mut hat, es mit unserer Unterstützung erneut zu probieren, dann haben wir alles richtig gemacht.“ Seit 2001 hat sich vieles in dem Bereich der Technologiegründungen getan. Neue Programme wurden aufgelegt. Steffi Groth unterstützt den Gründer nun dabei das Richtige und entsprechende Partner zu finden. Dass die beiden aktiv miteinander arbeiten, merkt schnell, wer sie gemeinsam trifft. Roman Findeis als Lieferant neuer Ideen und Steffi Groth, die hin und wieder lenkend eingreift, berät, unterstützt. Roman Findeis freut sich, dass nach der ersten Betreuung nicht Schluss ist. So etwas sei ja nicht selbstverständlich meint er mit Hinblick auf das damalige Scheitern. Beraterin Steffi Groth kann dazu nur lächeln: „Herr Findeis, wenn es Leute wie Sie nicht gäbe, dann hätte ich keinen Job.“ Zum Gründen, das hat sie oft erlebt, gehört es auch, Niederlagen einstecken zu können. Wer daran wächst und nicht aufgibt, der ist eine echte Gründerpersönlichkeit und wird langfristig dafür auch die Früchte ernten.

 

Michaela Skott

Internet: www.hbquiz.biz/home.html

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