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Aus den Gründerschuhen herausgewachsen – Technologiegründer in Schwerin

Zack – verfahren. Die Suche nach der Gesmex GmbH in einem Gewerbegebiet im Südwesten Schwerins gestaltet sich schwieriger als ich dachte. Überall riesige Hallen, kleine Barackenbauten… und wo finde ich jetzt Geschäftsführer Thomas Bieler? Ich soll über Technologiegründer schreiben. Darunter stelle ich mir große, helle Fertigungshallen und moderne Glasbüros vor. Doch mit dieser Vorstellung bin ich hier definitiv falsch!

Fotos (6): GESMEX GmbH

Die Büros der Gesmex finde ich in einem schmucklosen Anbau an einer Produktionshalle. Ein kleines Schild weist auf das Unternehmen hin.

Freundlich werde ich in der ersten Etage begrüßt. Auch hier: einfache funktionale Ausstattung – kein Prunk und gar nichts Pompöses. Die Gesmex stellt Plattenwärmeübertrager in lasergeschweißter Ausführung her. Soviel weiß ich schon. Platten…was? Thomas Bieler, einer der beiden Geschäftsführer und Gründer des Unternehmens, schmunzelt. In seinen Augen lese ich deutlich die Frage, wie er mir jetzt schonend all’ die technischen Details beibringen soll. Am Ende habe ich so viel verstanden: Derartige Wärmeübertrager werden von der Gebäudetechnik bis hin zu Großanlagen der verarbeitenden Industrie eingesetzt. Es geht um einfaches Kühlen oder Heizen sowie um Verdampfungs- oder Kondensationsaufgaben. Die Effektivität der Geräte trägt entscheidend zu einem besseren Energiemanagement bei. In Zeiten steigender Energiepreise und Umweltauflagen verbirgt sich in diesem Sektor für die Unternehmen ein echter Wirtschaftsfaktor. So werden jährlich ca. zehn Milliarden Euro für die Installation neuer Wärmeübertrager investiert. „Ein Stück von diesem Kuchen wollen wir abhaben.“, sagt Thomas Bieler. Und was ist das Besondere an den Plattenwärmeübertragern der Gesmex? „Wir fertigen als einziges Unternehmen weltweit diese Produktform in lasergeschweißter Ausführung, was enorme Vorteile für den Anwender birgt.“ Dabei gehe es, so Bieler, um eine geringere Anfälligkeit für Korrosion und damit eine bessere Haltbarkeit und Sicherheit in der Anwendung. Wie kommt man darauf, will ich wissen. „Ganz einfach,“, ist Thomas Bielers Antwort „wir kommen beide aus der Branche und wissen, was der Markt braucht.“ Vor der Gründung im Juni 2007 waren die beiden Diplom-Ingenieure Thomas Bieler und Mike Hallmann in leitenden Positionen in anderen Unternehmen beschäftigt. Bieler sogar beim Weltmarktführer derselben Branche. Beide kannten sich schon lange, beide wollten sich verändern, eigene Wege gehen, selbst Entscheidungen treffen: „Irgendwann wäre es rein vom Alter her dafür doch zu spät gewesen. Mit fünfzig braucht man damit auch nicht mehr anfangen.“, Thomas Bieler ist heute Mitte 40 und weiß schon nach den ersten zwei Jahren: „Ich lebe hier zufriedener als vorher. Sicher, finanziell muss man zunächst Abstriche machen, aber hier können wir Verantwortung übernehmen.“ Wie ernst er das meint, sieht man ihm an – so begeistert er über die technischen Details spricht, so spricht er auch über die Entscheidung zur Selbstständigkeit und das mit einem leicht sächsischen Akzent. Wie kommt es, dass sich die Gesmex ausgerechnet in Schwerin angesiedelt hat, frage ich.

Die lasergeschweißter Ausführung von Plattenwärmeübertragern gibt es nur bei der Schweriner GESMEX GmbH.

„Neben der Tatsache, dass Mike Hallmann ursprünglich aus Mecklenburg stammt, waren es in erster Linie drei Punkte, die uns zu dieser Entscheidung geführt haben. Erstens die Förderbedingungen. In M-V werden Technologiegründer besonders gewollt und daher auch gefördert. Unser Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium und der Wirtschaftsförderung war von Anfang an hervorragend. Das gilt auch für die weiteren Unternehmen, die uns während der Gründung beraten und betreut haben, darunter auch die ATI Westmecklenburg. Zweitens brauchten wir qualifizierte Mitarbeiter. Die findet man nicht irgendwo in der Fläche, sondern da, wo beispielsweise Werften in der Nähe sind. Unsere mittlerweile 14 Mitarbeiter kommen fast alle aus der Region. Drittens ging es natürlich auch um den geeigneten Standort. Wir brauchten beispielsweise eine passende Produktionshalle und so kamen wir nach Schwerin.“ Also alles rund gelaufen? „Was die Förderung angeht, auf jeden Fall. Technologiegründungen sind schon sehr speziell. Wir mussten unser Laserschweißverfahren ja erst einmal entwickeln. Das heißt, dass man mit Millionen-Investitionen startet und ein Jahr lang Geld in Know-how und Mitarbeiter steckt ohne, dass währenddessen etwas verkauft wird. Ohne Förderung und Hilfe bei den Anträgen wäre uns das ungleich schwerer gefallen.“ Thomas Bieler holt tief Luft: „Sauer bin ich eigentlich nur auf Großbanken. Auch uns hat natürlich die Krise erwischt. 2007 gestartet, konnten wir 2008 in die Produktion gehen. Genau zu jener Zeit, als die Krise hart einsetzte und alle potentiellen Auftraggeber den Auftragsstopp ausriefen. Als hätten die sich verabredet. Neu am Markt, fehlten uns Bestandskunden, die auf Ersatz angewiesen sind. Da hätten wir Unterstützung brauchen können. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bot sogar entsprechende Programme an. Einzig die Bank sah sich, trotz einwandfreier Bonität, nicht in der Lage das Geld durchzuleiten. Und dann hört man in den Nachrichten, dass die Gelder nicht abgerufen werden!“ Die Tiefen der Krise hat man bei der Gesmex mittlerweile ganz gut gemeistert.

Niemand musste entlassen werden – im Gegenteil. Die Zertifizierung als Druckgerätehersteller und die Auditierung durch mehrere Großunternehmen wie beispielsweise BASF, hat zur Anerkennung in der Branche beigetragen.

Und natürlich die Hartnäckigkeit von Thomas Bieler und Mike Hallmann. Sie fanden Kunden, die mit den Produkten der Gesmex nachrüsteten und heute höchst zufrieden sind. „Mittlerweile sind wir aus den ‚Gründerschuhen’ herausgewachsen. Wir haben es immerhin geschafft einen kompletten Industriebetrieb mit allen Abteilungen aufzubauen und uns ein erstes, viel versprechendes Kundenpotential zu erschließen.“ Thomas Bieler, das sieht man ihm an, ist stolz auf das Erreichte und blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Das Ansinnen der Förderung von Technologieunternehmen wie diesen, geht bei der Gesmex voll auf.

Aus den äußerlich unscheinbaren Hallen wird Hightech aus M-V in die Welt geliefert und gleichzeitig werden Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Denn bei der Gesmex funktioniert Abwanderung auch andersherum: Einer der wenigen „Nicht-Einheimischen“ Mitarbeiter zog kürzlich von Berlin mit seiner kompletten Familie nach Schwerin, um da zu leben, wo andere Urlaub machen.

Michaela Skott

Internet: www.gesmex.com/ 

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