„buch…bar“ – Seite für Seite spannend

Buchläden gibt es in Rostock mehr als genug. Jungunternehmerin Carmen Hamann war schnell klar, dass sie sich etwas Besonderes und Einzigartiges ausdenken muss, um Kunden anzulocken. Das ist ihr mit der „buch…bar“ gelungen.

Die Buchhändlerin Carmen Hamann in ihrem Büro in der Lohbergerstraße 2. Fotos (6): Ulrike Rosenstädt

Bis zu 80 Gäste kommen zu ihren Veranstaltungen. Ob bei nass-kaltem Herbstwetter oder bei hochsommerlichen Temperaturen: Die Buchverkaufs-Abende von Carmen Hamann haben inzwischen einen festen Platz im Kalender von zahlreichen, vornehmlich Leserinnen eingenommen. Das ist nicht verwunderlich, denn die Buchhändlerin vermag es, auf eine witzig-charmante Art, Bücher an Literaturinteressierte zu bringen. Hinzukommt, dass sie ihren Gästen Respekt zollt: Während sie sie im Winter mit den Worten „also ich wäre ja heute bei dem Regen nicht mehr aus dem Haus gegangen“ begrüßt, sagt sie im Sommer vor 70 Leuten in einem Veranstaltungsraum in der Rostocker Altstadt „danke, dass sie gekommen sind, ich wäre nicht gekommen, ich wäre an den Strand gefahren“. Auch wenn diejenigen, die sie zum ersten Mal erleben, zunächst nicht einschätzen können, wohin an diesem Abend die Reise geht, wird doch schnell klar, diese Frau nimmt bei allem Humor Literatur sehr erst. Sie liebt Bücher, taucht leidenschaftlich gern ab in die Welt fiktiver Gestalten.

So bietet Carmen Hamann nicht in erster Linie solche Bücher an, die in großen Geschäften in den Bestseller-Regalen stehen. Klar, kann man bei ihr auch den aktuellsten „Schätzing“ oder „Mankell“ bekommen doch Carmen Hamann verfolgt in erster Linie ein anderes Verkaufsziel: „Ich möchte auch solche  Bücher anbieten, die nach einiger Zeit in der öffentlichen Diskussion keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, die aber dennoch ihre Leser finden oder wieder finden sollten.“

Es wird viel gelacht in den Verkaufsveranstaltungen von Carmen Hamann. Ob diese Leichtigkeit, ihr Vermögen ernste Themen mit einer gehörigen Portion Humor zu präsentieren, ihr Geheimrezept ist? „Ich lege mir die Worte im Vorfeld nicht zurecht. Ich wähle die Bücher aus, schaue meinen Gästen in die Augen und rede drauf los“, sagt Carmen Hamann und ergänzt „natürlich mit dem Ziel, dass sie die Bücher kaufen“.

Ein Blick in das Büro mit dem großen Bücherregal der Buchhändlerin Carmen Hamann. Kunden sind hier in der Lohbergerstraße 2 stets willkommen.

Vor drei Jahren gründete sie ihre eigene Firma. Der Name „buch…bar“ ist Programm, das Buchhandel, Literaturvermittlung, Geschenkservice und Veranstaltungen beinhaltet. Die heute 38-Jährige hat Buchhändlerin gelernt, in Berlin und Rostock sowie in Ahrenshop auf dem Fischland Darß als Angestellte gearbeitet. Doch „ich wollte mich weiter entwickeln, wollte meine eigenen Ideen umsetzen, etwas Neues probieren“, erklärt sie ihre Motivation für die Existenzgründung. Einfach sei dieser Schritt in die Selbstständigkeit nicht gewesen. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt, hat sie sich von ihren Plänen nicht mehr abbringen lassen. „Natürlich hatte ich auch Ängste. Die Fragen nach den finanziellen Risiken haben mir schlaflose Nächte bereitet“, sagt sie. Also musste ein Plan her, der die Ängste minimierte: „Um teure Miete und weite Wege zur Arbeit zu sparen, habe ich den Laden in unserem Haus in der Lohbergerstraße 2 eingerichtet. Jeder der ein Buch bei mir kaufen will, der spezielle Bücher bestellen möchte, ist jederzeit willkommen und findet eine offene Tür“, beschreibt sie die stationäre Seite. Ihre andere berufliche Seite ist die mobile. Regelmäßig lädt sie zu Verkaufsveranstaltungen ein, zu denen sie mit einem großen Stapel ausgewählter Bücher im Gepäck fährt. In der Pause können die Besucher in aller Ruhe am Verkaufsstand in den vorgestellten und in jeder Menge anderer Bücher blättern. Kleinigkeiten zum Verschenken wie Lesezeichen, Briefpapier oder Naschwerk bietet sie ebenfalls an und nicht zu vergessen ein Gläschen Wein. Das wiederum lädt zum Verweilen und Unterhalten ein.

„Auch wenn es immer wieder spannend und auch aufregend ist, weil ich nicht weiß, wie viele Kunden kommen oder wie viele Bücher ich an den Abenden verkaufen werde, macht mir die Arbeit unheimlich viel Spaß. Ich habe noch keinen Tag meiner Selbstständigkeit bereut!“ Doch sie überlässt ihre berufliche Zukunft nicht dem momentanen Erfolg und ist ständig bemüht, sich weitere Standbeine aufzubauen: So geht sie 2010 auf Vortragstour bei der es unter anderem um Bücher für Kinder in bestimmten Entwicklungsstadien geht. Sie hat bereits Schulbibliotheken eingerichtet und bietet auch in Schulen in und um Rostock ihr Fachwissen an. Das Gespräch mit ihren Kunden, mit Lehrern, Erziehern und Eltern liege ihr sehr am Herzen.
Nach einem Tipp für Existenzgründer gefragt, weiß Carmen Hamann schnell eine Antwort: „Eine gründliche Vorbereitung ist wichtig. Keine Fragen sind zu peinlich, um sie nicht zu stellen. Gerade in der Gründungsphase standen auch bei mir sehr viele Fragen im Raum.“  Sie habe sich die strengen Fragen einer Steuerberaterin gefallen lassen. „Die Gespräche waren nicht gerade bequem. Sie haben mir aber geholfen, einzelne Gründungsschritte genau zu durchdenken. Beispielsweise habe ich bei der Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung einen Plan einreichen müssen, der die Firmenziele genau beschreibt“, erinnert sich die Buchhändlerin. Ihre Steuerberaterin habe in der Gründungsphase eine Art Mentorenstellung eingenommen. „Und wenn diese Frau mir zweieinhalb Jahre nach meiner Firmengründung sagt, sie zieht den Hut vor dem, was ich bisher erreicht habe, dann ist das ein großes Kompliment für mich!“

Ulrike Rosenstädt

Internet: www.buchbar-hamann.de/

28.01.2010

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