Margit Wild (Brettmann) geht auf die Jagd und hat auch schon Bundeskanzlerin Angela Merkel vor die Linse bekommen. Seit vier Jahren ist sie selbstständige Bildjournalistin. Ihre Bilder, auf denen vor allem leuchtende Blumen und fröhliche Kinder zu sehen sind, wurden schon bundesweit in Zeitschriften abgedruckt.
Die Hände stecken in weißen Handschuhen, fast liebevoll streicht Margit Wild (Brettmann) die großen Fotos glatt, die sie für eine Ausstellung ausgesucht hat und in Dummerstorf bei Rostock präsentiert.
Ihre Selbstständigkeit hat die gelernte Fernseh-Kamerafrau gewissenhaft und lange vorbereitet: „Ich hatte einen Dreijahres-Arbeitsvertrag in der Pressestelle bei der IGA in Rostock. Von Anfang an habe ich überlegt, was ich nach den drei Jahren mache. Arbeitslos wollte ich nicht werden und so habe ich im dritten Jahr begonnen meine Selbstständigkeit zu planen. Ich habe mich über finanzielle Hilfen erkundigt, begonnen mein Unternehmenskonzept zu schreiben und an meinem öffentlichen Erscheinungsbild gearbeitet.
Fünf Seiten lang ist das Unternehmenskonzept. „Also mit dem Geld verdienen, da habe ich mich damals echt überschätzt“, gesteht sie lächelnd. „Man hat ja gar keine Vorstellung.“
Mit 1200 bis 2000 Euro Gewinn im Monat und drei bis vier halbtägigen Fotoaufträgen pro Woche hat sie im ersten Geschäftsjahr gerechnet. „Ich verdiene und arbeite deutlich weniger als erwartet, aber es gibt einen Aufwärtstrend“, sagt sie mit fester Stimme.
Ihre gebrauchte Fotoausrüstung für rund 2000 Euro sponsorten die Eltern. Von der Arbeitsagentur wurde das Überbrückungsgeld für ein halbes Jahr in Höhe des Arbeitslosengeldes gezahlt. Das nötige Rüstzeug für den Start holte Margit Wild sich in einem nur eintägigen Existenzgründerseminar, das vom Deutschen Journalisten Verband angeboten wurde. „Das war vollgepackt und hat gereicht“, sagt sie rückblickend. Gemeinsam mit einer Bekannten gestaltet Sie Ihren Internetauftritt foto-synthese.com, der in leuchtenden Farben und mit lebensfrohen Fotos erstrahlt. „Das überzeugt die Kundschaft am meisten.“
Auch sonst verlief der Start problemlos: „Im Schlafzimmer habe ich mir damals eine kleine Ecke mit Schreibtisch und Computer eingerichtet.“
Und am 1. April 2004 war es dann soweit: Die „Freie Bildjournalistin Margit Brettmann“ wurde zur eigenen Chefin. Für ihren ersten Auftraggeber dokumentierte sie die Außengestaltung eines Rostocker Kindergartens. Bei der Frage nach dem bisher schönsten Auftrag überlegt sie lange und sagt schließlich begeistert: „Die haben alle was.“ Mal fotografiert sie die Bundeskanzlerin auf der Bundesgartenschau, dann eine junge Frau die an Depressionen leidet und auch Fotos über Kinder im Alltag wurden schon bei ihr bestellt.
Die Aufträge flattern nur selten von allein ins Haus. Margit Wild musste lernen damit umzugehen: „Anfangs ging es mir richtig schlecht, wenn ich nichts zu tun hatte. Jetzt nutze ich die auftragsfreie Zeit gezielt und gehe auf Kundenaquise. Am besten geht das durch „Klinkenputzen“ am Telefon.“ Dafür sucht sie sich vorher im Internet den Chef-Bildredakteur eines Verlags oder einer Zeitschrift raus. „Dann stelle ich mich kurz vor und verweise auf meine Internetseite mit den Fotos und den Referenzen.“ Offensichtlich ist diese Art der Auftragssuche immer wieder erfolgreich. Der Heinrich Bauer Verlag, die Deutsche Bahn, die IHK zu Rostock haben beispielsweise schon Fotos von Margit Wild machen lassen.
Als feststand, dass sie sich selbstständig macht, trat die junge Frau in den Deutschen Journalistenverband Mecklenburg-Vorpommern (DJV) ein. Die Mitgliedschaft hat viele Vorteile: „Beim DJV habe ich nicht nur den Existenzgründerkurs gemacht, ich bin auch automatisch rechtschutzversichert und nutze gerne die Weiterbildungsveranstaltungen“. Als Bildjournalistin zählt sie außerdem zu den Künstlern und zahlt ihre Sozialversicherungsbeiträge an die Künstlersozialkasse. Die Kasse beteiligt sich zur Hälfte an den Beitragskosten. Gegen Arbeitslosigkeit hat sie sich freiwillig versichert. Das können Selbstständige seit Beginn dieses Jahres für weniger als 20 Euro im Monat. Wie viele andere Existenzgründer auch, ließ die 40-Jährige ihre Rentenversicherung anfangs ruhen.
Kurz nach der Gründung belegte die Bildjournalistin noch einen Marketing-Kurs. „Das war wichtig, ich habe super Tipps vom Kursleiter bekommen.“ Zum Beispiel soll ich die Leute hauptsächlich mit meinen Fotos ansprechen. So prangt auf ihrem knallroten Auto jetzt ein großes Foto mit einem lachenden Kindergesicht zwischen Fußballgroßen lila Blüten. Ein echter Hingucker.
„Meine Bilder strahlen Lebensfreude aus.“ Das, so glaubt sie, unterscheidet ihre Fotos von denen der vielen männlichen Kollegen. „Die haben zum Glück nicht so die grüne Ader und fotografieren lieber schwarz-weiß“, sagt sie und stellt das mittlerweile zwölfte eingerahmte Foto auf den Fußboden zu den anderen Bildern. An die Wand kommen sie später.
„Bis es läuft, das braucht seine Zeit. Man muss sich erst einen Namen machen“, sagt sie später beim Mittagessen nachdenklich und nimmt einen Schluck aus der Teetasse. „Man muss sich durchbeißen“, ist ihre Devise. „Klar hätte ich gerne mehr Geld, aber mittlerweile bin ich sehr froh, über die freie Zeit. Ich kann für meine beiden Kinder da sein, kann mir den Tag einteilen, wie ich es brauche.“ Das sei ein großer Vorteil. Auch, dass der Partner einen festen Job hat macht es ihr leichter zu sagen: „Ich würde mich jederzeit wieder selbstständig machen.“
Kontakt:
Margit Wild
Feldstraße 17
18190 Sanitz bei Rostock
Telefon: 038209 – 87 59 59
Mobil: 0179 – 509 26 48
Mail: email@fotowild.de