Angst hatte Jan Petzold nicht, als er sich im Juni 2004 mit seiner Geschäftsidee selbstständig machte. Landrover-Expeditionen in Mecklenburg wollte er anbieten. Seine Gäste sollten das entdecken können, was abseits der üblichen touristischen Ziele liegt. Ein Jahr lang hatte es gedauert, bis er ganz genau wusste, was er wollte.
Selbstständig war er als Bankkaufmann und Kundenberater einer Bausparkasse vorher schon, doch dann kam ein Jahr Arbeitslosigkeit. Für den heute 32-Jährigen die Chance, neue Ideen zu entwickeln und auf etwas zurückzugreifen, mit dem er aufgewachsen war: Draußen sein. Natur erleben. Neues entdecken.
Noch ohne Plan nimmt Jan Petzold 2003 an einem Existenzgründungseminar bei der SBW in Schwerin teil. Dort trifft er auf Gleichgesinnte, kann einfach einmal „herumspinnen“ und „austesten“. Hier bekommt er sofort eine Rückmeldung ob der sprichwörtliche „Funke überspringt“. Seine Geschäftsidee nimmt Gestalt an. Jan Petzold knüpft Kontakte, merkt, dass er einen Nerv getroffen hat. Als er seiner Frau davon erzählt, dass er Schreibtisch und Bausparverträge gegen einen Landrover eintauschen will, reagiert diese gelassen: „Solange Du Geld mit nach Hause bringst.“ Nun wird es konkret: Aus den Landrover-Expeditionen entsteht Mecklenburg Adventure Tours – MATours. Im Gründercoaching arbeitet er den notwendigen Geschäftsplan aus und tritt den Gang durch die Institutionen an. „Für alles brauchte ich eine Genehmigung- selbst für die Genehmigung.“ Jan Petzold schmunzelt. Doch er beißt sich durch. Seine Idee ist neu in diesem Landstrich. Niemand kann ihm wirklich sagen, welche Formulare er benötigt, an wen er sich wenden soll. Dass es funktionieren kann, wusste der Gründer da schon. Er rennt offene Türen ein, spricht außerdem mit Gunnar Fiedler. Der betreibt seit 1999 erfolgreich die Insel-Safari auf Usedom. Als nächstes muss ein Auto her. Dafür braucht Jan Petzold Geld und damit eine Bank, die seine Begeisterung teilt. „Am Schreibtisch habe ich mit meiner Beraterin von der Sparkasse eine Expedition im Kopf gemacht.“ Er bekommt den gewünschten Kredit. Als der Gründer dann in die erste Saison startet, ist aus MATours längst mehr geworden. „Meine Gäste können bei mir echte Abenteuer buchen. Mein Angebot wächst und verändert sich jedes Jahr.“ 2005 nimmt Jan Petzold am Mentoring-Programm teil: „Mein Mentor war Alexander Winter von der Arkona AG, einer Hotelkette.
Durch ihn konnte ich viele neue Kontakte knüpfen.“ Heute können sich die Gäste in Modulen nach Herzenswunsch ihr Programm selbst zusammenstellen. Ob Landrover-, Fahrrad- oder Kanutour. Vom Abenteuer bis zum Wellness-Erlebnis gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Dabei macht er auch vor Männerträumen wie einer echten Baggertour in der Kiesgrube oder Trends, wie der GPS-Schatzsuche nicht halt. Der Jungunternehmer ist in ganz Mecklenburg, vom Schaalsee bis nach Rostock unterwegs. MATours arbeitet mit festen Partnern zusammen, veranstaltet Tagungen für Unternehmen und Abenteuercamps. Jan Petzold lässt sich zum Hochseiltrainer ausbilden und ist als Location-Scout für Fernsehteams aktiv. Die vier Jahre haben viel von ihm gefordert. Gut, dass es anfangs Überbrückungsgeld und Hilfe vom Versorgungsamt gab. Außerhalb der Hauptsaison, die von Februar bis November andauert, arbeitet Jan Petzold im Laden- und Messebau in ganz Deutschland. „Es hilft dir keiner dabei. Du musst dich kümmern und das Ziel immer vor Augen behalten.“ Mittlerweile ist Jan Petzold zufrieden mit dem Erreichten. Darauf ausruhen kann er sich nicht. Mit dem ersten „Schweriner-Offroad-Tag“ ist er 2008 auch in den Eventbereich eingestiegen. „Das war so richtig nach meinem Geschmack. Jetzt habe ich die Partner und auch die Erfahrung größere Dinge anzupacken.“ Dann wird Jan Petzold privat, denn nicht so ganz „nebenbei“ hatte der Gründer auch noch sein größtes Abenteuer zu bestehen: Nur einen Monat nach der Gründung kam sein Sohn zu Welt, im März dieses Jahres dann seine Tochter. „Manchmal kommt die Familie zu kurz, aber ich arbeite daran.“ Sprach’s und muss los – Kundenanfragen beantworten. Die kommen nämlich jetzt schon ganz von selbst.
Michaela Skott