„Das kann ich besser!“

Hobby-Fotograf Daniel Schade hat sich vor einem Jahr mit einem Online-Print-Shop in Neustrelitz selbstständig gemacht. Er druckt die digitalen Fotos seiner Kunden auf Leinwand. Die Geschäftsidee entstand, als er ein Urlaubsfoto bei seiner heutigen Konkurrenz auf Leinwand drucken ließ. „Das blaue Meer ist grün“, ärgert sich der Jungunternehmer noch immer und dachte sich: „Das kann ich besser“!

Daniel Schades Geschäftsidee geht auf: Immer mehr Menschen hängen sich lieber ein selbst gemachtes Leinwand-Foto auf an die Wand. Seine Lebensgefährtin Daniela Schäffer hält eines von mir in den Händen. Foto machen, hochladen und drucken dauerte keine 15 Minuten. Foto: Grit Gehlen

Daniel Schade hat das, wovon andere Jungunternehmer träumen: von Anfang an ein volles Auftragsbuch. Dafür arbeitet er aber auch sieben Tage in der Woche und immer zehn bis 16 Stunden.
Durchschnittlich trudelt alle halbe Stunde eine neue Bestellung ein. „Die meisten kommen über ebay. Dort habe ich mittlerweile über 3000 positive Bewertungen und nicht eine negative“, freut sich der 32-Jährige während er „VORSICHT GLAS“-Aufkleber auf die verpackten Leinwände klebt. „Naja, ich hoffe, dass die Post die Pakete dann etwas vorsichtiger anfasst und die Bilder heil ankommen“, sagt er augenzwinkernd.

Daniel Schade wollte sich schon lange selbstständig machen. Mal träumte er von einem Indoor-Spielplatz, dann wollte er Hausboote bauen, doch seine Lebensgefährtin spielte nicht mit. Die beiden hätten einen hohen  Kredit aufnehmen müssen. Davor hatte sie Angst.

Der PC piept, eine neue Mail ist angekommen. „Bei mir bestellen auch viele Weiterverkäufer, wie zum Beispiel Fotografen, Drucke auf Leinwand. Der hier ist auch einer und gehört zu meinen Stammkunden.“
Über 7500 Bilder hat der Unternehmer in seinem ersten Geschäftsjahr verkauft. Mehr als erwartet: ein zweiter Leinwanddrucker musste angeschafft werden und die Lebensgefährtin stieg mit ins Geschäft ein. Daniel Schade weiß, dass Gründungsberater davon abraten den Ehe- oder Lebenspartner einzustellen, damit wenigstens ein sicheres Gehalt reinkommt. „Aber als Friseurin hat sie eh nicht so viel verdient, dass wir mit ihrem Gehalt über die Runden kommen würden“, sagt er.

„Der Start mit dem Online-Shop war unkompliziert“, erinnert sich Daniel Schade, während der Drucker schon wieder surrt. Ich habe das Internet nach Leinwanddruckern durchforstet. Dann habe ich mit verschiedenen Großhändlern telefoniert und nach Lieferzeiten und Preisen gefragt.“  8000 Euro kostete das Herzstück des Print-Shops. „Ich hätte den Drucker woanders billiger haben können, aber die Firma hat den besten Service angeboten. Mir war wichtig, dass da sofort jemand kommt, wenn der mal kaputt geht. Ohne bin ich aufgeschmissen.“

Nachdem Daniel Schade den Businessplan geschrieben hatte beantragte er bei der Agentur für Arbeit finanzielle Unterstützung. „Der neunmonatige Gründungszuschuss war perfekt“, sagt er und zündet sich erstmal eine Zigarette an. „Dann habe ich mir einen Steuerberater gesucht.“ Weil er so schnell wie möglich starten wollte, verzichtete er auf einen Existenzgründerkurs. Gefährlich, würden Gründungsberater sagen. Aber die IHK bescheinigte ihm genug Erfahrung aus seiner jahrelangen Arbeit im Handel.
Schnell und unkompliziert genehmigte die Sparkasse einen 12.000 Euro Kredit.
Im Wohnzimmer wurde der Drucker aufgebaut, der Ess- zum Arbeitstisch umfunktioniert, ein PC war vorhanden.

„Du bist verrückt, sagte die Familie am Anfang“, erinnert sich Daniel Schade.
Er kaufte sich eine Shop-Software, bastelte drei Tage durchweg an seinem Internetauftritt, richtete ein Geschäftskonto ein, bestellte im Internet Holzleisten für die Rahmen, Luftpolsterfolie, braunes Klebeband und Packpapier.

Am 1. April 2007, nach knapp drei Monaten Vorbereitung, war es dann soweit: daniels-print-shop.de ging bei ebay an den Start. „Mein erster Auftrag kam von einer Frau. Sie hat mir ein Digital-Foto von sich und ihrer verstorbenen Schwester geschickt. Der Leinwanddruck sollte für ihren Vater sein.“ Die Kundin bestellt noch heute bei ihm.

 

Der PC piept unablässig: eine Auftrags-Mail nach der Anderen arbeiten die beiden ab. Von hier erfolgt der “Befehl” an den Leinwanddrucker.

Weil die Auftragslage so rapide stieg, wurde das Wohnzimmer schnell zu klein. Mit Freunden und Verwandten baute Daniel Schade in nur zwei Wochen die Garage um, kaufte einen zweiten, größeren Leinwanddrucker. „Es gibt viel Konkurrenz im Netz“, weiß der 32-Jährige, „aber wir bieten Qualität und haben vernünftige Preise.“ Ebay habe ihm erst kürzlich bescheinigt, dass er der größte Leinwandverkäufer des Auktionshauses sei, erzählt er weiter. Ein Grund könnte sein, dass er auf Vorkasse verzichtet. Das sei bislang erst einmal schief gegangen.

Während der Drucker schon wieder surrt, die Kaffeemaschine krächzt und das Telefon klingelt, überlegt Daniel Schade, was er im nachhinein anders machen würde. Er kommt nicht weit, der Mann von DPD steht vor der Tür und will die versandfertigen Bilder abholen.
Gleich danach rollt der nächste LKW an, mehrmals die Woche wird das Verpackungsmaterial auf großen Rollen geliefert.

Lebensgefährtin Daniela Schäffer bearbeitet währenddessen geduldig den Postaus- und eingang. „Wir haben uns vorgenommen, dass wir alle vier Monate eine Woche Urlaub machen“, erzählt sie lächelnd. Zweimal hat das schon geklappt, „aber ich habe immer Laptop und Handy dabei“, schiebt Daniel Schade hinterher. Und ihm ist auch noch etwas eingefallen als Tipp für andere Existenzgründer: „Immer erst mal anfangen. Dann muss man auch weiter machen.“

Grit Gehlen

Ebay-Shop: www.ebay.de/usr/daniels-print-shop?_trksid=p2047675.l2559

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