Ich habe noch viel vor

Karen Obenauf ist freie Grafikdesignerin und Illustratorin. Schon als Kind hat sie viel gezeichnet. Märchenbücher oder Comics waren ihre Vorlagen. Ihr Berufswunsch war dennoch ein anderer: Zahnärztin wollte die heute 26-Jährige werden, wählte deshalb in der fünften Klasse vorausschauend Latein als Fremdsprache. Dass es am Ende so nicht gekommen ist, ist verschiedenen Umständen zu verdanken.

„Das wäre gar nichts für mich gewesen. Rückblickend betrachtet mochte ich den Beruf wohl, weil man damit Geld verdienen kann. Zähne hat schließlich jeder Mensch!“ Karen Obenauf lacht.  Als zum Ende des Abiturs dann alle ihre Mitschüler Bewerbungen schrieben oder eine Uni suchten, war sie gerade auf’s Buch gekommen. „Ich habe Bücher verschlungen!“ Aus diesem Interesse heraus schreibt sie Bewerbungen zur Buchhändlerin und erhält eine Antwort, die ihr zu denken gibt: „In einem Schreiben stand, dass aus meiner Bewerbung heraus keine echte Motivation zu finden sei. Damals war ich vielleicht enttäuscht. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass das stimmte.“ Karen Obenauf besinnt sich auf das, was sie schon lange macht: Malen und Zeichnen. Der Opa ist skeptisch und auch die Mutter hätte gerne, dass ihre Tochter erst einmal einen „anständigen“ Beruf lernt. „Dann wäre ich heute Bankkauffrau. Oh je!“ Irgendwie hat es aber „Klick“ gemacht. Sie schreibt Werbeagenturen an, will ein Praktikum machen und die Arbeit eines Grafikdesigners kennen lernen. „Mit büro v.i.p. habe ich einen echten Glücksgriff gemacht. Dort war ich gleich willkommen, durfte zuschauen, fragen und schnell erste Dinge selber tun.“ Ab dann wusste Karen Obenauf genau, was sie wollte und das spürte man offensichtlich auch auf der Designschule in Schwerin. Dort soll sie eine Bewerbungsmappe mit Zeichnungen und Entwürfen einreichen. Sie will Grafikerin werden. Und obwohl die Mappe nicht alle Zulassungskriterien erfüllt, wird Karen Obenauf aufgenommen. Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Grafikerin. „Dort bekommt man alles Handwerkliche vermittelt. Materialkunde, Zeichnen, Programme. Aber kümmern muss man sich selbst.“ Talent alleine reicht nicht, das weiß die junge Frau und arbeitet fleißig schon während der Ausbildung auf ihre Selbstständigkeit hin, auch wenn ihr selbst das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so bewusst war. „Ich habe mich nicht für Jobs interessiert, die ich mit meinem Abschluss machen könnte. Ich habe mich für die Sache selbst interessiert.“ So engagiert sie sich im Jugendmedienverband M-V, organisiert später Workshops für Layout und Typografie, besucht mit den Jugendlichen Ausstellungen und Druckereien.

Sie knüpft Kontakte zu einem Schweriner Kino, dem Capitol. Macht dann mit Freunden im Rahmen des Filmkunstfestes eine erste eigene Ausstellung. Daraus entstehen wieder neue Kontakte. So lernt sie auch Martin Molter, ebenfalls einen Schweriner Grafiker und Künstler kennen. „Von dem was er machte und konnte war ich fasziniert. Ich wollte von ihm lernen.“ Das durfte sie auch. Bald war die damals noch angehende Grafikerin an ersten Projekten beteiligt, zeichnete Hintergründe für Trickfilme. Nach Abschluss der Schule, die sie (auch wenn sie das eigentlich nicht so gerne verrät) mit Auszeichnung bestanden hat, gibt es für sie vor zwei Jahren nur einen Weg: die Selbstständigkeit. Existenzgründungshilfe nimmt die Grafikerin dafür nicht in Anspruch.  „Irgendwie griff immer alles ineinander. Auch meine Mutter hat mich trotz ihres früheren Berufsvorschlages jederzeit unterstützt.“ Martin Molter ist mittlerweile ihr Kollege. Beide teilen sich ein Büro. Als Grafikerin layoutet sie, setzt Vorstellungen um – als Illustratorin ist sie selbst kreativ. Die letzte Ausstellung, die „Illustrinade“, fand im August 2008 in Hamburg statt. „In Zukunft will ich mehr davon machen: Selbst zeichnen, Trickfilme und Bücher illustrieren.“ Und als wäre das nicht genug, hat sie seit kurzem eine neue Herausforderung angenommen. Karen Obenauf ist Dozentin an der Designschule, an der sie selbst das Handwerk erlernt hat. Dass das Leben als Selbstständige nicht immer leicht ist, hat die Grafikerin schon erfahren. „Der Spruch mit dem selbst und ständig stimmt schon.“ Doch nach zwei Jahren freier Tätigkeit sagt sie auch: „Ich habe noch viel vor!“.

Michaela Skott

Internet: www.karenobenauf.de/

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